Bad Bergzabern (lk/is). Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche in Bad Bergzabern, in der Edith Stein vor 100 Jahren getauft worden war, feierten Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kirche der Pfalz, des Bistums Speyer und weiterer Konfessionen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) – Region Südwest am Sonntag den Gottesdienst zur diesjährigen Gebetswoche für die Einheit der Christen.
„Ökumene lebt im Innersten davon, dass wir miteinander Gottes Wort hören und uns in unserem Beten und Handeln von seinem Geist erfüllen lassen“, sagte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann in seiner Begrüßung. Er verwies auf das diesjährige Motto der Gebetswoche „Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten“, das von Christinnen und Christen des Nahen Ostens vorbereitet wurde. „Ein Stern war es, der die Weisen aus dem Morgenland dazu bewegte, nach Jerusalem aufzubrechen und schließlich in Bethlehem den neugeborenen König zu finden. In unseren Tagen ist der Stern zum allgegenwärtigen Symbol der Weihnachtszeit geworden und entspricht unserer tiefen Sehnsucht nach Licht in allen Dunkelheiten des Lebens“, sagte der Bischof.
„Der Stern von Bethlehem ist ein Stern in dunkler Nacht“ so habe es Edith Stein in einem Vortrag über das Weihnachtsgeheimnis vor 90 Jahren formuliert, in dem sie „jenseits von Rührseligkeit und Zauber auch den Ernst von Weihnachten“ betont habe. Für Edith Stein sei dieser Stern auch ein Symbol für die Bedrohungen gewesen, dem das Kind in der Krippe und denen, die ihm nachfolgen wollen, ausgesetzt seien. Vielleicht passe ihre „ambivalente Annäherung an das Weihnachtsfest gerade in unseren Zeiten in besonderer Weise.“
Der gemeinsame Gottesdienst könne „uns im Hören auf Gottes Wort und im gemeinsamen Beten und Singen darin bestärken, als Christinnen und Christinnen immer wieder neu Trennungen zu überwinden und das zu suchen, was uns verbindet. Dabei ist diese Sehnsucht nach Einheit kein Selbstzweck. Hinter ihr steht die Überzeugung, dass wir nur im gemeinsamen Zeugnis das Licht des Sterns von Bethlehem in eine oft zerissene und verwundete Welt tragen können“, betonte Bischof Wiesemann.
In ihrer Predigt lenkte Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst den Blick auf das Geschehen in der Krippe, das bis heute seine Wirkung entfaltet: „Die Hirten werden die ersten sein, die erleben, was nach ihnen Millionen erleben. Wahre Macht zeigt sich in der Ohnmacht. Wert definiert sich nicht nach den Gesetzen der Welt. Stärke entsteht, wo Schwäche sein darf. Bethlehem steht für den christlichen Paradigmenwechsel, der bis heute gilt. In allen Paradigmenwechseln dieser Welt. Seit Weihnachten stehen die Vorzeichen auf Liebe.“
Dafür stehe insbesondere der Stern, unter dem sich auch heute noch alle Christinnen und Christen sammeln könnten: „Der Stern macht die Deuter zu einer Weggemeinschaft. Und das gilt bis heute. Der Stern macht uns zu einer Weggemeinschaft. Vielleicht nicht immer in Einheit, in vielem uneins. Aber doch in einem einig. Das Kind in der Krippe ist der Ort, den wir finden wollen. Das Kind in der Krippe setzt uns in Bewegung. In seine Richtung und damit aufeinander zu. Wir beten heute für die Einheit der Christen. Und wir tun das bewusst und zeichenhaft durch einen Gottesdienst in Weggemeinschaft. Weil wir wissen: Solange wir gemeinsam auf dem Weg sind und dem Stern folgen, werden wir uns nicht aus den Augen verlieren, sondern immer wieder und immer wieder neu aufeinander zu bewegen.“
Wüst rief dazu auf, die Bedeutung des Sterns über der Krippe auch heute noch zu beachten: „Dem Stern folgen ist das eine, den Stern ernstnehmen das andere. Und wer das tut, sieht die Welt im anderen Licht. Sieht den Stern über dem Mittelmeer, wo Menschen ertrinken. Sieht den Stern über den Slums dieser Welt, wo Kinder nach Müll suchen. Sieht den Stern über Krankenhäusern, wo übermüdete und erschöpfte Menschen ihr Bestes und ihr Letztes geben. Sieht den Stern über Frau Schmidt, die sich von ihrer Rente noch nicht einmal einen neuen Kühlschrank kaufen kann. Sieht den Stern über dem Kinderzimmer, wo ein Kind seine blauen Flecken versteckt.“
An der Feier wirkten neben Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Bischof Karl-Heinz Wiesemann der Vertreter der Koptischen Kirche und Delegierte der ACK Südwest, Diakon Bischoy Soliman, Pfarrer Bernd Höckelsberger, Pfarrei Heilige Edith Stein, Bad Bergzabern, Pfarrerin Angela Fabian, Atefeh Yartabar Mamori und Ali Ghasemifalavarjani von der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Bergzabern sowie Gabriele Kemper, Vorsitzende der Diözesanversammlung im Bistum Speyer, und Hermann Lorenz, Synodalpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, mit.
Musikalisch wurde der Gottesdienst von Horst Christill, Dekanatskantor Landau, Susanne Roth-Schmidt (Oboe) und einem Vokalquartett mit Clara Steuerwald (Sopran), Nora Steuerwald (Alt), Daniel Schreiber (Tenor) und Magnus Piontek (Bass) unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald gestaltet.
Hintergrund: Das Bistum Speyer und die Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) feiern seit 2009 in der Weite der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) – Region Südwest zur Gebetswoche für die Einheit der Christen einen zentralen ökumenischen Gottesdienst, der im Wechsel im Speyerer Dom, in der Gedächtniskirche der Protestation in Speyer oder anderen Kirchen der Region stattfindet.