Nach den Traufesten in der Pfalz 

Vom Mut, Neues zu wagen

"Im Talar auf dem Wurstmarkt fällt man auf wie ein bunter Hund." Foto: Marius Schiffer/Cambrothers GbR

„Es war ein Fest, mit den Menschen zu feiern. Von kleinen Tränchen bis großes Lachen, alles dabei“, berichtet Christopher Markutzik, Pfarrer in Sausenheim-Neuleiningen. Markutzik hat vier Trauungen und Segnungen auf dem Wurstmarkt übernommen. Er berichtet von intensiven Gesprächen im Vorfeld, bei denen es ganz klar war, dass Gottes Segen im Mittelpunkt steht. Und auch neben den Begegnungen mit den Paaren fanden zahlreiche Gespräche statt: „Im Talar auf dem Wurstmarkt fällt man auf wie ein bunter Hund“, sagt Markutzik. „Aber nicht negativ, die Leute begegnen uns positiv.“ Barbara Schipper, Pfarrerin in Ludwigshafen-Süd, ist sich sicher: „Menschen nehmen es wahr, wenn wir neue Wege gehen und auf sie zugehen. Nur Events zu machen ist zu kurz gegriffen. Es geht hier um eine Grundsatzentscheidung: Wir müssen dabei bleiben und diese Richtung stärken.“ Auch Pfarrer Simon Krug aus Gönnheim hat einiges von diesem Tag mitgenommen: „Es war eine Inspiration für meine eigene Arbeit. Die Landeskirche hat ein klares Zeichen gesetzt, wie man mehr auf die Leute eingehen kann.“

„Konzentration auf das Wesentliche“

Auch an anderen Orten in der Pfalz fanden Trauevents statt, in Vogelbach, Bad Bergzabern, Ludwigshafen, Frankenthal, Kusel, Lambsheim und Billigheim-Ingenheim. In Kaiserslautern soll am 26. Oktober auf der Messe noch ein Traufest stattfinden. In die Melanchtonkirche kamen Paare aus dem ganzen Dekanat Ludwigshafen. Pfarrerin Florentine Zimmermann, Stadtjugendpfarrerin, freute sich über das Lob der Paare. „,Das ist so 2024, was ihr hier macht!‘ Noch nie habe ich diesen Satz über kirchliche Tätigkeiten gehört. Ich habe mich umso mehr darüber gefreut!“ Kerstin Bartels, Pfarrerin in der Jona-Kirchengemeinde in Ludwigshafen, weiß zu berichten, dass eine Meldung der Stadt veröffentlicht wurde, dass beim Traufest keine standesamtlichen Spontantrauungen möglich sind. „Die Anfragen müssen also dagewesen sein. Vielleicht könnte man das noch größer denken und in Zukunft bei einem solchen Event in Kooperation mit der Stadt treten.“ Sie erzählt auch von Auswirkungen auf die Ehrenamtlichen, die das Traufest unterstützt haben: „Die sind voll im Flow. Wir haben Menschen erreicht, die wir sonst nicht erreicht haben. Das Traufest ging allen unter die Haut, den Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen sowie den Paaren.“ Bartels lobt: „Es ist gut, wenn die Landeskirche Impulse setzt und mit Geld und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Impulse helfen, um aufzuspringen.“

Diesem Impuls der Landeskirche folgte auch die Gemeinde in Frankenthal und ging auf das Streetfoodfestival. Hier gab es keine Anmeldungen im Vorfeld, doch es kam trotzdem zu ein paar Spontantrauungen und einer Segnung. „So war Kirche an diesem Tag doch einfach mal sichtbar und nahbar dadurch, dass wir auf dem Streetfoodfestival rumgelaufen sind. Wir hatten immer wieder gute Gespräche und fröhliche Gesichter“, erzählt Pfarrerin Franziska Friedewald aus Großkarlbach.

Bartels, die selbst auf dem Wurstmarkt getraut hat, sagt zu den Trauevents: „Für mich hatte das viel mit meiner Arbeit zu tun, wie ich sie jetzt schon mache. Allerdings war es ein Tag, an dem sich die Arbeit auf das Wesentliche konzentriert hat. Auf das, wofür ich Pfarrerin geworden bin.“

Ehrenamtliche machen es möglich

Auch Pfarrerin Elisabeth Lang, die in Vogelbach mit ihren Kolleginnen und Kollegen und der Unterstützung von rund 50 Ehrenamtlichen ein Traufest veranstaltet hat, berichtet von emotional intensiven Begegnungen. „Nur mit der tollen Arbeit der Ehrenamtlichen, die alle Unwägbarkeiten aufgefangen haben, konnten wir das Traufest in dieser Form ausrichten.“ Sie wünscht sich in Zukunft bei ähnlichen Formaten, dass die Pfarrerinnen und Pfarrer, die das Event hauptverantwortlich organisieren, durch das Kollegium an anderer Stelle entlastet werden. Denn die Nachfrage nach ähnlichen Veranstaltungen sei gegeben: „Die Traufeste haben an vielen Orten Menschen zusammengebracht, gerade weil es ein sehr niederschwelliges Angebot war“, so Lang. Die beteiligten Pfarrerinnen und Pfarrer wünschen sich mehr solcher Begegnungen. „Wenn wir uns die Geschichten und Erlebnisse erzählen, die wir an unterschiedlichen Orten erlebt haben, setzt das Kräfte frei und macht Mut, Neues zu wagen“, sagt Anja Behrens, eine der trauenden Pfarrerinnen auf dem Wurstmarkt.