Konfirmation 

"Ich wollte selbst 'Ja' zu Gott sagen"

Leo entzündet die Kerze. Gemeinsam mit Nike, Lea W., Lea P. und Johannes (v.l.n.r.) bereitet er sich auf die Konfirmation vor. Foto: lk

Speyer (lk). Das letzte Licht des Tages scheint durch die Buntglasfenster der Gedächtniskirche. Zwischen den Kirchenbänken ertönen Stimmgewirr und Lachen von 48 Jugendlichen. Gemeinsam mit vielen anderen Mädchen und Jungen werden sie in den kommenden Wochen in den verschiedenen Gemeinden der Evangelischen Kirche der Pfalz konfirmiert. 

"Das ist kein alltägliches Bild", sagt Pfarrerin Constanze Lotz. Außerhalb der Konfirmationszeit seien Jugendliche in Gottesdiensten eine Seltenheit. Eine Entwicklung, die auch diverse empirische Studien belegen. So zeigen die Shell- Jugendstudien, dass der Glaube an Gott unter jungen Menschen an Wertigkeit verliert. War 2002 für 38 Prozent der evangelischen Jugendlichen der Gottesglaube wichtig, war er es in der aktuellen Studie von 2019 nur noch für 24 Prozent. Auch die steigenden Kirchenaustritte und sinkenden Taufzahlen spielen eine Rolle. Hat das Auswirkungen auf die Anzahl der Konfirmanden? "Meine persönliche Erfahrung in den sechs Jahren als Pfarrerin hier ist, dass die Zahl der Konfirmanden zwar schwankt, sich aber kein genereller Rückgang erkennen lässt", berichtet Lotz. Warum entscheiden sich junge Menschen heute dennoch für die Konfirmation und was für eine Rolle spielt der Glaube in ihrem Leben? 

Prägung durch Familie

Diese Fragen haben sich auch Johannes (14), Leo (14), Lea P. (13), Nike (13) und Lea W. (13) gestellt, bevor sie sich für die Konfirmation entschieden haben. "Ich wollte selbst 'Ja' zu Gott sagen. Bei der Taufe wurde noch für mich entschieden, jetzt entscheide ich selbst", erklärt Nike. Ihre Freundin Lea W. stimmt ihr zu: "Außerdem wollte ich auch einmal Taufpatin werden." 2018 kommt die Studie "Jugend-Glaube-Religion" zu dem Ergebnis, dass Jugendliche vor allem durch Erziehung und Sozialisation zum Glauben finden. Auch Leo musste nicht groß über die Entscheidung nachdenken, "in meiner Familie und in meinem Freundeskreis haben sich schon viele konfirmieren lassen, daher war mir klar, dass ich es auch mache." 

Im Alltag innehalten

"Ich denke, ich hätte so oder so zu Gott gefunden, aber durch meine Familie wurde es verstärkt", sagt Lea W.  "Gerade meine Oma hat mich geprägt, mit ihr bete ich vor dem Essen, ich mag es, im Alltag einen Moment inne zu halten und dankbar zu sein." Nicht nur sie betet regelmäßig, auch Johannes erzählt: "Ich bete jeden Abend vor dem zu Bett gehen." Die Gespräche mit Gott geben ihm "Kraft und ein gutes Gefühl." Der 14-Jährige spielt Fußball, "vor jedem Spiel bete ich, dass ich mich nicht verletze und mir ein gutes Spiel gelingt." Dass kennt auch Lea P.: "Wenn ich ein Ruder-Rennen habe, bete ich auch." Die Studie "Jugend-Glaube-Religion" zeigt, dass das persönliche Gebet ein Fixpunkt in der religiösen Praxis junger Menschen darstellt, besonders in schwierige Situationen wie Prüfungen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Glaube für Jugendliche nicht an Religion und Kirche gebunden ist. 

Gemeinschaftserfahrungen

Von den fünf Jugendlichen kann sich nur Leo vorstellen, nach der Konfirmation regelmäßig in die Kirche zu gehen. "An den Feiertagen komme ich aber schon", sagt Nike. Die "Konfi-Zeit" haben alle fünf positiv in Erinnerung. "Vor allem die Gemeinschaft war toll", erzählt Lea P. Leo hat besonders die "Konfi-Fahrt" gefallen. Vor ihrem großen Tag herrscht Aufregung. "Meine ganze Familie kommt, sogar meine Tante aus Amerika", erzählt Lea W. "Bei mir kommen auch Freunde, die nicht gläubig sind", erzählt Johannes. Das Thema Glauben spielt unter den Jugendlichen in alltäglichen Gesprächen meist keine große Rolle. "Ich halte es eher privat und rede nicht so viel darüber", sagt Nike. Johannes spricht hingegen öfter über seinen Glauben, "das kann Menschen auch verbinden", berichtet er. Alle fünf würden sich nochmal für die Konfirmation entscheiden: "Es war eine tolle Zeit, die mich sicher auch langfristig prägen wird", resümiert Lea P.

 Autorinnen: Nuria Walter (Praktikantin) und Lara Sturm (Pressesprecherin)