Kindervesperkirche wirkt nach 

Schulranzen-Spende von der Mosel für Ludwigshafen

In großen Paketen kamen die Schulranzen per Post von Cochem nach Ludwigshafen. Foto: Prot. Dekanat LU/Wagner

Da laufen sie: beschenkte Kinder mit ihren neuen Ranzen. Foto: Prot. Dekanat LU/Wagner

Wenn sich Menschen gegenseitig unterstützen, vermehrt sich das Gute. Das haben jetzt Kinder aus der Schillerschule in Ludwigshafen-Mundenheim erfahren: Sie wurden am Freitag mit nagelneuen Schulranzen-Sets überrascht. Ermöglicht hat dies ein Spender, der einen Bericht über ein Projekt der Protestantischen Kirche hörte.

Aber der Reihe nach: Mitte Dezember eröffnete die Kindervesperkirche. Bei diesem Projekt werden jedes Jahr alle Kinder einer Grundschule in die Protestantische Jugendkirche eingeladen. Im Dezember war die Schillerschule zu Gast. Die knapp 500 Kinder wurden mit einem Mittagessen bewirtet, anschließend durften sie in Workshops kreativ sein und sich bewegen. Was nett klingt, hat einen ernsten Hintergrund: In der Kindervesperkirche sollen die Mädchen und Jungen wenigstens ein paar Stunden ihren Alltag vergessen, denn ein Fünftel von ihnen ist von Armut betroffen oder gefährdet.

Gehört – und gehandelt

Am Eröffnungstag der Kindervesperkirche hörte Thomas Kuchenbuch aus Cochem an der Mosel einen Radiobericht über das Projekt. Dabei hörte er auch, wie Stadtjugendpfarrerin Florentine Zimmermann davon sprach, dass manche Kinder keinen Schulranzen besitzen. Die Schulsachen transportieren sie zum Beispiel in Tüten. "In diesem Moment habe ich an meine eigene Grundschulzeit zurückgedacht", sagt der 54-Jährige. Er erinnerte sich an Mitschüler, die mit einem Beutel oder anderen Taschen in die Schule kamen, weil die Familien wenig Geld hatten. Thomas Kuchenbuch ist hilfsbereit und handelt, wenn er etwas tun kann. So auch in diesem Fall. Er wusste, dass ein Lederwarengeschäft in seinem Ort einen Räumungsverkauf veranstaltete und günstige Preise bot. "So entstand die Idee", berichtet er.

Noch am selben Tag suchte Kuchenbuch den Kontakt nach Ludwigshafen zur Stadtjugendpfarrerin, rief sie an und berichtete von der Idee, Ranzen zu spenden. Florentine Zimmermann war ganz aus dem Häuschen: "Ich war wie vom Donner gerührt, es war wirklich toll." Sie erfragte bei der Schillerschule den Bedarf, wo die Überraschung auch groß war. "Ich konnte es im ersten Moment gar nicht glauben", gesteht Schulleiterin Christina Reker. "Es ist großartig, dass die Kindervesperkirche solche Kreise zieht und die Berichterstattung etwas Positives bewirkt." Die Freude teilt ebenso Paul Metzger, Dekan des Protestantischen Kirchenbezirks Ludwigshafen: "Diese Aktion zeigt, was bewegt werden kann, wenn Menschen sich berühren lassen. Auch wenn diese Spende ,nur‘ wenigen Kindern zugutekommt, ist doch deutlich: Jede Hilfe zählt. Jede Spende bereitet große Freude. Denn jeder Einzelne ist wichtig!"

Nicht nur fehlende Ranzen ein Zeichen für Kinderarmut

"Kinderarmut ist ein großes Problem an der Schillerschule", weiß die Schulleiterin. Armut zeigt sich nicht nur an fehlenden Schulranzen. Sie zeigt sich auch an Kleidung, die kaputt oder nicht der Witterung angepasst ist. Sie zeigt sich daran, dass Sportsachen, Schulmaterialien und selbst kleine Beträge für Theaterbesuche fehlen. Sie zeigt sich, wenn Kinder kein ausreichendes und gesundes Frühstück mitbringen. "Manche Kinder kommen hungrig zur Schule", berichtet Christina Reker.

Das Lederwarengeschäft "La Borsa" aus Cochem unterstützte Kuchenbuchs Aktion, gab ihm sieben Ranzen weit unter dem Einkaufspreis und legte noch rund 20 Tintenfüller dazu. Die Kosten für Thomas Kuchenbuch beliefen sich auf 450 Euro. Stadtjugendpfarrerin Zimmermann brachte die beiden großen Pakete am Freitag in die Schillerschule. Fünf Kinder wurden beschenkt. Ein Kind war krank, bekommt den Ranzen später. Ein Set bleibt in Reserve.

Die zwei Mädchen und drei Jungen waren sprachlos und überwältigt. Vorsichtig öffneten sie die bunten Schulranzen und erkundeten, was noch alles in ihnen steckte: Turnbeutel, Mäppchen mit Stiften und Anhänger. Spender Thomas Kuchenbuch wünscht sich, dass die Ranzen die Beschenkten motivieren, gerne zur Schule zu gehen und fleißig zu lernen.

Anstöße geben und Chancen eröffnen

Nicht nur mit der Ranzen-Spende wirkt die Kindervesperkirche über ihren Aktionszeitraum hinaus. Zum ersten Mal will das Team einmal im Monat etwas Besonderes für die Kinder auf die Beine stellen, die zuvor zu Gast waren. Sie sollen Vereine, Initiativen und Organisationen kennenlernen, die ihre Angebote den Kids kostenfrei vorstellen. Damit will die Kindervesperkirche Anstöße für die Freizeit geben und Chancen eröffnen.

Zum Auftakt dürfen die Mädchen und Jungen aus der Schillerschule im Januar und Februar die Tanzschule Weile in Mundenheim besuchen. Damit sie nicht hungrig losgehen, bekommen sie vorher ein Mittagessen mit Gebäck, Obst, Gemüse und Getränken. Außerdem sind die Schillerschüler zu Kino-Nachmitttagen und Bastelsamstagen eingeladen, die die Protestantische Kirchengemeinde Mundenheim veranstaltet.

Hintergrund

Die Protestantische Jugendkirche Ludwigshafen wird einmal im Jahr zur Kindervesperkirche und lädt jeweils ein oder zwei Grundschulen aus ihrer Nachbarschaft zu sich ein. So kann jedes Kind während seiner Grundschulzeit mindestens einmal das Angebot nutzen. Eingeladen werden Mädchen und Jungen aus der Albert-Schweitzer-Schule, der Brüder-Grimm-Schule, der Wittelsbachschule (alle Ludwigshafen-Süd) und der Schillerschule (Ludwigshafen-Mundenheim). Im Dezember 2023 war die Schillerschule zu Gast.