Speyer, Lachen-Speyerdorf, Birkenheide, Kaiserslautern (lk). „Das ist verrückt“, blickt Pfarrer Max Niessner aus Birkenheide (Kirchenbezirk Bad Dürkheim-Grünstadt) auf die Dynamik der letzten Tage zurück. Nicht nur seine Gemeinde stellte in Windeseile einen Spendentransport für Geflüchtete aus der Ukraine auf die Beine.
Die wohl größte Hilfsaktion findet derzeit in Lachen-Speyerdorf (Kirchenbezirk Neustadt) statt. Hier arbeiten der Arbeitskreis Ukraine-Pfalz der Protestantischen Landeskirche, die protestantische Kirchengemeinde und die Ortsgemeinde eng zusammen. „Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend, damit haben wir nicht gerechnet“, sagt Carsten Hofsäß vom Arbeitskreis. „Was wir in kürzester Zeit an Spenden bekommen haben, ist Wahnsinn.“ Es war gar so viel, dass die Lagerräume voll waren und keine Sachspenden mehr angenommen werden konnten.
Bei der Hilfsaktion baut der Arbeitskreis Ukraine-Pfalz auf Kontakte nach Oblast Transkarpatien im äußersten Westen des Landes. Seit mehr als 30 Jahren besteht ein Austausch. Die Pfälzer unterstützen verschiedene Institutionen, viele Freundschaften sind entstanden. Zudem finanziert der Arbeitskreis einen Austausch von Studierenden mit: Junge Frauen und Männer aus transkarpatischen Universitäten verbringen jeweils ein Semester in Landau. Zwei Studentinnen, die bald wieder in ihr Heimatland zurückwollten, bleiben zunächst hier.
Die Spenden aus Lachen-Speyerdorf gelangen vor allem zur Diakonie der reformierten Kirche in Ungarn. Sie versorgt selbst Geflüchtete und ist Anlaufstelle für die ukrainische Ansprechpartnerin des Arbeitskreises. Sie bringt die Spenden von Ungarn nach Oblast Transkarpatien, wo zahlreiche Binnenflüchtlinge aus den umkämpften Gebieten eintreffen. Ein anderer Lastwagen aus Lachen-Speyerdorf steuert das polnische Breslau an, wo ebenfalls Geflüchtete versorgt werden.
Polen war auch das Ziel von Spendentransporten aus Birkenheide. In einer halben Woche hat die Kirchengemeinde die Aktion gestemmt: Mittwoch startete sie über soziale Medien den Spendenaufruf. Es kam „schlichtweg alles, was man in einem Supermarkt kaufen kann“, berichtet Pfarrer Max Niessner. Neben den Dingen des täglichen Gebrauchs brachten Menschen Schlafsäcke, Decken, Babybetten oder auch Krücken.
Mitglieder aus dem Presbyterium sortierten, packten und verluden die Sachspenden. Sieben Gemeindemitglieder machten sich am Samstag auf den Weg mit drei Lieferwagen samt Anhängern. In Katowice übergaben sie die Spenden an eine Spedition, die sie weiter in die Ukraine brachte. Dieser Weg wurde möglich über bestehende Kontakte aus Niessners Familie. Finanzielle Spenden verwendete die Kirchengemeinde, um in Katowice weitere nötige Dinge für die Ukrainerinnen und Ukrainer zu besorgen. Die Spenden gehen laut Max Niessner an zwei Lager in der Ukraine. Von dort gehen die Waren an die Zivilbevölkerung, Binnenflüchtlinge und Krankenhäuser.
Mehrere tausend Euro sind allein in Lachen-Speyerdorf zusammengekommen. Der Arbeitskreis Ukraine-Pfalz gibt das Geld an seine ukrainischen Partner sowie die Pfälzische Diakonie weiter. Generell rät Carsten Hofsäß zu Geldspenden. Arbeitskreis und Kirchengemeinde möchten selbst helfen und Spendenwilligen Hilfe ermöglichen, stoßen aber personell an Grenzen, bedauern er und Pfarrer Stephan Oberlinger. Zudem seien die Hilfsorganisationen mit ihrer Katastrophenhilfe besser aufgestellt, gibt Hofsäß zu bedenken.
Wenn auch Sie helfen möchten, spenden Sie an:
Diakonie Katastrophenhilfe, Berlin
Evangelische Bank
IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02
BIC: GENODEF1EK1
Stichwort: Ukraine-Krise
Online unter: www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden/