Speyer (lk). Aus der Diaspora in die Stadt der Protestation: Über die Situation evangelischen Religionsunterrichts in den beiden Ländern haben sich in Speyer 18 Religionspädagogen der Evangelischen Kirche in Österreich mit Oberkirchenrat Karl Schiefermair (Wien) an der Spitze mit Vertretern der Evangelischen Kirche der Pfalz, unter ihnen Bildungsdezernentin Dorothee Wüst, Ökumenedezernent Manfred Sutter und der Leiter des Amtes für Religionsunterricht, Thomas Niederberger, ausgetauscht.
„Unsere Religionspädagogen vermitteln Bildung in extremer Diaspora und unter schwierigen Rahmenbedingungen“, sagte Oberkirchenrat Schiefermair anlässlich des Besuches der Gruppe am Montag im Landeskirchenrat. Diese Arbeit werde von Politik und Gesellschaft „nicht immer entsprechend wahrgenommen und wertgeschätzt“. Etliche evangelische Religionspädagogen müssten an über 20 Schulen, manche sogar an über 50 Schulen unterrichten, schilderten die Gäste aus Österreich. „In vielen Dorf- und Bergschulen gibt es nur wenige evangelische Kinder und Jugendliche. Daher ist es eine wichtige Aufgabe, sie in ihren Glauben einzuführen und sie darin zu festigen“, unterstrich Oberkirchenrat Schiefermair.
Durch den Kontakt mit den Religionspädagogen werde bewusst, „was Diaspora eigentlich bedeutet“, sagte Michael Landgraf, der Leiter des Religionspädagogischen Zentrums in Neustadt. Landgraf, der den Besuch initiiert hatte, führt regelmäßig Lehrerfortbildungen in Österreich durch. 2018 war dem Pfarrer anlässlich eines Reformationsempfangs in Wien das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen worden.
Im Rahmen der Begegnung hatten die Gäste u.a. am Gustav-Adolf-Zweiggruppenfest in Neustadt teilgenommen. Die Predigt im Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche hielt Oberkirchenrat Karl Schiefermair. Zum Besuchsprogramm zählen außerdem Informationen vor Ort zu den Themen „Protestation“ (Speyer); Ursinus und Heidelberger Katechismus (Neustadt) und Luther (Worms) mit den Referenten Klaus Bümlein, Thomas Mann und Michael Landgraf. Gefördert wird die Begegnungsreise vom Gustav-Adolf-Werk Pfalz und vom Amt für Religionsunterricht der Evangelischen Kirche der Pfalz.
Hintergrund: Gebiete wie Oberösterreich und die Steiermark waren nach der Reformation rund 100 Jahre protestantisch. Infolge des 30-jährigen Krieges wurden die Protestanten in Österreich lange verfolgt und vertrieben. Heute sind die Evangelischen in Österreich nach Katholiken, Orthodoxen und Muslimen mit rund zwei Prozent nur die vierte Religionsgemeinschaft. Sie sind dazu noch in evangelisch Augsburger Bekenntnisses (Lutheraner) und Helvetischen Bekenntnisses (Reformierte) unterteilt.