Kirchenwahlen 

Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

Beate Gies. Foto: lk/Landry

Speyer (lk). Vier Monate vor den Kirchenwahlen am 1. Advent sieht es im Büro von Beate Gies nach viel Arbeit aus. Nach sehr viel Arbeit. Auf ihrem Schreibtisch im Landeskirchenrat stapeln sich Ordner, Mappen, Terminplaner. Auf dem Bildschirm ihres PC leuchtet das markante blau-weiße Kampagnenlogo mit dem Slogan MACHMITMACHMUT. Gies plant, koordiniert und steuert die Wahlen der Presbyterinnen und Presbyter in den 401 Gemeinden der Evangelischen Kirche der Pfalz. Neu – und der Corona-Pandemie geschuldet – ist, dass diesmal ausschließlich Briefwahl möglich sein wird.

Die offizielle Bezeichnung – landeskirchliche Wahlleiterin – findet die 53-Jährige „sehr förmlich“. Gies sieht sich vor allem als „Organisations- und Anlaufstelle“ rund um die Kirchenwahlen. „Meine Stelle ist ein Baustein innerhalb bestehender Strukturen, zu denen auch das kirchliche Meldewesen und die Öffentlichkeitsarbeit gehören. Alles zusammen ergibt am Ende das Gesamtbild Kirchenwahlen.“ Bei einem Informationsbesuch im kirchlichen Rechenzentrum in Karlsruhe-Eggenstein, dessen Herzstück ein Raum mit vielen Servern ist, auf denen personenbezogene Daten vorgehalten werden, hat sie sich ein Bild von der „beeindruckenden Logistik“ gemacht. „Die Verantwortlichen dort stehen in engem Kontakt mit unserem Meldewesen. Alle Beteiligten haben bereits mehrere Wahlen durchgeführt und wissen, worauf zu achten ist. Für mich war das eine beruhigende Erkenntnis.“

Beate Gies ist seit dreißig Jahren im Dienst der Landeskirche. Als Personalsachbearbeiterin, aber auch als ehemalige Presbyterin und langjährige Organistin in ihrer Heimatstadt Ludwigshafen weiß sie, „wie Kirche funktioniert. Ich mache meine Arbeit mit Leib und Seele“. Bauchweh bereite ihr die neue Aufgabe als Wahlleiterin nicht, aber sie nötige ihr großen Respekt ab. „Es gibt Nächte, in denen sie mich sehr beschäftigt. Die gute Nachricht ist aber, dass der darauffolgende Tag einem immer wieder die Möglichkeit schenkt, die Herausforderungen anzugehen, daran weiterzuarbeiten und Probleme zu lösen.“ Der gerahmte Spruch auf ihrem Schreibtisch – „planlos, aber gut gelaunt“ – passe eigentlich gar nicht zu ihr. „Von meiner Grundstimmung her bin ich schon ein sehr positiver Mensch. Aber planlos bin ich nie.“

Ihre bislang aufwändigste Aufgabe war die Erstellung der Wahlordnung und des Wahlkalenders, die als Arbeitshilfen für die Wahlausschüsse dienen. Beides sei in „mühevoller Kleinarbeit“ mit dem Projekt- und Pressebüro samt einer Agentur entworfen worden und habe pandemiebedingt noch einmal aktualisiert werden müssen. Weitere Projekte: Rundschreiben für die Dekanate, Verwaltungsämter, Wahlausschüsse, Bezirkskirchenräte, Presbyterien und Gemeindepfarrämter. Auch die aktuelle Wahlordnung muss Gies aus dem Effeff kennen.

Am 4. Oktober 2020 endet die Frist für die Einreichung der Wahlvorschläge. Wie viele Presbyter und Presbyterinnen zu wählen sind, hängt von der Anzahl der Gemeindemitglieder der einzelnen Kirchengemeinde ab. „In Gemeinden mit bis zu 500 Gemeindemitgliedern werden fünf Presbyter gewählt, wobei die Zahl auf Antrag des Presbyteriums durch den Bezirkskirchenrat um eine erhöht oder verringert werden kann. In Kirchengemeinden mit mehr als 500 Gemeindemitgliedern ist je angefangene 500 Gemeindemitglieder, bzw. bei über 4.000 Gemeindemitgliedern je angefangene 1.000, ein weiteres Mitglied zu wählen – hier kann der Bezirkskirchenrat auf Antrag des Presbyteriums die Zahl um bis zu zwei erhöhen oder verringern“, erklärt Gies.

Damit sie immer alles im Blick habe, wird Beate Gies sich ein Exemplar des Wahlkalenders auch zuhause aufhängen. Die „heiße Phase“ habe für sie indes längst begonnen: „Gedanklich bin ich fast ununterbrochen mit der Wahl befasst.“ Mit der für die Kampagne 2020 eingeführten neuen Bezeichnung „Kirchenwahlen“ habe sie keine Probleme: „Eine gute Entscheidung. Ich persönlich finde den Begriff sehr viel ansprechender und weicher als „Presbyteriumswahlen“. Auch hinsichtlich der Wahlbeteiligung – die Landeskirche zählte 2008 mit 33,2 Prozent und 2014 mit 31,3 Prozent zu den Spitzenreitern in der EKD – habe sie ein gutes Gefühl: „Ich wünsche mir, dass wir diesen Platz selbst bei reiner Briefwahl halten, vielleicht sogar nach oben ausbauen können. Das Ziel sollte sich immer nach oben orientieren.“