Kalorienreiche Tradition
Weil früher am Donnerstag vor der Fastenzeit zum letzten Mal vor Ostern gebacken und geschlachtet werden durfte und weil dabei jede Menge Fett im Spiel war, heißt der Tag heute auch der schmotzige, schmutzige, eben fettige Donnerstag.
Speyer (lk). Der Donnerstag vor Aschermittwoch ist traditionell bekannt unter dem Namen „Altweiberfastnacht“. Aber: Der Tag hat auch noch einen anderen Namen. Vor allem in den allemannischen Regionen, also Teilen Baden-Württembergs, des Elsass´ sowie der Schweiz ist der Tag auch bekannt unter der Bezeichnung „schmotziger Donnerstag“. Woher dieser Name kommt, Radiopfarrer Dejan Vilov verrät es im RPR-1-Interview:
Also, Dejan: Warum heißt der schmotzige Donnerstag schmotziger Donnerstag?
Dejan Vilov: Also, „schmotzig“ heißt zunächst mal einfach „schmutzig“, allerdings ist damit in den allemannischen Dialekten nicht das Gegenteil von sauber gemeint, sondern „fettig“ oder „voller Fett“. So wie der Tag in Rheinland-Pfalz ja auch der „fettige Donnerstag“ genannt wird.
Aber was hat der Tag heute mit Fett zu tun?
Naja, der Donnerstag vor Aschermittwoch war früher traditionell der Tag, an dem das letzte Mal vor Ostern geschlachtet oder gebacken werden durfte und das hat man dann eben auch ausgiebig getan. Da hat man es sozusagen nochmal richtig krachen lassen. Und beim Schlachten fällt naturgemäß viel Fett an bzw. fettiges Fleisch. Und beim Backen hat man oft auch nicht einfach Kuchen gebacken, sondern man hat Teig in Fett ausgebacken. Das, was man heute in der Pfalz auch noch kennt unter dem Namen „Faasenachtskichelscher“ – oder so ähnlich.
Warum durfte früher von heute an bis Ostern nicht mehr gebacken oder geschlachtet werden?
Weil die sieben Wochen vor Ostern in christlicher Tradition eine Fastenzeit waren, und sie sind es immer noch, auch wenn das heutzutage nicht mehr so streng gehalten wird. Es geht darum, sich in diesen Wochen vor Ostern an das Leiden und den Tod Jesu zu erinnern, zum Beispiel dadurch, dass man auf bestimmte Dinge oder Annehmlichkeiten verzichtet, die sonst zu unserem Leben dazugehören, wie beispielsweise Backwaren oder Fleisch. Man kann aber auch auf bestimmte Verhaltensweisen verzichten. Das Motto der deutschlandweiten Aktion „Sieben Wochen ohne“ der Evangelischen Kirche lautet in diesem Jahr „Leuchten. Sieben Wochen ohne Verzagtheit.“
Das klingt ziemlich abstrakt, wenn ich ehrlich bin. Worum geht’s da konkret?
Es geht darum, angesichts der diversen Krisen unserer Zeit, nicht den Mut zu verlieren. Nicht zu verzagen, sondern stattdessen ein Licht anzuzünden und auch mal zu schauen, wer oder was alles für uns ein Licht seien kann. Also, wer oder was uns das Dunkle ein bisschen heller macht und uns hilft, nicht zu verzagen. Ein ziemlich aktuelles Motto also.
Danke, Dejan.
Mehr zur Fastenaktion der Evangelischen Kirche:
7 Wochen Ohne | (evangelisch.de)