Politik wird in Sekunden über Twitter und Co gemacht, Meinung in wenigen Minuten auf Youtube. Direkte Kommunikation löst die vermittelte ab. Was bedeutet das für Journalismus und Politik, Gesellschaft und Kirchen? Das beleuchten die Südwestdeutschen Medientage.

Landau, Neustadt, Speyer (lk). "Wir brauchen die nicht mehr. Und das ist das Schöne", sagte der heutige CDU-Chef Friedrich Merz Anfang 2020. Mit "die" meinte er die öffentlich-rechtlichen und privaten Radio- und Fernsehanstalten. Heute könne jeder über eigene Social-Media-Kanäle ein Millionenpublikum erreichen. Den Medienanstalten gelinge das nicht mehr in vollem Umfang, meinte Merz.

Er erntete einen Sturm der Entrüstung. Doch tatsächlich nutzen immer weniger Menschen das Angebot in Zeitung, Radio oder Fernsehen, in klassischen Formaten und zu festgelegten Zeiten. Auch Redaktionen mit Fachleuten, die Fakten recherchieren und sachlich darstellen, scheinen nicht mehr gefragt. Aber was bedeutet das für Politik, Gesellschaft und Kirchen? Was heißt das für die freie Presse? Denn wenn wir "die" angeblich nicht mehr brauchen – wen brauchen wir dann?

Die diesjährigen Südwestdeutschen Medientage blicken kritisch auf die direkte Kommunikation. Die Veranstaltung fragt danach, was "gut" und was "schlecht" an den neuen Entwicklungen ist. Es wird unter anderem diskutiert, wie sich direkte Kommunikation auf öffentliche Akteure auswirkt, wenn sie sich nicht mehr dem professionellen Journalismus stellen müssen.

Darüber sprechen unter anderem die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken, Professor Christoph Neuberger vom Weizenbaum-Institut der Freien Universität Berlin und führende Köpfe verschiedener Medien wie SWR, Rheinpfalz und der Funke Mediengruppe.

Hintergrund

Die Südwestdeutschen Medientage sind eine Veranstaltung der Evangelischen Akademie der Pfalz, des Medienreferats der Protestantischen Landeskirche, der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, dem Frank-Loeb-Institut an der Universität Koblenz-Landau, der Rheinpfalz, des Mannheimer Morgen, des Deutschen Journalistenverbands Rheinland-Pfalz und des Vereins "Medienebene". Die Veranstaltung wird von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.

 

Info

Südwestdeutsche Medientage 2022: "Wir brauchen die nicht mehr!" - Direktkommunikation vs. Freie Presse?

-  Mittwoch und Donnerstag, 29. und 30. Juni

-  Hambacher Schloss bei Neustadt und Protestantisches Bildungszentrum Butenschoen-Haus in Landau

-  Teilnahme kostenfrei, Übernachtungen in Landau kostenpflichtig möglich

-  verbindliche Anmeldung bis Montag, 20. Juni, per E-Mail an info@eapfalz.de oder auf der Website suedwestdeutsche-medientage.de

Künftig nur noch neue Medien? Foto: Pixabay

Künftig nur noch neue Medien? Foto: Pixabay