Kirche und Frieden 

Neuer Friedensbeauftragter wird offiziell eingeführt

Mahner für den Frieden: Der neue Friedensreferent der Evangelischen Kirche der Pfalz - Gregor Rehm, Foto: Enrico Markx

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Am kommenden Sonntag wird Gregor Rehm in einem Gottesdienst in der Gedächtniskirche in Speyer offiziell in sein neues Amt eingeführt. Damit ist Rehm ganz offiziell das, was er seit dem Tod seines Vorgängers, Pfarrer Detlev Besier, bereits kommissarisch gewesen ist: Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche der Pfalz. 

Über 100 bewaffnete Konflikte und Kriege weltweit zählt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) aktuell. Ein trauriger Hintergrund für den Weltfriedenstag der Vereinten Nationen, der seit 1982 immer am 21. September begangen wird. Und auch ein trauriger Hintergrund für den Amtsantritt von Gregor Rehm, dessen Aufgabe durch die Zahlen des DRK felsenfest untermauert wird. „Es ist eigentlich paradox“, kommentiert Rehm die DRK-Zahlen, „denn der Mensch hat in seinem tiefsten Inneren eine Sehnsucht nach Frieden.“ Der Mensch habe aber auch eine Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Werde die verletzt und könnte auch Justiz keine adäquate Lösung herbeiführen, dann käme es zu gewalttätigen Konflikten – im Großen wie im Kleinen. Ganz zu schweigen von macht- und geopolitischen Interessen einzelner Staaten.

Ein Beispiel für Letztgenanntes erlebten wir seit mittlerweile 19 Monaten mehr oder weniger direkt vor unserer Haustür, in der Ukraine. 

Angesprochen darauf, wie dieser Konflikt seiner Meinung nach beendet werden könnte, antwortet Gregor Rehm: „Dauerhafter, nachhaltiger Friede kann nur am Verhandlungstisch erreicht werden, weil nur dann Wahrheit und Gerechtigkeit mit einbezogen werden können. Und zwar so, dass die Interessen aller Konfliktparteien Berücksichtigung finden und Aufarbeitung stattfinden kann.“ Diese Erkenntnis besäßen nach Rehms Ansicht auch die Politiker Russlands, der Ukraine und ihre Unterstützer. „Die Frage ist, wie viele Menschenleben beide Parteien bereit sind zu opfern, um ihre Verhandlungsposition zu verbessern." 

Frieden schaffen ohne Waffen 

Das Motto der Friedendbewegung früherer Jahre „Frieden schaffen ohne Waffen“ ist für Gregor Rehm daher immer noch aktuell. „Mit Waffen wird nie ein dauerhafter Frieden erreicht werden können“, sagt Rehm. Dem Theologen und Gemeindediakon ist die mediale Berichterstattung zu sehr auf militärische Erfolge fokussiert. „Es geht oft nur darum, wer gerade welche Grenzlinie verschoben hat“, kritisiert Rehm und weist deshalb immer wieder darauf hin, dass es nicht um eine Computersimulation gehe, sondern um echte Menschen, die auf den Schlachtfeldern oder in den Städten sterben. Seine persönliche Aufgabe als Friedensbeauftragter in der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt sieht der gelernte systemische Supervisor deshalb unter anderem darin, respektvollen Diskurs zu ermöglichen. Es bringe nichts, wenn der Bundeskanzler die Menschen der Friedensbewegung als „gefallene Engel“ abwerte und umgekehrt Vertreter der Friedensbewegung von „Kriegstreibern“ sprächen, erläutert Rehm. Er möchte – und sieht darin auch den Beitrag der Kirche – Räume der gesellschaftlichen Entfeindung bauen, in denen respektvoll und deshalb auch produktiv um Lösungen gerungen werden kann. In dieser Mission ist Rehm oft zu Vorträgen und Diskussionen in Gemeinden unterwegs und bietet Friedensstifter-Kurse für junge Menschen an, zum Beispiel im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes. 

Gregor Rehm weist außerdem auf die Atomwaffen-Problematik hin. Im Juni dieses Jahres hatte er einen kirchlichen Aktionstag gegen Atomwaffen am Fliegerhorst Büchel in der Eifel mitorganisiert. Für Rehm ein wichtiges Engagement, denn die nukleare Teilhabe Deutschlands ist nach wie vor die Drohung mit der Vernichtung von Mensch und Mitwelt. Rehm ist überzeugt: „Das kann Gott nicht gemeint haben, als er uns seine Erde anvertraut hat."

VORSICHT:

Nicht überall, wo vermeintlich „Frieden“ draufsteht, ist auch solcher drin. Die für den 7. Oktober um 12:00 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz in Ramstein als Friedens-Demonstration angekündigte Veranstaltung entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Kundgebung eines Bündnisses, das vor allem von rechtspopulistischer Seite getragen wird. Die Kernforderung ist, dass alle US-amerikanischen Soldaten aus Deutschland abgezogen werden sollen, um Deutschland wieder wahre Souveränität zu ermöglichen. Deshalb setzt sich das Bündnis auch für die Aufrüstung der Bundeswehr ein.