Bildungsprojekt in Kitas 

Christliche Werte von Kindesbeinen an

Werte und Wertschätzung erfahren die Kinder der Kita Betzenberg in Kaiserslautern. Foto: lk/privat.

Religion.Werte.Bildung: 2020 geht das Projekt der Diakonie Pfalz in die dritte Staffel. Grafik: DW.

Kaiserslautern/Speyer (lk). Wie geht Demokratie? Wie funktionieren Umwelt und Natur? Wo begegnen wir Gott? Seit Anfang 2019 sind 20 protestantische Kindertagesstätten der Pfalz und Saarpfalz Teil des auf fünf Jahre angelegten Projektes der Evangelischen Kirche der Pfalz und ihrer Diakonie mit dem Titel „Religion.Werte.Bildung“, kurz RWB.

Auch die Protestantische Kindertagesstätte Betzenberg in Kaiserslautern nimmt an dem Projekt für Religions- und Werteerziehung teil. Leiterin Nadja Lobodda ist vom ersten Modul, in dem es um die professionelle Haltung pädagogischer Fachkräfte in religiöser und kultureller Pluralität geht, begeistert: „Das Hinterfragen von Werten und der eigenen Haltung, die bedingungslose Wertschätzung jedes einzelnen Kindes – das passt sehr gut zu unserem religionspädagogischen Konzept und unseren christlich-protestantischen Überzeugungen.“

Mit RWB erhalte das Thema Bildung in den Kindertagesstätten einen ganz neuen Stellenwert, erklärt Sabine Jung vom Diakonischen Werk. Die Leiterin der Abteilung Diakonisches Profil möchte gemeinsam mit einem Team von Referenten, aber vor allem zusammen mit den Erzieherinnen und den Trägervertretern, mit Eltern und Kindern die protestantischen Kitas zu „Bildungsstandorten“ entwickeln. Auch die Bildungsdezernentin der Landeskirche, Dorothee Wüst, ist von dem Projekt „mehr als überzeugt. Bildung ist ein Schlüsselbegriff für den Weg durchs Leben, öffnet Türen zu Chancen und Möglichkeiten. Kinder haben einen natürlichen Bildungshunger, den wir nach Kräften fördern wollen.“

Der Titel ist Programm: Religiöse Bildung, christliche Werteorientierung und Demokratieerziehung in den Kindertagesstätten seien angesichts einer multikulturellen Gesellschaft, in der die christlich-religiöse Sozialisation durch Elternhaus und Umfeld nicht mehr selbstverständlich sei, eine „Riesen-Chance“, sagt Sabine Jung. „Der Gewinn des Projektes liegt darin, das Zusammenleben unterschiedlicher Religionen und Kulturen einzuüben. Ausgangsbasis ist immer unser christliches Menschenbild.“ Gerade in der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Weltanschauungen sei es eine „wunderschöne Aufgabe und zugleich eine große Herausforderung“, den christlichen Glauben mit seinen Traditionen neu kennenzulernen und anderen dabei offen zu begegnen.

Dabei geht es um mehr als religiöse Feste. Die Bedeutung von Religion geht über den Laternenumzug oder das Krippenspiel hinaus. Viele Fragen, die Kinder stellen, erhalten eine religiöse Dimension. Warum ist die Uroma nicht mehr da? Wer hat den Himmel gemacht? Warum muss ich auf Schwächere und Kleinere Rücksicht nehmen? „Es gibt viele Alltagssituationen, in denen man mit Kindern zum Thema Religion ins Gespräch kommen kann“, sagt Jung. Das Interesse sei groß. 20 protestantische Kindertagesstätten nehmen an der ersten Staffel des in drei Module unterteilten Projektes teil. Für die zweite Staffel, die 2020 beginnt, haben sich bereits 23 Einrichtungen angemeldet.

Die Leipziger Professorin Susanne Viernickel, die das Modul „professionelle Haltung“ konzipiert hat, will den Fachkräften einen „inneren Kompass“, eine „Leitlinie von Werten und persönlicher Haltung“ vermitteln. Im zweiten Modul nach dem Konzept des emeri¬tierten Professors Frieder Harz geht es um religiöse und interreligiöse Bildung. Das dritte Modul (Professorin Daniela Braun) hat Demokratieerziehung zum Schwerpunkt – ein Thema, das in Speyer und Kaiserslautern schon bei so genannten Kindersynoden erprobt wurde. Dorothee Wüst hat in ihrer Zeit als Kaiserslauterer Dekanin das Experiment Kindersynode miterlebt: „Mit mitreißender Begeisterung haben die Kinder ihre Vorstellungen eingebracht, Pro und Contra diskutiert und schließlich Mehrheitsentscheidungen getroffen. So manches Parlament hätte davon lernen können. Und die Kinder haben gelernt, wie Demokratie funktioniert.“

Kinder haben ein Recht auf Religion und ein Recht, auf wesentliche Fragen ihres Lebens Antwort zu bekommen, hatte der Diakoniedezernent der Landeskirche, Oberkirchenrat Manfred Sutter, bei der Eröffnungsveranstaltung von „RWB“ betont. Das Projekt solle die Erzieherinnen ermutigen, gemeinsam mit den Kindern die Schönheit des Glaubens zu entdecken. Sabine Jung sieht darin auch einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag: „Unsere Kirche steht für ein friedliches Zusammenleben. Das sollten wir von Kindesbeinen an einüben.“

Kontakt und Anmeldung zum Projekt 2020: Referat Kindertagesstätten des Diakonischen Werks, Karmeliterstraße 20, 67346 Speyer, E-Mail: referat.kita@diakonie-pfalz.de

Hintergrund: Vom 21. bis 23. November 2019 tagt die Herbstsynode der Evangelischen Kirche der Pfalz im Mutterhaus der Diakonissen Speyer, Hilgardstraße 26, in Speyer. Thematischer Schwerpunkt ist Bildung. Die Landessynode ist als kirchliche Volksvertretung die Inhaberin der Kirchengewalt. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in den geistlichen, rechtlichen und finanziellen Bereichen der Landeskirche. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre. Interessierte können an den öffentlichen Sitzungen teilnehmen.