Positionen der Landeskirche

Frieden

Worte unserer Landessynode können Anregungen enthalten und im Idealfall liefern sie „geistige Nahrung“ für das kirchliche Leben und die Wertediskussion in unserer Gesellschaft. Oft fehlt ihnen, was für das handfestere Nährwert-Angebot der Lebensmittelläden selbstverständlich ist: eine werbewirksame Präsentation und der Hinweis auf ihre oft beachtliche Haltbarkeitsdauer. Im Folgenden erinnern wir an Pfälzer Synodenerklärungen, die im Zusammenhang mit der Dekade zur Überwindung von Gewalt entstanden sind.

Bereits 1999 erklärt die Synode in Speyer ihre Beteiligung an der bevorstehenden Dekade zur Überwindung von Gewalt. Im Mai 2004 bringen die Synodenmitglieder das Anliegen der Gewaltminderung in die Diskussion um den Verfassungsvertrag der Europäischen Union (EU) ein: „Angesichts einer künftigen EU-Verfassung, die sowohl Ansätze zur Militarisierung als auch Chancen der zivilen Konfliktschlichtung bietet, appelliert die Synode an die Bundesregierung, sich europäischen Militarisierungstendenzen zu widersetzen und entschieden auf den Vorrang ziviler Kriegsprävention und Friedensgestaltung hinzuarbeiten.“

Dieser Beschluss, der auch nach dem Inkrafttreten des Lissabon-Vertrags (1. 12. 2009) aktuell geblieben ist, hat über die Grenzen der Pfalz hinaus Beachtung gefunden. So formuliert die Württembergische Landessynode im März 2007: „Wir sind dankbar, dass sich die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz … für den Vorrang der nicht-militärischen Mittel und Instrumente in der Verfassung der EU ausgesprochen“ hat.

Zur Halbzeit der Anti-Gewalt-Dekade (Mai 2005) unterstreicht die Landessynode noch einmal die großen Themen kirchlichen Friedensengagements: „… wir erinnern immer wieder an die Notwendigkeit von Friedensarbeit und einer gewaltkritischen Bewusstseinsbildung … Wir setzen uns ein für eine Welt, in der Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung zur Geltung kommen.“ Zu den praktischen Schlussfolgerungen der Stellungnahme gehört die Ermunterung: „Wir bitten unsere Gemeinden und Einrichtungen, aufmerksam zu sein, wo die Wahrung der eigenen Identität in Ressentiments und Fremdenfeindlichkeit umschlägt (und) zu widersprechen, wenn Verbrechen des Krieges gegen einander aufgerechnet werden …“

Dass zum Frieden auf der Erde auch der Frieden mit der Erde gehört, bekräftigen die Pfälzer Synodalen mit ihrer „Klimaoffensive“ (Mai 2008). Hier geht es darum, Gewaltkonflikten um die letzten Rohstoffreserven vorzubeugen und „das nachhaltigen Handeln gegenüber der uns anvertrauten Schöpfung“ konkret werden zu lassen: „Erstes Ziel der Offensive ist es, den Energieverbrauch in allen kirchlichen Gebäuden deutlich zu senken. Schritte zur Erreichung dieses Zieles sind die Einführung von Energiemanagement und Energieberatung.“

Mit der Würdigung der neuen Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland („Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen“) verbindet die Synode ein doppeltes Anliegen: Sie „empfiehlt die Beschäftigung mit den Aussagen der Friedensdenkschrift im Rahmen der landeskirchlichen Bildungsarbeit“ und sie „appelliert an die politisch Verantwortlichen, für eine friedenspolitische Kurskorrektur einzutreten, die eine restriktive Rüstungsexportpraxis sicherstellt“. (Mai 2008)

Nach der Planung des Ökumenischen Rates der Kirchen soll die weltweite Beschäftigung mit dem Thema „Gewalt überwinden“ in eine Internationale Ökumenische Erklärung zum gerechten Frieden einmünden. Wichtige Kernaussagen einer solchen Friedens-Resolution sind für die Pfälzer Synodenmitglieder „der Vorrang der zivilen Konfliktbearbeitung und die Notwendigkeit eines konsequent nachhaltigen Umgangs mit der Schöpfung“. (Beschluss vom 14. 11. 2009) Friedhelm Schneider

Der Autor war bis Mai 2015 Leiter der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz.