„Kirche ist Zukunft. Glauben leben, Wandel gestalten.“ Die EKD-Synode befasst sich heute mit dem Wandel hin zu einer nachhaltigeren Welt. Die Pfalz ist ganz vorn mit dabei.

„Kirche ist Zukunft. Glauben leben, Wandel gestalten.“ Die EKD-Synode befasst sich heute mit dem Wandel hin zu einer nachhaltigeren Welt. Die Pfalz ist ganz vorn mit dabei.

Speyer/Magdeburg (lk) Wo stecken die Chancen in all den Krisen und Katastrophen dieser Tage? Ein Schwerpunktthema der dritten Tagung der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Magdeburg ist die sozial-ökologische Transformation. Das heißt, wie gelingt der Umbau zu einer möglichst nachhaltigen Gesellschaft, die Mensch und Natur gerecht wird. 

Am heutigen Mittwoch ist unter anderen die Protestantische Kirchengemeinde Miesau als Vorbildgemeinde vorgestellt worden. Pfarrerin Ute Stoll-Rummel und Pfarrer Andreas Rummel hatten sich mit den Verantwortlichen vor Ort frühzeitig auf den Weg in die Zukunft gemacht. Bereits im Jahr 2005 galt die Kirchengemeinde als klimaneutral.

Klimaneutrale Kirchengemeinde

Pfarrerin Ute Stoll-Rummel schilderte auf dem EKD-Podium, das Redakteur Stephan Kosch von Zeitzeichen moderierte, wie das gelungen ist. Das Nahwärmenetz mit Pellets, Solarthermie und Photovoltaik habe sich durch die Einsparungen über die Jahre selbst finanziert. Rummel betonte aber auch eine Haltungsänderung aller Mitarbeiterinnen im Umgang mit dem Energieverbrauch. Ebenso wesentlich war die umweltpädagogische Arbeit mit den Kleinsten in der Gemeinde. 

Zum Auftakt des Podiums hatte Markus Vogt das Impulsreferat zum Schwerpunktthema gehalten. Die große sozioökologische Krise fordere Gesellschaft und Kirche heraus. „Was wir brauchen ist eine moralische Revolution; den Geist der Unterscheidung und einen aufgeklärten Katastrophismus“, so der katholische Professor für Sozialethik aus München. Erst aus Angst und in Sorge kämen wir zu konkretem Handeln. Klimaneutralität sei gelebter Schöpfungsglaube, so der Fachmann. 

Klima-Appelle und -Proteste

Aimée von Baalen, Sprecherin der Letzten Generation, erinnerte mit einem dringlichen Appell die Synode an den Ernst der Lage. Diese sei laut Weltklimarat an einem Punkt, der unumkehrbar sein werde, wenn nicht konsequent gehandelt würde. Junge Menschen hätten davor zu Recht Angst. Jede und jeder sei ganz persönlich aufgerufen, den Wandel voranzutreiben. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, Nordkirche, nahm das emotionale Votum der Letzten Generation auf. Friedlicher Protest müsse möglich sein und Kirche könne ein Forum des Austauschs sein.

Pfarrer und Klimarebell Thomas Zeitler aus Nürnberg hat bereits Straßen blockiert. Er unterstützt den zivilen Ungehorsam. Der Klimawandel mache zur Recht allen Angst. Die jungen Menschen nähmen uns einen Teil der Prophetie ab, den die Kirche sich nicht mehr zutraue. Proteste kennt auch der rheinische Student Jonas Einck, berufenes Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Er hat im Hambacher Forst gegen den Tagebau demonstriert. Unser Lebensstil töte Menschen. Darum müsse Kirche handeln, sich auch von Gebäuden trennen. 

Klimaschutz-Ziele der Kirchen 

Der Leiter des Umweltbüros der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Jörn Budde, hat in seiner Kirche strenge Verordnungen durchgesetzt. Dort müssen Kirchengemeinden eine CO2-Abgabe von 125 Euro pro Tonne zahlen. Mit der Klimaschutzabgabe werde ein Fonds finanziert, der energetische Sanierungen ermöglicht, um klimaneutral zu werden. Öko-Strom sei seit Januar 2022 außerdem verpflichtend.

Heiko Reinhold ist Referent für global verantwortliche Beschaffung im Entwicklungspolitischen Netzwerk Sachsen e.V.. Als Hausmeister einer Kirchengemeinde kümmert er sich konsequent um das Energiemanagement. Seiner Erfahrung nach gäbe es Gemeinden, die nur diskutierten und andere, die einfach machen. Dazu brauche es engagierte Personen vor Ort und gute Verordnungen seitens der Landeskirche.

Klimaneutralität bis 2035 

Der Beschluss der EKD-Synode von 2021 „Die Zeit ist jetzt – Auf dem Weg zur Klimaneutralität“ setzt einen klaren rechtlichen und zeitlichen Rahmen. Klimaneutralität soll bis 2035 erreicht werden. Der Treibhausgasausstoß soll bis dahin um 90 Prozent reduziert sein. Die pfälzische Landessynode will sich diesen Zielen mit einem Klimaschutzgesetz anschließen.  

Die EKD sieht sich als „Mahnerin, Mittlerin und Motor“ für eine nachhaltige Entwicklung. Eine Broschüre mit 32 „Geschichten des Gelingens“ stellt erfolgreiche Projekte vor und ermutigt dazu, eigene Geschichten anzugehen. Auch die Kirchengemeinde Miesau ist darin aufgenommen.

Bildunterschrift: Thomas Zeitler, Heiko Reinhold, Kristina Kühnbaum-Schmidt, Stephan Kosch, Jonas Einck, Ute Stoll-Rummel, Jörn Budde (vlnr). Foto: Andreas Rummel

Bildunterschrift: Thomas Zeitler, Heiko Reinhold, Kristina Kühnbaum-Schmidt, Stephan Kosch, Jonas Einck, Ute Stoll-Rummel, Jörn Budde (vlnr). Foto: Andreas Rummel