Kirchenwahlen 

Kirchenwahlen zeigen mehr Zusammenhalt als Ängste

Zieht eine positive Bilanz nach den Kirchenwahlen 2020: Beate Martin. Foto: lk.

Botschafterinnen und Botschafter der Kirchenwahlen trugen in Videos, auf Plakaten und in den sozialen Medien zur erfolgreichen Kampagne bei. Foto: lk.

Speyer (lk). Am 1. Advent haben die Kirchenmitglieder der Protestantischen Landeskirche 4.000 Presbyterinnen und Presbyter für die Leitungsgremien in 392 pfälzischen und saarpfälzischen Kirchengemeinden gewählt. Trotz der Kontaktbeschränkungen aufgrund der Corona-Krise wurden ausreichend Kandidatinnen und Kandidaten gefunden. Die Wahlbeteiligung ist im Vergleich zu 2014 leicht angestiegen, ebenso die Zahl der Erstwähler. Das landeskirchliche Wahl- und Projektbüro ist zufrieden mit dem Ablauf und dem Ergebnis der Kirchenwahlen.

Bereits am Wahltag hob Kirchenpräsident Christian Schad die Kreativität hervor, mit der „die Pfälzer Protestanten in der Krise Präsenz gezeigt haben“. Beate Martin, die das landeskirchliche Wahlbüro erstmals leitet, lobte zudem die Wahlausschüsse, die größtenteils mit Ehrenamtlichen besetzt waren. „Sie haben überdurchschnittlich engagierte Arbeit geleistet – und das trotz Hygienemaßnahmen und reinen Online-Schulungen für die neue Datenbank“, resümierte die Verwaltungsrätin im Kirchenamt.

Zu ihren Aufgaben gehören auch statistische Auswertungen sowie die Anforderung der erweiterten Führungszeugnisse für die 3.928 Personen, die direkt oder in die zweite Reihe gewählt wurden. „Die Arbeit ist noch nicht geschafft, aber es gab viele positive Rückmeldungen aus den Gemeinden und konstruktive Kritik“, so Martin. Einiges könnte künftig organisatorisch noch verbessert werden. Die Kommunikation aller Wahlorganisatoren sei aber sehr gut gewesen.

Zeitgemäße Wahlunterlagen und einfache Sprache

„Offenbar war der Zusammenhalt in diesem Krisenjahr doch größer als alle Ängste“, vermutet Mechthild Werner, Pfarrerin und Leiterin des Projektbüros in der Landeskirche. Die Vernetzung der landeskirchlichen Akteure – Wahlbüro, Projektbüro und Presseteam – sowie der Werbeagentur und Druckerei sei noch nie so eng gewesen. Die Wahlunterlagen wurden gemeinsam überarbeitet.

Unterlagen, Website und Werbemittel waren zeitgemäß, ansprechend und in einfacher Sprache gehalten. Laut Werner nutzte die Landeskirche verstärkt digitale Möglichkeiten für eine offensive Kampagne, die in den sozialen Netzwerken weitere Kreise erreichte. „Es gab weniger ungültige Stimmen als 2014 und prozentual einige junge Leute mehr, die mitbestimmen wollten, das ist ein schöner Erfolg unserer Teamarbeit“, freut sich Werner.

Kaum messbar für das Wahlverhalten waren die Platzierung von Print- und Digitalanzeigen in der Lokalpresse und der – erstmalig erprobten – Werbeflächen auf Großplakaten in Ludwigshafen sowie Leuchtwerbung in Kaiserslautern. Besonders in den Städten mit niedriger Wahlbeteiligung sollte damit Aufmerksamkeit geschaffen werden. Die geplante Kinowerbung mit den Kurzclips von sechs Kirchenwahlen-Botschaftern der Kampagne musste Corona-bedingt entfallen.

Künftig wolle man stärker die digitalen Möglichkeiten nutzen und kreative Wege erproben, um Mitglieder zu binden und neue Menschen anzusprechen. Diese wollten heute zunehmend selbst mitreden und mitbestimmen, wie die Kirche der Zukunft aussähe. Der direkte Kontakt, das Gemeindenetz vor Ort, sei ebenso wichtig wie glaubwürdige Botschafter in den sozialen Medien, resümiert das Projekt- und Presseteam der Landeskirche. Die Leiterin des Wahlbüros, Beate Martin, zieht ihr Fazit in drei Worten: „Wir sind Kirche.“

Hintergrund: Am 29. November 2020, am 1. Advent, waren rund 450.000 Kirchenmitglieder der Evangelischen Kirche der Pfalz in 395 Gemeinden aufgerufen, ihr „Presbyterium“, das Leitungsgremium der Kirchengemeinde, auf sechs Jahre zu wählen. Bedingt durch die Pandemie konnte nur per Briefwahl abgestimmt werden. Bereits 2014 lag der Briefwahlanteil bei 81,1 Prozent. Insgesamt kandidierten 3.972 Personen für 2.637 Plätze. In drei der 395 Gemeinden der Landeskirche war es nicht gelungen, ausreichend Kandidierende zu finden.

Die Wahlbeteiligung von 31,2 Prozent im Jahr 2014 konnte auf 32 Prozent gesteigert werden. Damit nimmt die pfälzische Landeskirche weiterhin eine Spitzenstellung innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland ein, in deren Gliedkirchen die Beteiligung teilweise weit unter 20 Prozent liegt.

Die Kirchenwahlen-Website www.kirchenwahlen2020.de enthält die aktualisierten Daten und wird noch bis zu den Wahlen der Bezirks- und Landessynodalen 2021 aufzurufen sein. Für die kommende Kampagne 2026 wird eine Online-Wahlmöglichkeit in den Blick genommen.