Wie schützt die Evangelische Kirche der Pfalz Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt? Kinderschutz und Kinderrechte sind Themen einer Podiumsdiskussion in Speyer.
Speyer (lk). Missbrauch, sexuelle Gewalt, sexualisierte Gewalt. Die Begriffe wandeln sich. Für die Opfer ist und bleibt jeder Übergriff verletzend – und für Kinder ihr Leben lang belastend. Umso mehr, wenn die Übergriffe im Bereich der Kirchen geschehen. Die Protestantische Landeskirche sieht sich in der Pflicht, Missbrauch zu verhindern, Opfer zu schützen und Taten zur Anklage zu bringen. Wie gut oder schlecht das gelingen kann, ist Thema einer Diskussion.
Am Mittwoch, 21. September um 19.30 Uhr findet im Martin-Luther-King-Haus an der Gedächtniskirche Speyer eine Podiumsdiskussion statt. Unter dem Titel „HINHÖREN. HINSEHEN. HANDELN. Aktiv gegen Missbrauch in unserer Kirche“ diskutieren Fachleute – auch mit dem Publikum. Professorin Dr. phil. Mechthild Wolff von der Fakultät Soziale Arbeit an der Hochschule Landshut hält den Impulsvortrag: „Kinderschutz und Kinderrechte zwischen Anspruch und Wirklichkeit – ein steiniger Weg.“
Weitere Expertinnen auf dem Podium sind Oberkirchenrätin Bettina Wilhelm, Missbrauchsbeauftragte der Landeskirche, Anja Schraut, Vizepräsidentin des Landgerichts Frankenthal und Vorsitzende der Unabhängigen Kommission der Landeskirche sowie Anja Ziebler-Kühn vom Kinderschutzbund Landau.
Am Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Landeskirche „führt nichts vorbei, das Thema liegt mir sehr am Herzen“, betont Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst. Es gehe um Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Die Kirchenpräsidentin gehört seit Ende vergangenen Jahres zum Beauftragtenrat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Schutz vor sexualisierter Gewalt.
Hintergrund
Die Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) verfolgt seit Jahren eine „Null-Toleranz-Politik“ mit konkreten Maßnahmen. Bereits am 24. November 2018 hat die Landessynode das „Gesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt“ verabschiedet. Wesentliche Elemente sind die Beteiligung Betroffener, die individuelle Aufarbeitung durch eine unabhängige Kommission sowie die institutionelle Aufarbeitung. Es geht um Hilfe für Betroffene, ebenso um Vorbeugung, also Prävention und schnelles Einschreiten - Intervention.
Prävention geschieht durch Schutzkonzepte und Schulungen, etwa in den Bereichen der Kinder- und Jugendarbeit. Intervention durch interne und externe Ansprechpersonen, Anlaufstellen oder Kommissionen. Auch Interventionspläne liegen vor, mit gezielten Abläufen bei Verdachtsfällen.
Innerhalb der Landeskirche gibt es interne und externe Ansprechstellen und -personen.
Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst ist Ende 2021 in den Beauftragtenrat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Schutz vor sexualisierter Gewalt berufen worden. Zudem arbeitet die Pfälzische Landeskirche unter anderen mit der Evangelischen Landeskirche Baden in der Aufarbeitungskommission der Südkirchen. Im März 2023 ist ein Betroffenenforum geplant.
Das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat am 1. Juli 2022 seine Arbeit aufgenommen. Alle Fragestellungen werden in diesem Forum zentral von Betroffenen und kirchlichen Beauftragten diskutiert. Es werden gemeinsame Lösungen entwickelt. Die Mitwirkung Betroffener ist verbindlich: Bei jeder kirchenpolitischen Entscheidung zum Umgang mit sexualisierter Gewalt sind Betroffene im Rahmen des Beteiligungsforums einzubinden.