Synodalrat aus Tschechien zu Gast 

Austausch mit der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder

Kirchenleitungen im Austausch (v.l.n.r.): Kessel, Engelhardt , Sutter, Zigmund, Hamrová, Pokorný, Zadražilová, Schad. Foto: lk/Rummel.

Landau/Speyer (lk). Bei einem zweitägigen Besuch in der Pfalz hat sich der Synodalrat der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) mit Vertretern der Landeskirche zu Beratungen in Landau und Speyer getroffen. Im Mittelpunkt standen Gespräche mit dem Landeskirchenrat.

„In Zeiten eines zunehmenden Nationalismus und einer neuen Faszination des Autoritären in Europa ist es heilsam, dass wir unsere kirchlichen Partnerschaften und ökumenischen Kontakte vertiefen. So setzen wir ein Gegengewicht gegen besorgniserregende gesellschaftliche Entwicklungen“, bilanzierte Kirchenpräsident Christian Schad das Treffen mit dem Synodalrat der EKBB aus der Tschechischen Republik.

Schad erinnerte daran, dass beide Kirchen durch die Vereinigung von Reformierten und Lutheranern geprägt seien und sich durch eine presbyterial-synodale Verfassung auszeichneten. Er sprach auch das Thema „Kirche in säkularer Diaspora“ an.

Die Tschechische Republik hat mit 91 Prozent den höchsten Anteil an jungen Erwachsenen zwischen 16 und 29 Jahren ohne religiöse Bindung. Vladimir Zikmund, Synodalkurator der EKBB, stellte daraufhin die aktuellen strategischen Überlegungen seiner Kirche vor. Geprägt vom Geist der Hoffnung gelte es, missionarische Offenheit und Verständlichkeit als Grundhaltung der Christen einzuüben, um als ausstrahlungsstarke Kirche und Diakonie Menschen die Lebensdienlichkeit des Evangeliums nahe zu bringen.

Beide Kirchen stehen somit vor ähnlichen Transformationsprozessen. Entscheidend sei es, diese als geistliche Herausforderung anzusehen und die neuen Wege gemeinsam mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Kirche zu gehen.

Auch über den Umgang mit der totalitären Vergangenheit tauschten sich die Gesprächspartner aus. Pavel Pokorný, der stellvertretende Synodalsenior der EKBB, berichtete vom Weg seiner Kirche von 1945 bis 1989. Kirchenpräsident Schad schilderte den Prozess der Aufarbeitung der Geschichte der pfälzischen Landeskirche in der Zeit des Nationalsozialismus.

Oberkirchenrat Manfred Sutter und Oberkirchenrätin Marianne Wagner sprachen sich für eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich „Personal“ aus, beispielsweise beim Spezialpraktikum für Vikare oder beim wechselseitigen Austausch von Mitarbeitern in der Diakonie. Die Kirchenleitungen wollen die Initiative ergreifen, um auch jüngere Menschen für die Partnerschaftsarbeit zu begeistern.

Nach dem Austausch besuchte die Delegation die Diakonissenanstalt in Speyer, besichtigte die Gedächtniskirche der Protestation und wurde am Nachmittag zu einem Rundgang durch die Stadt geführt. Einige Mitglieder des Synodalrats der EKBB bleiben bis zum Sonntag in der Pfalz, um am Hauptfest des Gustav-Adolf-Werks Pfalz mit dem Motto „Kirche in der Minderheit - Unsere Zukunft?“ im Kirchenbezirk Germersheim teilzunehmen.

Hintergrund: Die EKBB ist eine unierte Kirche in der Tschechischen Republik. Ihr gehören rund 75.000 Mitglieder in mehr als 250 Gemeinden an. Diese gliedern sich in Seniorate mit presbyterial-synodaler Organisationsstruktur. Die Kirchenleitung besteht aus dem sechsköpfigen Synodalrat, der auf sechs Jahre gewählt und durch Synodalsenior und Synodalkurator vertreten wird. Das höchste Organ ist die Synode, die ein Mal jährlich zusammenkommt.