Studienreise 

Zwischen Plattenbau und reformatorischem Erbe

Pfälzer Theologiestudierende auf Studienreise in der Slowakei. Foto: privat

Speyer (lk). „Ich war bereit für die Kirche zu sterben und nun sollte ich für die Kirche leben.“ Mit diesen Worten hat ein evangelischer Gemeindepfarrer in der Slowakei seinen inneren Konflikt nach dem Ende des kommunistischen Regimes beschrieben. Jener Pfarrer, Ivan Elko, ist jetzt Generalbischof der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Slowakei. Trotz vollen Terminkalenders hat er sich die Zeit genommen, eine Gruppe von 16 Theologiestudierenden, darunter neun pfälzische, im Rahmen einer Studienfahrt des Gustav-Adolf-Werkes (GAW) nach Bratislava zu einem Gespräch zu treffen.

„Es war eine eindrucksvolle und bereichernde Begegnung in den Räumen der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bratislavas, durch die uns zuvor der Vizedekan, Marosz Nicák, führte“, schildert Theologiestudent Markus Schmitt die Reiseerlebnisse. Nicák habe eindrücklich die Probleme der theologischen Ausbildung dargestellt: Sinkende Studierendenzahlen und damit einhergehend sinkende finanzielle Mittel an einer ohnehin schon kleinen Fakultät mit 50 bis 60 Studierenden sowie die Schwierigkeiten, Nachwuchs für das Theologiestudium zu gewinnen. Die Evangelische Kirche bildet in der Slowakei zwar eine Minderheit, gleichwohl sei keine Resignation zu spüren. „Vielmehr herrschen Freude über die gute Arbeit, die geleistet werden kann und Zuversicht, dass dies auch zukünftig geschehen kann“, sagt Schmitt.

Dies sei auch bei Begegnungen in den Kirchengemeinden zu spüren gewesen, die auf dem Programm der Studienfahrt unter der Leitung des GAW-Generalsekretärs Pfarrer Enno Haaks standen. Etwa bei dem Pfarrehepaar, das in der Plattenbausiedlung Petrzalka am Rande Bratislavas seinen Dienst verrichtet und von der vielfältigen Arbeit in ihrer Gemeinde und ihren Ideen für zukünftige Projekte berichtete. Oder bei dem Presbyterium in der Kleinstadt Szered‘, wo – unterstützt durch das GAW – nach vergeblichen Anläufen im 18. Jahrhundert und nach dem Zweiten Weltkrieg nunmehr ein eigenes Kirchengebäude errichtet werde und so ein Zentrum des Gemeindelebens entstehe.

Die evangelische Kirche in der Slowakei stehe vor großen Herausforderungen. Ihre Minderheitssituation, Verstrickungen in korrupte staatliche Verhältnisse oder das autoritäre Gebaren des vorherigen Generalbischofs, das zu Streit und Zwietracht geführt habe und den neuen Generalbischof Elko vor die schwierige Aufgabe stelle, die Kirche wieder zusammenzuführen und als Gemeinschaft zu stärken. „Aber wir durften auch erleben, mit welchem Mut und welcher Hoffnung die evangelischen Christinnen und Christen in der Slowakei sich diesen Herausforderungen aus ihrem Glauben heraus stellen.“ Die Gastgeber hätten sich dankbar gezeigt für die Unterstützung durch das GAW beim Bau oder der Sanierung kirchlicher Gebäude, für die  Bücherspenden an die Theologische Fakultät oder Austauschprogramme für Studierende.