250 Jahre Gospel Amazing Grace 

Ein Sklaventreiber preist den Herrn

Gospel: Gotteslob mit Power. Foto: Tobias Frick/fundus

Was verbindet Elvis, Justin Bieber und Ex-US-Präsident Barack Obama? Sie alle haben die wunderbare Gnade besungen: Amazing Grace.

Nicht zu vergessen haben auch Mylie Cyrus, Beyoncé und viele andere das wohl berühmteste Gospel der Welt im Programm. Amazing Grace, auf Deutsch: Wunderbare Gnade. Das englische Wort Gospel kommt von good spell, die Gute Nachricht - das Evangelium.

Der Text zu dem weltbekannten Gospel ist vor 250 Jahren entstanden. Als der Engländer John Newton 1725 als Sohn einer frommen Christin und eines Seefahrers geboren wird, da ahnt noch niemand, dass er mal einen Text schreiben würde, der auf der ganzen Welt berühmt wird.

Amazing Grace - how sweet the sound.  That saved a wretch like me!
Wunderbare Gnade, was für ein süßer Klang, die einen Sünder wie mich gerettet hat.

Aber der Reihe nach: Newton hat eine schlimme Kindheit, seine Mutter stirbt früh, seine Stiefmutter hasst ihn. Mit elf Jahren schon beginnt er, mit seinem Vater zur See zu fahren und wird mit 19 schließlich Aufseher in einem Sklavenlager. Und zwar einer der übelsten Sorte.

Er nutzt seine Macht gnadenlos aus. Für ihn sind Sklaven keine Menschen, sondern rechtlose "Nigger". Newton nimmt sich, was er will, vergewaltigt Sklavinnen. Dann, drei Jahre später, gerät Newton als 22-Jähriger auf einem Schiff in einen Sturm und fleht verzweifelt Gott an: Bitte hilf mir. Rette mich!

Tatsächlich überlebt Newton den Sturm, deutet das als Zeichen vom Himmel und wird Christ. Seinen Job als Sklavenaufseher gibt Newton allerdings nicht sofort auf. Erst nach und nach sieht er ein, dass Sklaverei grausam ist und gegen Gottes Willen verstößt.

I once was lost, but now I am found, was blind but now I see.
Einst war ich verloren, aber jetzt wurde ich gefunden, ich war blind, aber jetzt kann ich sehen.

Mit 39 wird Newton schließlich Pfarrer in England und entschiedener Gegner der Sklaverei. Sein Lied Amazing Grace schreibt er schließlich mit 47. Erst weitere 35 Jahre später, im Jahr 1807, wird der Sklavenhandel in England abgeschafft. Newton ist da bereits 82 und stirbt kurze Zeit später in London. Nicht ahnend, welche Stars seine Worte einst singen werden.

 

Autor: Dejan Vilov, Rundfunkpfarrer