Begegnung in Zeiten des Brexits 

Schrittmacher in Europa

Besuch in Speyer (v.l): Deborah und Philip Brooks mit den Mitgliedern des Landeskirchenrates, Dieter Lutz, Christian Schad, Manfred Sutter und Karin Kessel (Foto lk)

Speyer (lk). Im Angesicht des bevorstehen Brexits werden Partnerschaften wie die zwischen der United Reformed Church (URC) und der Evangelischen Kirche der Pfalz mehr denn je gebraucht. Dies haben der Ökumenereferent der URC, Philip Brooks, und der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad bei einer Begegnung in Speyer erklärt. Der direkte Kontakt trage dazu bei, dass Vorurteile abgelegt und Freundschaften entstehen können. Mit jeder Begegnung werde deutlich, dass Europa mehr als ein Wirtschaftsraum sei, vielmehr ein Kontinent, in dem Menschen in Frieden zusammenleben wollen. 

Brooks zeigte sich besorgt über die Ankündigung des neuen britischen Premierministers, den Brexit auch ohne Vertrag zu vollziehen. „Das ist besonders für die ärmeren Bevölkerungsschichten von Nachteil“, sagte der Pfarrer. Auch in den Kirchengemeinden werde das Für und Wider eines EU-Austritts diskutiert. Dabei stimmten eher ältere Mitglieder für den Brexit, jüngere hingegen sorgten sich um ihre Zukunft, wenn es zum Bruch käme. 

Kirchenpräsident Christian Schad erinnerte an den Beginn der Partnerschaft. Mitglieder der Kongregationalistischen Kirche hatten deutsche Kriegsgefangene betreut. Aus diesen Begegnungen seien Freundschaften entstanden, die wiederum zu Hilfsmaßnahmen für pfälzische Gemeinden führten. „Statt Vergeltung wurde Versöhnung praktiziert, statt Rache geschwisterliche Liebe geübt“, erklärte Schad. Aus diesem Geist heraus habe sich 1957 nicht nur die offizielle kirchliche Partnerschaft entwickelt. Im gleichen Jahr seien auch die Römischen Verträge, das Basisdokument der Europäischen Union, geschlossen worden. 

Auch für das Zusammenwachsen der Kirchen in Europa habe die pfälzisch-britische Partnerschaft besondere Strahlkraft entwickelt, betonte der Kirchenpräsident. So sei die 1957 vereinbarte und praktizierte Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft ein entscheidender Impuls für die im Jahr 1973 erfolgte Übereinkunft  von 69 europäischen Kirchen gewesen. „Wir waren Schrittmacher auf dem Weg zur Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa“, sagte Schad. 

„Christen können Europa eine Seele geben“, fasste der Ökumenedezernent der Landeskirche, Oberkirchenrat Manfred Sutter, die Bemühungen der Kirchen für eine friedliche und sozial gerechte Union zusammen. Daher erinnere man bei einer gemeinsamen Konferenz der URC und der pfälzischen Landeskirche vom 7. bis 9. November 2019 in Frankenthal an den Fall der Berliner Mauer vor 30 Jahren und frage gemeinsam danach, „wie unsere Kirchen den Aufbruch von damals für den europäischen Gedanken heute fruchtbar machen können“. 

Zur United Reformed Church gehören in England, Schottland und Wales rund 50.000 Mitglieder in 1.500 Gemeinden, in denen etwa 400 Pfarrerinnen und Pfarrer arbeiten. Zahlreiche dieser Gemeinden bilden zusammen mit anderen Kirchen eine Gemeinde vor Ort, unter anderem mit der methodistischen, der baptistischen und der anglikanischen Kirche. In der Pfalz unterhalten 15 Gemeinden Partnerschaften mit URC-Gemeinden.