Hans Stempel und die NS-Täter
Am Montag, 12. Juni 2023 stellt die Evangelische Akademie der Pfalz ein neues Buch über den ehemaligen Pfälzer Kirchenpräsidenten Hans Stempel und sein Engagement für NS-Täter vor.
Speyer (lk). „Die Gefangenen leiden sehr unter ihrer Lage“. Die Betreuung deutscher NS-Täter durch Hans Stempel und Theodor Friedrich, so lautet der Titel eines neuen Buchs über den ehemaligen Pfälzer Kirchenpräsidenten Hans Stempel. Am 12. Juni 2023 stellt Autor Nicholas Williams seine Forschungsarbeit zur Diskussion im Protestantischen Bildungszentrum Butenschoen-Haus in Landau. Grußworte von Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und des Landauer Oberbürgermeisters Dominik Geißler sowie ein Vortrag von Historiker Bernd-Stefan Grewe runden das Programm ab.
2016 waren kontroverse Debatten um die 2012 erfolgte Benennung einer Landauer Straße nach Hans Stempel aufgebrochen. In der Kritik stand vor allem Stempels Mitgliedschaft im Präsidium des revisionistischen Stillen Hilfe e. V. 2017 erhielt die Evangelische Akademie der Pfalz in Absprache mit der Stadt Landau den Auftrag der Landeskirche, das Engagement des ehemaligen Kirchenpräsidenten für im Ausland inhaftierte NS-Täter zu erforschen.
Die Ergebnisse dieses Projekts werden nun in Landau zur Diskussion gestellt. „Mein ausdrücklicher Dank gilt Nicholas Williams und dem Team der Evangelischen Akademie für die gründliche Erarbeitung dieses Kapitels der Geschichte unserer Landeskirche“, sagte Kirchenpräsidentin Wüst im Vorfeld der Veranstaltung. „Nun ist es an uns, mit den Ergebnissen umzugehen und uns um Aufarbeitung des Wirkens von Hans Stempel in Hinblick auf Verdienste, aber nun eben auch auf Irrwege zu bemühen“.
Hintergrund
Hans Stempel wurde 1946 zunächst Präses, dann Kirchenpräsident der Evangelischen
Kirche der Pfalz. Von 1945 bis zu seinem Tod 1964 engagierte er sich in der Betreuung
deutscher Kriegsgefangener, Internierter und NS-Täter.
Mit der Forschungsarbeit beauftragt wurde 2018 der Historiker Dr. Nicholas Williams,
inzwischen Direktor des Instituts für Ostbelgische Geschichte in Eupen (Belgien).
Kooperationspartnerin war das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz.
Abgeschlossen wurde das Projekt mit der Publikation eines Sammelbandes (Die Kirche und
die Täter nach 1945. Schuld – Seelsorge – Rechtfertigung, Göttingen 2022) und der nun
vorgestellten Monografie.
Link zum Flyer https://eapfalz.de/flyer-buchpraesentation-stempel-friedrich-und-die-ns-taeter/