Brüssel/Speyer (lk). Kirchliche, soziale und kulturelle Fragen standen im Mittelpunkt einer Studienreise des Ökumenischen Pfarrkollegs in die „Europa-Hauptstadt“ Brüssel. Dem Pfarrkolleg gehören jeweils 15 katholische und evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer bzw. Pastoralreferenten des Bistums Speyer und der Evangelischen Kirche der Pfalz an. Seit 1972, in diesem Jahr zum 25. Mal, besucht die Gruppe ein europäisches Land, eine große Stadt oder einen Ort von besonderer ökumenischer Bedeutung, erklärt Pfarrkolleg-Mitglied Thomas Borchers, theologischer Referent im Landeskirchenrat der Evangelischen Kirche der Pfalz. Das Ökumenische Pfarrkolleg sei eine „gemeinsame Erfolgsgeschichte“.
Bei Gesprächen mit der Leiterin des Büros der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Brüssel, Oberkirchenrätin Kathrin Hatzinger, Pfarrer Frank-Dieter Fischbach von der Konferenz Europäischer Kirchen und Michael Kuhn, stellvertretender Generalsekretär des ständigen Sekretariats der Kommission der römisch-katholischen Bischofskonferenzen (COMECE) in der EU, sei die Vermittlerrolle der Kirchen innerhalb Europas betont worden. EU-Abgeordneter Michael Detjen (SPD) aus Kaiserslautern und Johanna Becker-Strunk, Leiterin der Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz in Brüssel, hätten deutlich gemacht, wie komplex die Strukturen der Europäischen Institutionen seien, schildert Pfarrer Borchers.
Als eine der großen Herausforderungen habe Bischof Lodewijk Aerts aus Brügge die Loslösung der Menschen von den kirchlichen Traditionen genannt. In Belgien, wo 75 Prozent der Bevölkerung katholisch ist, nähmen gleichwohl nur noch wenige Menschen am kirchlichen Leben teil. Die Arbeit der katholischen Schulen in Belgien ist darum aus Sicht des Bischofs eine große Chance, um Menschen mit dem christlichen Glauben in Berührung zu bringen. Dies sei auch bei einem Gespräch mit Jacques Haers von der Universität Löwen zum Ausdruck gekommen.
Eindrücke von kirchlichem Leben in Brüssel erhielt die ökumenische Gruppe auch in den deutschsprachigen Gemeinden der Stadt. Dort nahm sie an einem römisch-katholischen Vorabendgottesdienst und an einem Sonntagsgottesdienst der evangelischen Gemeinde teil. Gleichgesinnte treffen, die eigene Sprache sprechen und sich in der kirchlichen Arbeit engagieren: Im Gespräch mit Gemeindemitgliedern sei spürbar geworden, wie wichtig die heimatsprachlichen Gemeinden für die Deutschen in Brüssel sind, so Pfarrer Borchers. Einen Einblick in die belgische Gesetzeslage zur Sterbehilfe habe die Palliativärztin Ursula Wetzels vermittelt. Nach ihren Worten ist „Sterbehilfe immer eine Grenzüberschreitung“. Dennoch könne sie Sterbehilfe mittlerweile unter bestimmen Voraussetzungen als sinnvollen und barmherzigen Weg sehen und auch gehen.
Nicht zuletzt habe das Pfarrkolleg auch seinen ökumenischen Horizont vertiefen können. Peter De Mey von der kirchlichen Universität Löwen habe in seinem Vortrag zur aktuellen ökumenischen Diskussion über Kirche, Eucharistie und Amt dazu ermuntert, alle Anstrengungen zu unternehmen, damit die christlichen Kirchen auch am Tisch des Herrn Gemeinschaft haben könnten, so Borchers abschließend.