Weniger Gelder, Mitglieder und Personal. Das bedeutet für die Landeskirche: Klug haushalten und Mitgliederorientierung stärken.
Speyer (lk). Am letzten Tag der Herbstsynode legte Oberkirchenrätin Marianne Wagner am Samstag den Personalbericht vor. Demnach standen 509 Pfarrerinnen und Pfarrer zum Stichtag 1. März 2022 im Dienst der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche). Die Prognosen gingen von 24 Amtspersonen mehr aus. Die Abweichung erklärte die Personaldezernentin vor allem damit, dass mehr Beschäftigte vorzeitig in den Ruhestand wechselten.
Die 509 Pfarrerinnen und Pfarrer verteilen sich rechnerisch auf 420 Vollzeit-Stellen. Diese Stellenzahl sinkt bis 2035 auf 263. Im Gemeindedienst sind derzeit zwei Drittel tätig. Bis 2035 soll die Zahl auf 70 Prozent steigen.
Die Landeskirche strebe nach wie vor etwa zehn Neueinstellungen pro Jahr an, sagte Wagner. Das sei in den letzten vier Jahren im Durchschnitt erreicht worden. In den kommenden Jahren könne das Ziel aber mit dem eigenen Nachwuchs nicht dauerhaft erreicht werden. „Daher ist es nötig, auch geeignete Pfarrerinnen und Pfarrer aus anderen Landeskirchen oder Partnerkirchen einzustellen“, so die Oberkirchenrätin. Die Stellenzahl des gemeindepädagogischen Personals soll bestehen bleiben und damit verbunden ein breites Angebot für Kinder und Jugendliche, Frauen, Familien oder Senioren.
Die Kirche wird mehr Mitglieder verlieren als vorausgesagt. Berechnet waren 1,3 Prozent jährlich, 2021 lag die Zahl bei 2,6 Prozent. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, zählt die Landeskirche 2035 noch 330.000 Mitglieder. Heute gehören ihr rund 458.000 Menschen an.
Gelder für besondere Projekte
Bereits am Freitag verabschiedete die Landessynode den Doppelhaushalt der Protestantischen Landeskirche für 2023/24. Für 2023 sieht er Ausgaben von 200 Millionen Euro vor sowie 212 Millionen Euro für 2024. Dazu müssen Rücklagen in Höhe von 1,9 Millionen Euro (2023) und 11,1 Millionen Euro (2024) entnommen werden.
Mit einigen außerordentlichen Projekten und Maßnahmen sollen Akzente für die zukünftige Aufstellung der Landeskirche gesetzt werden: etwa den Einstieg in eine digital gestützte Mitgliederkommunikation, die Beteiligung am EKD-weiten Taufwochenende im Jahr 2023, ein Seelsorgekonzept sowie die Fortsetzung der Erprobungsräume.
Für das Haushaltsjahr 2022 rechnet die Landeskirche mit Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 130,7 Millionen Euro bei einem Defizit von 10,7 Millionen Euro aus, welches aus Rücklagen ausgeglichen wird.
Im Gegensatz dazu war 2021 ein Haushalts-Plus zu verzeichnen: durch die überraschend gute Konjunktur entstand ein unerwarteter Zuwachs an Kirchensteuereinnahmen von 6,6 Millionen Euro. Durch die Mehreinnahmen und sparsame Haushaltsführung entstand ein Überschuss von rund 5,8 Millionen Euro.
Die steigenden Energiepreise hat die Landeskirche bei der Haushaltsaufstellung der kommenden beiden Jahre berücksichtigt: Sie rechnet mit nahezu dreifach so hohen Kosten für Strom und Gas. Unklar sei, ob dies ausreichen wird, erläuterte Oberkirchenrätin Karin Kessel in ihrem Bericht. Die Landeskirche geht davon aus, dass sich der Ukraine-Krieg, die damit verbundenen Sanktionen und die Inflation weiter auf den Haushalt auswirken.
Themen Partnerschaft und Zusammenarbeit
Die Herbsttagung vom 17. bis 19. November stand neben der Wahl von Markus Jäckle zum neuen Oberkirchenrat im Zeichen von Partnerschaften und Zusammenarbeit. Unterzeichnet wurde ein Partnerschaftsvertrag mit der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien.
In den Kirchenbezirken sollen engere Kooperationen möglich werden. Mehrere benachbarte Kirchengemeinden können sich unabhängig von den Grenzen der Kirchenbezirke
zusammenschließen, um bestimmte Aufgaben gemeinsam besser zu erfüllen.
Vorgestellt wurde ein Bericht über die Zukunft der landeskirchlichen Bibliothek. Angestrebt wird ein gemeinsamer Online-Katalog der Diözesanbibliothek St. German Speyer und der Bibliothek- und Medienzentrale der Evangelischen Kirche der Pfalz, um einen umfangreicheren Service zu bieten. Auch Kooperationen mit weiteren landeskirchlichen und staatlichen Bibliotheken werden erwogen.
Demonstration für Demokratie
Am Samstag unterbrach die Landessynode ihre Tagung, um gemeinsam mit dem Kollegium des Landeskirchenrats an der Kundgebung des Bündnisses für Demokratie und Zivilcourage Speyer auf dem Domplatz teilzunehmen. Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Bischof Karl-Heinz Wiesemann hatten in einer gemeinsamen Presse-Info am Freitag zur Teilnahme angeregt.
Unter dem Titel „Gegen Populismus und heiße Luft von rechts – Mit Vernunft und Solidarität durch die Krise!“ war die Kundgebung anlässlich einer zeitgleichen Demonstration der Partei Alternative für Deutschland (AfD) angesetzt worden.
Hintergrund
Es war die vierte Tagung der 13. Landessynode, die von 2021 bis 2026 gewählt ist.
Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist die kirchliche Volksvertretung. Damit hat sie die Kirchengewalt inne. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche.
Die fünfte Tagung findet vom 10. bis 13. Mai 2023 statt. Der Tagungsort ist noch offen.