Es war das erste seiner Art in Ludwigshafen und ist längst eine feste Größe in der Stadt: In diesem Jahr feiert das Café Asyl an der Protestantischen Christus-Kirchengemeinde seinen zehnten Geburtstag.

Ludwigshafen, Speyer (lk). Es war das erste seiner Art in Ludwigshafen und ist längst eine feste Größe in der Stadt: In diesem Jahr feiert das Café Asyl an der Protestantischen Christus-Kirchengemeinde seinen zehnten Geburtstag.

Das Café Asyl ist keine Einbahnstraße, in der Deutsche den Geflüchteten den Weg weisen. Vielmehr lernen alle voneinander und erfahren viel Neues aus fremden Kulturen, die dann nicht mehr so fremd sind. Sogar private Freundschaften zwischen Ehrenamtlichen und Geflüchteten haben sich entwickelt.

"Zehn Jahre Café Asyl bedeutet zehn Jahre Geschichten von Neuanfängen, Stärke und Durchhaltevermögen, Integration und vor allem von ganz viel Warmherzigkeit, Freundlichkeit und Menschlichkeit", sagt Vera Klaunzer. Seit Frühjahr 2021 leitet sie die Einrichtung in Ludwigshafen-Mundenheim und ist begeistert vom Miteinander der Kulturen, die sich hier füreinander interessieren und sich gegenseitig Kraft geben.

"Für viele stellt das Café Asyl ein Schlüssel für die Integration dar", weiß die Sozialdiakonin im Protestantischen Kirchenbezirk Ludwigshafen. Vera Klaunzer erlebt die Erfolge der zehnjährigen Arbeit. Sie berichtet von Geflüchteten, die inzwischen in Deutschland ein Leben führen, das gut gelingt.

Bedarf erkannt, passendes Angebot geschaffen

Ihr Vorgänger Gemeindediakon und Sozialpädagoge Uwe Lieser baute das Angebot maßgeblich auf und leitete das Café bis er vergangenes Jahr in den Ruhestand wechselte. Gemeinsam mit dem damaligen Mundenheimer Pfarrer Arne Dembek und dem Diakonischen Werk erkannte er den Bedarf für diese Anlaufstelle.

Die Beratung sollte zu den Menschen kommen - die Menschen sollten nicht mehr quer durch die Stadt zur Beratung im Haus der Diakonie oder bei anderen Stellen müssen. Außerdem sollte ein Ort für unbelastete Geselligkeit außerhalb der oftmals deprimierenden Wohnsituation in den Unterkünften entstehen. Das Presbyterium – das Leitungsgremium der Gemeinde – befürwortete das Vorhaben, ebenso der Kirchenbezirk.

In der Beratung helfen Haupt- und Ehrenamtliche den Geflüchteten beim Ausfüllen von Anträgen, beim Schreiben von Widersprüchen oder beim Verstehen von Amtsschreiben und Elternbriefen aus Schule und Kita. Sie unterstützen die Zugewanderten dabei, einen Pfad durch den Behördendschungel zu finden, vermitteln fachkundige Berater oder begleiten ab und zu die Menschen zu Terminen.

Die Café-Gäste kommen aus Eritrea, Äthiopien, Somalia, Syrien, Afghanistan, Iran oder Irak und seit ein paar Wochen aus der Ukraine. Willkommen ist jeder. An jedem Dienstagnachmittag öffnet das Café Asyl seine Türen. Sobald es in der Corona-Pandemie möglich war, nahm das Team wieder die Vor-Ort-Beratung auf, weil andere Stellen dies zum Großteil nicht anboten.

Breite Zusammenarbeit

Ohne die Ehrenamtlichen würde es kein Café Asyl geben. Sie beraten nicht nur, sondern stemmen auch den Café-Betrieb. Auch die Zugewanderten packen mit an und bringen insbesondere für die Beratung eine besondere Gabe mit: Sie übersetzen zwischen Deutsch und den Landessprachen. Kuchen steuern eine Bäckerei, das Team und Geflüchtete bei.

Unterstützung kommt außerdem von Initiativen und Organisationen. Kooperationen waren von Beginn ein wichtiger Baustein des Cafés. In der Beratung engagieren sich neben der Diakonie weitere Initiativen, Vereine und Projekte. Zudem arbeitet das Café mit einem Inklusionsprojekt zusammen und mit dem Kunstverein. Eine Förderschullehrerin übernimmt die Kinderbetreuung. Den Kontakt zum Café Asyl nutzen außerdem die Volkshochschule für Deutschkurse sowie die internationale Frauengruppe.

Die gute Arbeit des Teams hat sich herumgesprochen. Der Einzugsbereich erstreckt sich längst nicht mehr nur auf die benachbarten Flüchtlingsunterkünfte. Die Ratsuchenden und Gäste wohnen im südlichen Ludwigshafen und in den benachbarten Gemeinden, Worms, Frankenthal, Mannheim oder Heidelberg.

Info

Café Asyl: jeden Dienstag 16 bis 18 Uhr im Garten der Protestantischen Christus-Kirchengemeinde Mundenheim, Kirchplatz 3, Ludwigshafen

Jeden Dienstag ist Café-Zeit. Foto: lk/Wagner

Jeden Dienstag ist Café-Zeit. Foto: lk/Wagner

In der Beratung engagieren sich Haupt- und Ehrenamtliche. Foto: lk/Wagner

In der Beratung engagieren sich Haupt- und Ehrenamtliche. Foto: lk/Wagner

Der zwanglose Treff ist kein Beiwerk, sondern wichtiges Element. Foto: lk/Wagner

Der zwanglose Treff ist kein Beiwerk, sondern wichtiges Element. Foto: lk/Wagner