Sexualisierte Gewalt 

Rückhaltlose Aufklärung

Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz. Foto: Landry

Speyer (lk). Fälle von sexualisierter Gewalt im Bereich der pfälzischen Landeskirche mit ihren diakonischen Einrichtungen sollen rückhaltlos aufgeklärt werden. Das hat die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz an ihrem letzten Verhandlungstag in Speyer gefordert. Der Landeskirchenrat wurde beauftragt, alle erforderlichen Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Dies solle sorgfältig und transparent geschehen. Die Synode betonte, dass Betroffene ein Recht auf verantwortungsvolle und feinfühlige Aufarbeitung und Beteiligung hätten.

In dem von der Kaiserslauterer Dekanin Dorothee Wüst gestellten Antrag wird die Kirchenleitung darüber hinaus aufgefordert, die bereits bestehenden Instrumente und Methoden der Prävention weiter zu entwickeln und zu ergänzen, „um allen Formen sexueller Grenzüberschreitungen und sexuellen Missbrauchs entgegen zu wirken und Menschen Schutz zu bieten“. Der Bereich sexualisierte Gewalt wird nach Auskunft des Landeskirchenrates bereits in der Vikarsausbildung und in verpflichtenden Spezialschulungen für alle Beschäftigten, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, thematisiert.

In ihrer Antragsbegründung erinnerte Wüst, die auch Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, an den Anfang November in Würzburg verabschiedeten Elf-Punkte-Plan zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt. Darin sind die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für Betroffene sowie der Auftrag für mehrere Studien enthalten, die spezifische Risikofaktoren für Machtmissbrauch in der Kirche aufzeigen sollen. Die EKD Synode forderte auch die Einsetzung unabhängiger Kommissionen in den Landeskirchen, die zusammen mit den Betroffenen erörtern sollen, in welcher Form Erlittenes anerkannt wird.

Dem kommt nun nach dem Beschluss der Synode die Landeskirche durch die Einrichtung einer unabhängigen Kommission nach, der vier Personen, davon drei aus dem außerkirchlichen Bereich, angehören sollen. In der pfälzischen Landeskirche gibt es seit 2010 eine Ansprechpartnerin, an die sich Missbrauchsopfer wenden können. Von Seiten der Landeskirche gelte eine „Null-Toleranz-Politik“, alle Fälle würden an die Staatsanwaltschaft übergeben. Die meisten Ermittlungen seien eingestellt worden. Im Blick auf die Aufarbeitung von Fällen seit 1945 und die Ermittlung einer sogenannten Dunkelfeldstudie sollen in Kooperation mit EKD und anderen Landeskirchen entsprechende Studien in Auftrag gegeben werden.

Dekanin Dorothee Wüst erinnerte daran, dass sexualisierte Gewalt tiefen seelischen Schmerz und lebenslanges Leid bei den Betroffenen verursache. Gerade im Raum der Kirche, in dem Menschen Schutz und Geborgenheit suchten, müssten diese sich auf die Wahrung ihrer Würde, ihrer Unversehrtheit, ihrer Grenzen verlassen können. „Wo diese Verlässlichkeit nicht gegeben war oder ist, haben wir uns als Kirche schuldig gemacht“, erklärte Wüst.