Krimi-Kirche in Pirmasens 

Ein Mordfall aus der Bibel

Drei Tatverdächtige, ein Ermittler und die Gemeinde, die Tipps abgeben darf. Foto: lk/Seebald

Ein Gottesdienst, in dem die Besucher einen Mordfall aus der Bibel lösen müssen: Das hat es bisher in der Pauluskirchengemeinde Pirmasens noch nicht gegeben.

Pirmasens (lk, dob). "So spannend kann Kirche sein", meinte Besucher Volker Weber später anerkennend. Mit seiner Frau Inge war er der Einladung von Gemeindepfarrerin Janina Tamm und des Presbyteriums gefolgt. Als 80 statt der rund 50 erhofften Menschen am 22. Januar in der Pauluskirche Platz genommen hatten, fühlten sich die ehrenamtlich Helfenden und ihre Pfarrerin mit der neuen Reihe auf dem richtigen Weg.

"Eure Mithilfe ist vonnöten. Ein Mann ist kopflos, ihm wurde mit seinem eigenen Schwert der Kopf abgeschlagen", wandte sich Janina Tamm an die Gottesdienstgemeinde. Holofernes, der Feldherr des babylonischen Königs Nebukadnezar, war gemeuchelt worden. Weil der biblische Kriminalfall nur in den Apokryphen zu finden und weniger bekannt ist, hatte das Gemeinde-Team ihn ausgewählt.

Drei Tatverdächtige und Motive

Ein fünfköpfiges Team aus kostümierten Mimen der Pauluskirchengemeinde präsentierte den Besuchern in mehreren Spielszenen die drei Tatverdächtigen und ihre möglichen Motive. König Nebukadnezar, gespielt von Volker Dück, setzte die Gäste anfangs unter Druck, besonders gut aufzupassen: "Ihr werdet mir helfen, den Fall zu lösen. Sonst werdet ihr es später bitter bereuen", polterte er.

Schonungslos brachte der Bote, gespielt von Ute Weisbrod-Mohr, die gut recherchierten möglichen Mordmotive ans Licht. Da war Achior, der leicht arrogante Stratege und wichtigste Berater des Holofernes, verkörpert von Patrick Schwab. Ihm wurden Nachrückpläne auf den Platz des Feldherrn nachgesagt. Ferner war da die schöne judäische Witwe Judit, gespielt von Eva Diehl-Meyer, die des Nachts mit Holofernes in dessen Zelt für eine Liebesnacht verschwunden war.

Und nicht zuletzt kam Bagoas unter Verdacht, gespielt von Waldemar Tamm. Der Diener des Holofernes hatte Grund, seinen Herrn zu hassen und ihm den Tod zu wünschen. Er war noch als junger Mann auf Geheiß des Feldherrn seiner Männlichkeit beraubt und zum Eunuchen gemacht worden. Morgens hatte er das Zelt betreten und die enthauptete Leiche seines Herrn gefunden.

Abstimmung mit Erbsen

Alle drei beteuerten ihre Unschuld. Nun trat Hercule Poirot alias Lothar Leiner in Erscheinung und rekapitulierte die möglichen Mordmotive. Er rief die Besucher auf, nacheinander nach vorn in den Altarraum zu treten, eine Erbse aus einer bereitgestellten Schüssel zu nehmen und sie in dasjenige Schälchen zu legen, das ihr dringend Tatverdächtiger in den Händen hält. Am Ende stimmten 17 Besucher für Achior, 32 für Judit und sieben für Bagoas. Damit zeigte sich die Mehrheit bibelkundig: Judit hatte den Feldherrn mit dessen eigenem Schwert erschlagen und ihm den Kopf abgetrennt. Sie wollte ihr judäisches Volk retten, das von Nebukadnezar und seiner Armee unterworfen werden sollte.

"Dass eine Frau diesen Kraftaufwand leisten kann und einem durchtrainierten Soldaten den Kopf abschlagen kann, scheint mir unrealistisch", begründete Besucherin Gisela Weiß, dass sie eine Erbse in das Schälchen von Achior gelegt hatte. "Ich habe den Vize wegen seines Ehrgeizes für den Mörder gehalten."

Gleichwohl waren alle Besucher mit der Mehrheitswahl der Judit gut beraten. König Nebukadnezar und auch Gemeindepfarrerin Janina Tamm luden anschließend zu einem Büfett ein, das ein Team Ehrenamtlicher um Brigitte Dück und Benita Scherer kredenzt hatte. Dirk Huber, Vater von Präparandin Nina und ihrer kleineren Schwester ­Tamina, zeigte sich angetan von dem Krimi-Gottesdienst, bei dem die Besucher mitmachen und entscheiden konnten. Bei der nächsten Krimi-Kirche sei er gern wieder dabei, versicherte er. Wann sie sein wird, konnte Pfarrerin Tamm noch nicht sagen. "Vielleicht im Spätjahr", erklärte sie.