Mit einem Gottesdienst in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche feiert die Evangelische Akademie der Pfalz am Samstag, dem 9. Juli ihr 70-jähriges Bestehen. Anschließend werden die Feierlichkeiten bei Essen, Trinken und Live-Musik im Paradiesgärtchen an der Dreifaltigkeitskirche fortgesetzt. Die Tischrede zum Thema „Diskurskultur“ hält Peter Waldmann von der jüdischen Gemeinde in Mainz. Außerdem erhalten neun Jugendliche ihre Zertifikate „Wirtschaft und Ethik“ der Jungen Akademie.
Speyer (lk). Akademiedirektor Christoph Picker freut sich vor allem auf gute Gespräche und anregende Diskussionen mit den Gästen. Der 1966 geborene Theologe ist seit 2008 in seiner aktuellen Funktion tätig. Rückblickend auf diese Zeit sind Picker vor allem die Südwestdeutschen Medientage wichtig, die in diesem Jahr schon zum 6. Mal stattgefunden haben. Außerdem das Projekt „Protestanten ohne Protest“, das die Geschichte der pfälzischen Landeskirche und ihrer Protagonisten im Dritten Reich aufgearbeitet hat, sowie die Arbeit der Akademie zu den Themen Islam und Pluralität und die Junge Akademie. „Man muss daran arbeiten, dass Akademie jung bleibt“, sagt Picker und verweist auf die in den vergangenen Jahren größer gewordene Palette an Themen und Formaten. Die Sommerakademie, die er früher jeweils zwei Wochen lang veranstaltet habe, sei kein besonders attraktives Format für Menschen vor dem Eintritt ins Rentenalter. Stattdessen setze man jetzt - auch verursacht durch die Corona-Pandemie – zum Beispiel stärker auf internetbasierte Angebote.
Insgesamt sieht Picker die Akademie gut aufgestellt. So habe man zum Beispiel eine hohe Anerkennung in Politik, bei Wirtschaftsverbänden und in der universitären Arbeit. Das sei deshalb wichtig, da man auch in Zukunft das Gespräch suchen wolle mit dem Außen. „Zum einen haben wir als Kirche eine Verantwortung für die Welt und zum anderen brauchen auch wir als Kirche dieses Gespräch. Wir wollen uns ja einschalten in gesellschaftliche Debatten, bei denen noch keiner so genau weiß, welche Lösungsmöglichkeiten es gibt für die anstehenden Herausforderungen“, so Picker. Der gebürtige Hildesheimer betont, dass die Evangelische Akademie der Pfalz nicht nur aus dem hauptamtlichen Personal bestünde. „Unsere Arbeit lebt davon, dass es ein breites Netzwerk von Menschen um sie herum gibt.“
Für die Zukunft wünscht sich Picker eine mutigere Kirche. „Wir brauchen einen offenen und couragierten Diskurs darüber, welche Schwerpunkte die Landeskirche künftig setzen möchte. Was sie macht, sollte sie sehr gut oder gut machen. Was sie nicht in dieser Qualität machen kann, sollte sie gar nicht machen.“
Hintergrund: Die Evangelische Akademie der Pfalz ist eine Einrichtung der Evangelischen Kirche der Pfalz. Sie ist eine von 17 Evangelischen Akademien in der Bundesrepublik Deutschland und Mitglied im Dachverband Evangelische Akademien in Deutschland e.V.. Die Evangelische Akademie ist zuständig für die politische Bildungsarbeit der Evangelischen Kirche der Pfalz. Sie beteiligt sich am öffentlichen Diskurs über gesellschaftliche Orientierungsfragen. Sie sucht das Gespräch mit Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur sowie mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Dabei bringt sie die christliche Überlieferung ins Gespräch und fragt nach deren aktueller Relevanz. Die Akademie arbeitet auf hohem intellektuellem Niveau und ist offen für Menschen unterschiedlicher politischer und religiöser Anschauungen.