80. Geburtstag 

Mit Zuversicht und Gottvertrauen

Altkirchenpräsident Eberhard Cherdron: Foto: Landry

Altkirchenpräsident Eberhard Cherdron wird 80 Jahre alt.

Speyer. Bei der Geburtstagsfeier von Altkirchenpräsident Eberhard Cherdron am 7. November wird das Lied 324 aus dem Evangelischen Gesangbuch gesungen: "Er hat noch niemals was versehen / in seinem Regiment, / nein, was er tut und lässt geschehen, / das nimmt ein gutes End", heißt es da in Strophe 17. Kurz habe er gezögert, ob er dieses Lied singen lassen will angesichts der Krisen dieser Tage, sagt Cherdron. Doch wirklich nur kurz. Zuversicht und Gottvertrauen lässt er sich so schnell nicht nehmen.

Die 80 Lebensjahre sind Cherdron nicht anzusehen und schon gar nicht anzumerken, wie er zugeneigt und freundlich seinen Gast mit Kaffee, Kuchen und später einem Gläschen Mohrbirnenschnaps bewirtet. Er habe ein erfülltes Leben gehabt, blicke auf jeden Tag fröhlich zurück, sagt der vierfache Vater, der inzwischen zehn Enkel hat. Doch dieser Rückblick unterscheidet sich deutlich von denen anderer älterer weißer Männer, die höhere Ämter begleitet haben. Er erzählt keine Anekdoten, berichtet nicht von Heldentaten seiner Amtszeit. "Nein, an besondere Erfolge oder Niederlagen erinnere ich mich nicht." Damit ist das Thema Rückblick durch.

Cherdron lebt fröhlich im Hier und Heute. Die Frage, ob er denn nicht gelegentlich hadere, weil seine Frau bereits vor zwölf Jahren an Demenz erkrankte und inzwischen im Pflegeheim lebt, stößt bei Cherdron auf einiges Unverständnis. Auch Schwache und Kranke seien Gottes Kinder, sagt er. Jeden Vormittag besucht er seine Frau in dem wenige Gehminuten von seinem Haus in Speyer entfernten Heim. "Das ist doch keine Last, ich freue mich jeden Tag auf die Besuche, auf die Nähe zu meiner Frau."

Cherdron, Nachfahre hugenottischer Glaubensflüchtlinge und in einem Pfarrhaus aufgewachsen, ruht in sich und seinem Glauben. Doch seine Gelassenheit hat so gar nichts mit Gleichgültigkeit zu tun. Mit wachem Blick beobachtet er die Welt und seine Kirche. Und mit scharfem Verstand analysiert er beide. Grober Unfug sei es, immer mehr auf eine digitale Kirche zu setzen, sagt der Altkirchenpräsident. Kirche lebe von der personalen Begegnung, von der Nähe zu den Menschen.

Cherdron studierte von 1963 bis 1967 Theologie an den Universitäten Tübingen, Heidelberg, Göttingen und Mainz. Sein anschließendes Vikariat und seine erste Pfarrstelle waren in Bexbach und Homburg. Ab 1970 studierte er Volkswirtschaftslehre und schloss 1974 als Diplom-Volkswirt ab. Von 1974 bis 1977 tat er Dienst als Pfarrer in Neuhofen. Danach war er bis 1984 Landesjugendpfarrer, dann bis zu seiner Wahl zum Oberkirchenrat im Jahr 1989 Landesdiakoniepfarrer. 1998 wählte ihn die Landessynode zum Kirchenpräsidenten und bestätigte ihn 2005. Mit 65 Jahren trat er 2008 in den Ruhestand.

Doch obwohl er die allermeiste Zeit seines Berufslebens in übergemeindlichen Ämtern verbracht hat, ist Cherdron sicher, dass Kirche vor allem in den Gemeinden lebt. Der regelmäßige Sonntagsgottesdienst ist für ihn unaufgebbar. Die Kirche müsse sich neu besinnen, worauf es ihr ankomme, sagt er. Und für ihn sind das die Menschen vor Ort. Das Wahrnehmen der Gemeindemitglieder in allen Lebenslagen durch Kasualien, Besuche und Gottesdienste sei zentral. Kirchengemeinden müssten mit anderen Vereinen und Institutionen ein feines soziales Netz bilden, das den Menschen Sicherheit und Geborgenheit biete.

Cherdrons Tage im Ruhestand sind ausgefüllt. Neben den täglichen Besuchen bei seiner Frau und dem Musizieren mit Freunden publiziert er vor allem. Zurzeit schreibt er an einem Buch über die Geschichte des reformierten Gesangbuchs. Und auch ein Buch über das Predigen plant er mit zwei weiteren Autoren. Sein Thema bei diesem Projekt sei ein Plädoyer für die freie Rede bei der Predigt.

Diese Liebe zum freien Wort macht es Journalisten nicht leicht, hilft ein schriftliches Manuskript doch vor falschem Zitieren. Einmal verteilte Cherdrons damalige Pressesprecherin Marita Rödszus-Hecker doch etwas Schriftliches vom Kirchenpräsidenten. Aber der beeilte sich sogleich, darauf hinzuweisen, dass er das, was da stehe, möglicherweise nicht sagen werde. Auf die Frage einer irritierten Radio-Kollegin, ob sie dennoch aus der Vorlage zitieren könne, sagte Cherdron freundlich: "Das können sie machen, wie sie wollen. Ich dementiere nie."

Auch in aufgeregten Zeiten war und ist Cherdron ein unaufgeregter, den Menschen zugewandter Zeitgenosse. Deshalb passt Strophe 15 des eingangs zitieren Paul-Gerhardt-Lieds mindestens so gut zu ihm wie die 17.: "Was kränkst du dich in deinem Sinn / und grämst dich Tag und Nacht? /Nimm deine Sorg und wirf sie hin / auf den, der dich gemacht."

Autor: Klaus Koch
Artikel aus dem Kirchenboten