Protestanten ohne Protest 

Aus der eigenen Geschichte lernen

Protestanten ohne Protest: Die Leiterin des Zentralarchivs, Gabriele Stüber, hat die Ausstellung mit konzipiert. Foto: lk

Speyer (lk). „Geschichte wiederholt sich nicht, aber wir können von ihr lernen“: Nach den Worten des Bildungsdezernenten der pfälzischen Landeskirche, Michael Gärtner, muss die Arbeit an dem Projekt „Protestanten ohne Protest – die evangelische Kirche der Pfalz im Nationalsozialismus“ weitergehen. Die in Speyer tagende Synode befasste sich mit dem Zwischenbericht einer Arbeitsgruppe zu dem Projekt, in dem die Landeskirche auch ihre eigene Rolle in der NS-Zeit auf den Prüfstand stellt.

„Wir wollen und müssen noch mehr aus unserer Geschichte lernen, um noch mehr Wissen und Sensibilität für unser Handeln heute zu gewinnen“, meinte Oberkirchenrat Gärtner. Die Landessynode hat für die Jahre 2017 und 2018 je 50.000 Euro zur Förderung von Maßnahmen bereitgestellt, die die Ergebnisse des Handbuchs „Protestanten ohne Protest“ auf verschiedenen Wegen vertiefen und in die Gemeinden sowie die Öffentlichkeit tragen sollen.

Unter anderem hat das Amt für Religionsunterricht Unterrichtsmodelle für den Religionsunterricht erarbeitet. Finanzielle Unterstützung erhielten auch die Aktion Sühnezeichen und das Ukraine-Projekt, das sich ehemaligen Zwangsarbeitern widmet. Eine von der Leiterin des Zentralarchivs, Gabriele Stüber, und dem Historiker Roland Paul konzipierte Schau ist im Rahmen der Synode erstmals präsentiert worden und steht nun als Wanderausstellung Gemeinden und Einrichtungen zur Verfügung. Weitere Auskünfte dazu erteilt das Zentralarchiv der Landeskirche, E-Mail: zentralarchiv@evkirchepfalz.de, Telefon: 06232/667-182/194.

Die Arbeitsgruppe rege nun eine lokalgeschichtliche Weiterarbeit an, teilte Gärtner mit. Er nannte als Beispiel konkreten geschichtlichen Lernens die pädagogische Aufarbeitung des ehemaligen „Westwalls“. Dazu planen die Evangelische Akademie der Pfalz und die Friedensakademie Rheinland-Pfalz ein Konzept für die Nutzung der Westwallanlagen. Eine friedenswissenschaftliche Tagung zum Thema „Erinnerungsräume“ findet am 6. und 7. Dezember im Butenschoen-Haus in Landau statt. „Die Kirche muss ihre Stimme immer erheben, wenn Menschen ausgegrenzt oder in ihren Rechten beschnitten werden“, so Gärtner. „Ob unser Protest mutig genug ist, wird glücklicherweise immer wieder hinterfragt. Wie damals sind es vor allem die Menschen anderer Religion und anderer Herkunft, die unsere Stimme brauchen, aber auch die vielen Opfer eines weltweiten liberalen Kapitalismus.“