Speyer (lk). „Ich habe jetzt einen neuen Namen. Ich heiße nicht mehr Kevin Gutgesell, sondern Herr Pfarrer“, fasst der „Neue“ mit einem Augenzwinkern seine ersten drei Monate im Pfarramt in Lemberg zusammen. Und mit der Feststellung: „Es ist unheimlich viel zu tun!
Das große Arbeitspensum und – spektrum unterstreichen auch seine beiden Kolleginnen, die ebenfalls seit rund 100 Tagen im Pfarramt arbeiten. Almendra Garcia de Reuter in Klingenmünster und Christina Neumann in Frankenthal-Pilgerpfad. Neumann hat sich deshalb vorgenommen, nach der 80-20-Regel zu arbeiten. „Ich bin eigentlich jemand, der immer alles zu hundert Prozent gut und richtig machen möchte“, erzählt sie. Weil das auch angesichts der Fülle der Aufgaben nicht zu schaffen sei, gebe sie sich inzwischen zufrieden, wenn etwas „nur“ zu achtzig Prozent gut sei.
Unterstützung erleben
Alle drei Neulinge hatten in den ersten Wochen im Pfarramt ein ähnliches Programm. Zunächst standen viele Gespräche auf der to-do-Liste – zur Vorstellung bei den Mitarbeitenden im Presbyterium, in Gemeindekreisen und -gruppen. Auch Antrittsbesuche bei katholischen Amtskollegen und Verantwortlichen in der Lokalpolitik standen im Kalender. Eine weitere gemeinsame Erfahrung aller drei Berufsbeginner: Sie erleben große Unterstützung aus ihren Gemeinden. Christina Neumann betont besonders die ökumenische Solidarität. Ihre Gemeinde in Frankenthal -Pilgerpfad fühlt sich seit Jahren der Ökumene verpflichtet. Katholische wie evangelische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gingen ihr gleichermaßen zur Hand. „Auf der Straße werde ich auch von katholischen Gemeindegliedern angesprochen. Alle wollen mich kennenlernen“, erzählt Neumann.
In Klingenmünster ist es vor allem eine erfahrene Mitarbeiterin der Kirchengemeinde, die Almendra Garcia de Reuter sehr unterstützt. Diese habe viele Aufgaben in der Zeit der Vakanz übernommen und wisse einfach, was zu machen und zu beachten sei. „Ohne sie wäre es viel schwieriger gewesen“, ist sich die Pfarrerin sicher. Schon am ersten Amtstag sei die Mitarbeiterin für sie da gewesen.
Gemeinschaft suchen
Um nicht nur unterstützt, sondern auch selbst aktiv zu werden, ist Kevin Gutgesell in Lemberg der Freiwilligen Feuerwehr beigetreten. Auf diese Weise hofft der gebürtige Hesse, mehr Berührungspunkte mit Gleichaltrigen zu haben und nicht immer nur als „Herr Pfarrer“ wahrgenommen zu werden. Es ist einer von vielen Schritten, die er gehen will, um das zu erreichen, was er sich für die weiteren Monate vorgenommen hat: „Es geht mir nicht darum, den Menschen das Seelenheil zu vermitteln. Es geht um Gemeinschaft.“ Kevin Gutgesell ist überzeugt, dass Kirche nur dann noch eine Existenzberechtigung für die Menschen hat, wenn es ihr gelingt, ihnen ein deutliches Mehr an Gemeinschaft zu bieten.
Zuversicht ausstrahlen
Almendra Garcia de Reuter wird ihren Fokus auf generationsübergreifende Angebote legen. „Es gibt so viele junge Familien mit Kindern hier und auch so viele ältere Menschen. Ich glaube, sie alle können voneinander lernen und profitieren“, meint Garcia de Reuter. Christina Neumann möchte in ihrer Gemeinde einen Glaubenskurs einführen, mit dem sie schon im Vikariat gute Erfahrungen gemacht hat. Der Blick in die Zukunft ist bei allen Dreien mit viel Zuversicht verbunden. Furcht vor der konstant hohen oder vielleicht sogar noch wachsenden Belastung im Amt haben sie nicht. „Angst wäre mit Sicherheit der falsche Ratgeber“, ist Christina Neumann sicher und ergänzt: „Ich gehe das Ganze mit Respekt an!“.