Gedenkgottesdienst 

Versöhnung als eine ständige Aufgabe

Christian Schad, Dietmar Zoller, Christian Albecker und Esther Lenz (v.l.) gestalteten den Gottesdienst..

...in der Bad Bergzaberner Marktkirche. Fotos: vanschie

Gedenken und Kranzniederlegung auf dem Friedhof. Foto: lk

Bad Bergzabern (lk). In einem französisch-deutschen Gottesdienst zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren haben der Präsident der Union der Protestantischen Kirchen von Elsass und Lothringen, Christian Albecker, und der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad Vergebung als ständige Aufgabe angemahnt. Bei der zweisprachigen Feier am Volkstrauertag in Bad Bergzabern riefen sie die Christen dazu auf, den Dialog gerade auch mit anderen Religionen und Weltanschauungen zu suchen und zu einer Kultur der Aufmerksamkeit beizutragen. 

Schad und Albecker dankten für die Freundschaft, „die zwischen uns, zwischen Deutschen und Franzosen, in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist“. Albecker mahnte in seiner Predigt, die Schrecken des Krieges nicht zu vergessen, denn sonst verliere man die Ehrfurcht vor dem Frieden und die Ehrfurcht vor dem Leben. Am Volkstrauertag erinnere man sich an den verheerenden Mechanismus, durch den Hass und Kriege entstehen. „Aus Unkenntnis wachsen Vorurteile, aus Ungerechtigkeit kommt Zorn, aus Angst entsteht Sprachlosigkeit“, sagte der elsässisch-lothringische Kirchenpräsident. Mit dem Gedenkgottesdienst setze man gemeinsam ein Zeichen gegen das Vergessen. „Die Namen der ums Leben Gekommenen von damals mahnen uns heute, alles in unserer Macht Stehende zu tun, den Frieden zu erhalten und das friedvolle Miteinander unter den Völkern zu fördern“, sagte Albecker. 

Der seit über 70 Jahren anhaltende Frieden sei ein großes Geschenk, sagte Kirchenpräsident Schad und warnte vor Abgrenzung und nationalen Alleingängen in Europa. Mahnend erinnerte er daran, dass die Kirchen im Ersten Weltkrieg sogar für den „Sieg des eigenen Vaterlandes“ gebetet hätten. „Nach dem Zweiten Weltkrieg haben Christinnen und Christen allerdings einen wesentlichen Beitrag zur Versöhnung unserer beiden Länder geleistet. Das verstehen wir heute angesichts neuer Hausforderungen als Gabe und Aufgabe“, erklärte Schad auch mit Blick auf die Europa-Wahl im kommenden Jahr. „Als Christen machen wir uns stark für ein humanes und soziales Europa, in dem die Menschrechte und Grundwerte des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Toleranz, der Partizipation und der Solidarität zur Geltung kommen.“ Kirchenpräsident Christian Schad rief dazu auf, gegen Populismus und Nationalismus Partei zu ergreifen, die demokratische Verfassung zu verteidigen und „keine Gewalt, auch nicht in der Sprache“, zuzulassen. 

Der Gottesdienst in der Bad Bergzaberner Marktkirche stand unter dem Leitthema „Wege der Versöhnung“, die Liturgie gestalteten Dekanin Esther Lenz (Wissembourg) und Dekan Dietmar Zoller (Bad Bergzabern). Sie riefen dazu auf, den Unterdrückten Gehör zu verschaffen: „Kriege sind bis heute Realität. Unser Erschrecken ist groß über das, was Menschen anderen Menschen antun.“ Musikalisch umrahmt wurde die Feier von einem grenzüberschreitenden Kirchenchor, einem Streichquartett sowie Bezirkskantor Wolfgang Heilmann an der Orgel.