"Sorgende Gemeinde" 

Kirchliche Arbeit lebt von ihrer Bindungskraft

Weitreichende Prognosen: Fabian Peters von der Universität Freiburg...

...referierte vor der Synode.Fotos: Landry

Speyer (lk). Miteinander und füreinander – das ist nach den Worten des pfälzischen Oberkirchenrates Manfred Sutter keine Frage des Alters, sondern von Zuwendung und Beziehungspflege: „Kirchliche Arbeit lebt von ihrer Bindungskraft“, unterstrich der Diakoniedezernent am Freitag vor der in Speyer tagenden Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz. Am Schwerpunkttag befasste sich das Kirchenparlament mit den Folgen des demografischen und gesellschaftlichen Wandels.

In einer „sorgenden Gemeinde“ mit profilierten Angeboten bleibe die Kirche auch in Zukunft ein Hort gelebter Nächstenliebe und könne attraktiv für Menschen aller Generationen sein, erklärte Sutter. Die Prognosen des Forschungszentrums Generationenverträge, wonach die Kirchenmitgliedszahlen in den kommenden Jahrzehnten stark sinken, sieht Sutter als Signal zum Aufbruch in Kirche und Diakonie: Sie dürften nicht als „schicksalshaft“ hingenommen werden. „Der Wandel fordert uns heraus, ihn aktiv mitzugestalten und damit auch zu verändern.“

Fabian Peters von der Universität Freiburg, der an der Studie mitgearbeitet hat, betonte, dass der prognostizierte Rückgang der Mitgliedszahlen in der pfälzischen Landeskirche vor allem durch Austritte und ein verändertes Taufverhalten verursacht werde. Die meisten Mitglieder, mehr Männer als Frauen, würden bis zum 31. Lebensjahr – und damit vor Geburt des ersten Kindes – austreten. Peters forderte die Synode dazu auf, den 16- bis 31-Jährigen besondere Aufmerksamkeit zu schenken und „relevant für sie zu werden“.

Oberkirchenrat Manfred Sutter sieht in der Analyse eine „kritische Anfrage an die Qualität und Passgenauigkeit“ der kirchlichen Angebote. „Übergänge“ und „Anschlüsse“ müssten entsprechend gestaltet werden, sagte Sutter mit Blick auf Konfirmierte, junge Erwachsene, Familien, Eltern und Großeltern. Dazu brauche es neben einer starken Diakonie auch starke Kirchengemeinden und gesamtkirchliche Dienste, die die Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenswelten ansprächen und sich als Teil einer „sorgenden Gemeinschaft verstehen“.

In seinem Impulsreferat empfahl der westfälische Pfarrer Ralf Kötter den Kirchengemeinden, ein sogenanntes „Cluster“ zu bilden. „Man muss nicht alles selbst machen. Gemeinden haben in ihren Kreisen viele Fachkräfte, die mithelfen wollen“, sagte Kötter. Das Vertrauen sei da. Als Beispiel zeigte er die erfolgreiche Zusammenarbeit von sieben Dorfgemeinden im ländlichen Raum, in der er als Pfarrer tätig war – mit Diakonie, Kommune, Gewerbetreibenden, Kitas, Schulen, Ärzten, dem Amtsgericht, Landesbehörden und Forschungsinstituten. Die Kooperationspartner hätten die Bedürfnisse der Menschen in den Bereichen Altenpflege, Kinderbetreuung, Alltagsversorgung und Mobilität im ländlichen Raum mit konkreten Maßnahmen erfüllt: Stellen für Gemeindeschwestern seien geschaffen worden, eine Tagespflege für Demenzkranke sei entstanden, die heimische Wirtschaft habe einen ehrenamtlich betriebenen Bürgerbus finanziert, Ehrenamtliche Schulkinder am Nachmittag betreut sowie digitale Displays und Geräte die Bewohner informiert. Die Folge: Die Gottesdienste füllten und die Einnahmen aus Fördermitteln und Spenden vervielfachten sich.

Die rheinland-pfälzische Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler unterstrich die zentrale Rolle der Kirche, wenn es darum geht, das gute Miteinander der Generationen zu gestalten. Kirchengemeinden seien wichtige Orte für das vielfältige und unterschiedliche Engagement der Menschen und lokale Partner, um „mehr Nachbarschaft und ein Wohnen im Quartier bis ins hohe Alter“ zu ermöglichen.