Bad Dürkheim (lk). In einer unübersichtlich gewordenen Welt gibt es nach Auffassung von Kirchenpräsident Christian Schad keine Alternative „zu dem Weg nach vorne“. Auch wenn sich viele Menschen von den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen überfordert fühlten, so nütze die rückwärts gewandte Sehnsucht nach dem Alten, Vergangenen nicht. Die traurige Wahrheit sei: „Wenn wir das Alte wieder aufsuchen würden, wäre es nicht mehr das, was es einmal war“, sagte Schad in den Gottesdiensten am Altjahresabend in der Klosterkirche in Seebach und in der Schlosskirche in Bad Dürkheim.
In seiner Predigt über den Auszug der Israeliten aus Ägypten, auf deren Weg sich Gott in einer Wolken- und Feuersäule zu erkennen gegeben hatte – und so das Volk zu einem neuen Ziel führte, erklärte der Kirchenpräsident, dass es auch heute die Sehnsucht nach klaren Signalen gäbe, wie das eigene Leben weitergehe. Allerdings sei „kein Zeichen im oberflächlichen Sinne nur eindeutig. Es entbindet uns nicht, die Brücke des Vertrauens zu betreten und Verantwortung für uns zu übernehmen.“ Wer das Wagnis des Gottvertrauens eingehe, werde – wie die Israeliten – aber Zeichen der Gegenwart Gottes erkennen können. „Wir erkennen sie, wo uns Kräfte zuwachsen, die wir zuvor nicht für möglich gehalten hatten, wo Hoffnung und Liebe stärker werden“, sagte Schad.
Zum Jahreswechsel erfülle die Menschen die Sehnsucht nach einem guten Leben. Auch, wenn man sich vom neuen Jahr nicht das Paradies auf Erden erhoffen könne, so sehnten sich doch viele danach, dass wenigstens ein kleines Etwas davon aufblitzen möge, „dass ein lange gehegter Wunsch sich endlich erfüllt, dass Mühen und Ängste, die wir im letzten Jahr mit uns herumgetragen haben, überwunden werden und dass ein Zustand erreicht werden kann, in dem wir nicht immer nur kämpfen und ringen müssen, sondern in dem es Frieden gibt, in dem wir aufatmen können“, sagte der Kirchenpräsident. Eins, so Christian Schad, sei allerdings gewiss: „Auch im neuen Jahr verlässt Gott uns und seine Welt nicht. Er bleibt in Sichtweite, sorgt dafür, dass sich immer neue Quellen des Lebens auftun.“
Die Gottesdienste am Altjahresabend wurden liturgisch von Dekan Stefan Kuntz gestaltet, die Orgel spielte Bezirkskantor Johannes Fiedler, es sang die Sopranistin Mila Küssner.