Solarzellen auf Dach der Salvatorkirche Ungstein 

Denkmal trifft Klimaschutz

Versorgen gut neun Häuser jährlich mit Strom: Die Solarpanele auf dem Dach der Salvatorkirche Ungstein. Foto: Kretzschmar

Auf der Salvatorkirche in Ungstein wird künftig Strom erzeugt. Investiert haben in die 60 Solarmodule die Stadtwerke Bad Dürkheim, die den Strom einspeisen. Die Kirchengemeinde kassiert dafür Miete. Vor allem der Denkmalschutz wurde zum Streitfall.    

Ungstein (lk). Es war ein durchaus langwieriger Weg, den die protestantische Kirchengemeinde Ungstein auf dem Weg zu mehr Klimaschutz gegangen ist. Vor einigen Jahren schon, so erzählt Pfarrerin Jasmin Brake, waren im Holzgesims des Turms Löcher von Dohlen entdeckt worden. Bei der Begutachtung waren im Dachstuhl der Kirche außerdem morsche Balken aufgefallen. Schnell war dem Presbyterium klar, dass etwas getan werden müsse, um die zwischen 1713 und 1716 erbaute spätbarocke Kirche nicht dem Verfall preiszugeben, die unter anderem einen protestantischen Kanzelaltar aus dem Jahr 1901 beherbergt.

Ungsteins Ortsvorsteher Andreas Wolf habe damals die Idee einer ­Fotovoltaikanlage auf dem Dach ins Spiel gebracht, da ja ohnehin ein Gerüst gestellt werden müsse, sagt Pfarrerin Brake. Zuletzt hatte der Bund die Gesetzgebung dahingehend geändert, dass Denkmäler von Maßnahmen zum Klimaschutz nicht mehr zwingend ausgeschlossen sind. Da die Bauabteilung der Landeskirche für das Einzeldenkmal die zuständige Behörde ist, habe man zusammen mit ihr aus­gelotet, was möglich ist, sagt Brake. Uwe Lackner habe die Idee eines Dachmietmodells ins Spiel gebracht und sei damit auf die Stadtwerke Bad Dürkheim zugegangen, die sich aufgeschlossen gezeigt hätten. Ohne­hin verfolge die Stadt das Ziel, mehr Solarenergie auf Dächer zu bringen, sagt Brake. 

 

Ringen um die Zuständigkeit

Als die Kirchengemeinde allerdings den Bauantrag stellte, schaltetet sich die Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises ein. Diese ist nicht für die Kirche selbst, sondern die Denkmalzone rund um die Kirche zuständig. Die Behörde störte sich an den geplanten schwarzen Solarmodulen und schlugen, passend zu den roten Biberschwanzziegeln der Kirche, rote Module vor. Diese sind allerdings rund doppelt so teuer und produzieren weniger Strom, sagt Bernd Ehrhardt, Leiter der Bauabteilung der Evangelischen Kirche der Pfalz. Um eine Lösung im Ringen um die Zuständigkeit zu finden, habe schließlich das Ministerium in Mainz bestimmt, dass die Landeskirche in solchen Fällen entscheide, sagt Ehrhardt. Pfarrerin Jasmin Brake war unterdessen froh, dass das Gerüst nach der wochenlangen Hängepartie in Sachen Denkmalschutz überhaupt noch stand. "Uns hatte das schlechte Wetter in die Karten gespielt, sonst wären die Dacharbeiten schon längst abgeschlossen gewesen."

Bei dem Dachmietmodell nun sind die Stadtwerke Inhaber und Betreiber der Anlage, deren Strom voll ins Netz eingespeist wird. Sie finan­zieren auch die Installation. Die Kirchengemeinde bekommt dafür über 20 Jahre hinweg eine jährliche Miete. Anschließend kann sie die Anlage übernehmen oder abbauen. Neun Häuser versorgt die Anlage jährlich mit Strom.

 

19 Kirchen mit Fotovoltaik

Brake ist nicht nur froh über den Beitrag zum Klima, sondern auch über das Geld in der Kirchenkasse. Mindestens 300 000 Euro wird die Dachstuhlsanierung kosten. Fundraising sei dringend nötig. Ihr Fazit mit Blick auf Fotovoltaik auf Kirchen ist gemischt. "Wir haben viele Kirchen, die sich auf den ersten Blick gut eignen." Berücksichtige man aber alle Punkte, etwa die Statik, seien es de facto gar nicht so viele, "wie man sich vielleicht wünschen würde". Ehrhardt zufolge ist es so, "dass wir Gebäude nur erhalten können, wenn wir sie auch nutzen". Das widerspreche einer reinen Bewahrung von Bausubstanz. Es gelte deshalb, beim Denkmalschutz kreativ Ideen auszuloten. Von rund 1500 kirchengemeindlichen Gebäuden sind etwa 133 mit Fotovoltaik ausgestattet, 19 davon sind Kirchen.  

 

 Autor: Florian Riesterer