Bei einer Lernreise nach Potsdam sprechen Kirchenvertreter der Landeskirche und des Bistums mit Experten mehrerer Forschungsinstitute, um daraus Handlungskonsequenzen abzuleiten.

Speyer (is/lk). Anfang März startet eine Gruppe von Kirchenvertretern unter der Leitung von Generalvikar Andreas Sturm und Oberkirchenrätin Dorothee Wüst zu einer viertägigen ökumenischen Lernreise nach Potsdam.

Im Mittelpunkt stehen Fragen der Nachhaltigkeit, der Schöpfungsverantwortung und der ökologische Spiritualität. Die Gruppe besucht in Potsdam das Institut für Klimafolgenforschung, das Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung sowie die Geschäftsstelle des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung zum Thema globale Umweltveränderungen. Der Reisegruppe gehören 32 Vertreterinnen und Vertreter des Bistums Speyer, der Evangelischen Kirche der Pfalz, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Südwest sowie der kirchlichen Hilfswerke Missio (München) und Misereor an.

„Die ökumenische Lernreise ist Teil der vielgestaltigen Suche nach neuen Möglichkeiten, wie wir als Kirche zu einer Kultur der Nachhaltigkeit beitragen können“, erklären Detlev Besier und Christoph Fuhrbach vom Vorbereitungsteam. Für sie besteht das Ziel der Lernreise darin, das Wissen auf dem Gebiet der Klimafolgen- und Erdsystemforschung zu vertiefen, eine ökologische Spiritualität zu fördern und Konsequenzen für das Handeln der Kirchen zu ziehen.

„Die Reise soll dazu beitragen, die ökologischen Herausforderungen als Zeichen der Zeit zu erkennen und zu fragen, was Gott uns damit sagen will und welche Aufgabe uns als Kirchen damit gegeben ist“, so Detlev Besier und Christoph Fuhrbach. Den Anstoß zu der Lernreise haben der ökumenische Prozess „Umkehr zum Leben – den Wandel gestalten“ sowie der ökumenisch-geistliche Weg „erd-verbunden“ gegeben.

„Wir leben im Anthropozän, einer neuen Epoche der Erdgeschichte. Durch seine Eingriffe in das Erdsystem verletzt der Mensch die Grenzen des Planeten Erde. Das führt zu einer existenziellen Bedrohung der menschlichen Zivilisation“, machte Klaus Heidel vom Vorbereitungsteam bei einem ersten Treffen der Reiseteilnehmer im Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen deutlich. Die technologische Beherrschbarkeit sei an ein Ende gekommen. Zugleich könne eine beschleunigte Digitalisierung zum „Brandbeschleuniger von Prozessen werden, die die planetarischen Leitplanken durchbrechen“.

Heidel warb für eine „kulturelle Revolution für eine Kultur der Nachhaltigkeit“. Dabei gehe es um Entschleunigung und die Wiederentdeckung der Demut im ursprünglichen Sinn der Erdverbundenheit. Angesichts der globalen Krisen stelle sich erneut die Frage nach dem Menschen, seiner Verantwortung für die Schöpfung, dem Sinn seines Lebens und seinem Verhältnis zu Gott. „Die christliche Spiritualität hilft uns angesichts von Gefühlen der Überforderung und der inneren Abwehr“, so Heidel. Die Kirchen sieht er als „Orte spiritueller Erneuerung und zugleich der gemeinschaftlichen Suche und Erprobung konkreter Alternativen zu lebensfeindlichen Strukturen und Verhaltensweisen“.

Nachhaltigkeit bei der Stromgewinnung: Beispiel einer Photovoltaikanlage der protestantischen Kita in Niederkirchen im Ostertal.

Nachhaltigkeit bei der Stromgewinnung: Beispiel einer Photovoltaikanlage der protestantischen Kita in Niederkirchen im Ostertal. Foto: Archiv lk/ckp.

Christoph Fuhrbach, Detlev Besier, Sibylle Wiesemann und Klaus Heidel von der Vorbereitungsgruppe. Foto: Bistum Speyer

Christoph Fuhrbach, Detlev Besier, Sibylle Wiesemann und Klaus Heidel von der Vorbereitungsgruppe. Foto: Bistum Speyer