Wechsel in der Gleichstellungsstelle 

Gleichwertigkeit und Gerechtigkeit als Maßstab

Gutes Geleit ins neue Amt: Jugendreferentin Kira Bauer, Kirchenpräsident Christian Schad, die neue Gleichstellungsreferentin Annette Heinemeyer und Pfarrer Andreas Große (v.l.).

Einzug in die Dreifaltigkeitskirche: Kirchenpräsident Christian Schad, Pfarrerin Belinda Spitz-Jöst, Pfarrerin Christine Gölzer und (dahinter) Annette Heinemeyer (v.r.). Fotos: Landry

Speyer (lk). Die christliche Gemeinschaft ist unbeeindruckt von Geschlecht, Alter, Beruf, Finanzstärke oder Armut, Gesundheit oder Beeinträchtigung, weil wir eins sind in Jesus. Dies erklärten die scheidende und die neue Referentin für Gleichstellung in der Evangelischen Kirche der Pfalz in einem Gottesdienst in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche. Dabei verabschiedete Kirchenpräsident Christian Schad Pfarrerin Belinda Spitz-Jöst nach zehn Jahren im Amt und führte ihre Nachfolgerin, die Religionspädagogin Annette Heinemeyer, in ihre neue Aufgabe ein. 

Wenn es im Galaterbrief heiße, dass alle ohne Unterschied durch den Glauben Gottes Kinder seien, so bedeute dies heute, dass auch jede Geschlechtertrennung beendet sei, „und mit ihr alle damit verknüpften Rollenbilder“, sagte Annette Heinemeyer. Dies gelte auch für alle gesellschaftlichen Zuschreibungen wie der Vormachtstellung des Mannes über der Frau. In Gemeinden und Arbeitskreisen, bei Gottesdiensten und Diskussionen wolle sie die hierarchiefreie Vielfalt und wertfreie Unterschiedlichkeit sichtbar machen, so Heinemeyer. 

Für die scheidende Gleichstellungsreferentin, Belinda Spitz-Jöst, bleibt als Ziel, daran mitzuarbeiten, „dass wir eine lebenswerte und liebenswerte Gemeinschaft von Menschen bleiben, die unter dem Wort Gottes zusammenkommen“. Die göttliche Verheißung von Frieden und Heil unter all den alten Rollen, Erwartungen und Strukturen von Macht und Einfluss zu entdecken, sei nicht immer leicht, „schon gar nicht für die, die sich darin gut eingerichtet haben“, sagte Spitz-Jöst. Sie zeigte sich davon überzeugt, dass es allen Geschlechtern gut täte, wenn sie Gerechtigkeit und Gleichwertigkeit zum Maßstab nähmen. 

Kirchenpräsident Christian Schad hob hervor, dass alle Menschen als Gottes Geschöpfe seine Ebenbilder und mit der gleichen, unantastbaren Würde ausgestattet seien. Als solche seien sie aber doch alle anders. „Ja, es ist normal, es ist schöpfungsgemäß, verschieden zu sein. Und wir lernen gerade, dass auch die Kategorie ‚Geschlecht‘ vielfältiger ist, als die reine Dualität von Mann und Frau“, sagte Schad. 

Der Kirchenpräsident dankte der scheidenden Referentin Belinda Spitz Jöst für ihr beharrliches Engagement, mit dem sie die zentralen Themen Gleichstellung von Frauen und Männern in der Landeskirche und die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt vorangetrieben habe. Zugleich habe sie sich dafür eingesetzt, dass auch Kinder und alte Menschen, Migrantinnen und Migranten sowie Menschen mit Beeinträchtigungen in ihrer jeweiligen Lebenswirklichkeit wahrgenommen würden und Gehör fänden. 

Mauern in den Köpfen abzubauen, das habe sich auch Annette Heinemeyer zum Ziel gesetzt, erklärte Kirchenpräsident Schad. Die aufgeregte Debatte, die gegenwärtig über die angebliche „Feminisierung des Pfarrberufs“ geführt werde, zeige, dass es nach wie vor diese Mauern gebe, die die Wahrnehmung verzerrten. Dabei liege der neuen Gleichstellungsreferentin besonders die Vernetzung des kirchlichen Engagements mit lokalen, regionalen und überregionalen Institutionen am Herzen. „Denn nur gemeinsam kann der Benachteiligung von Menschen aufgrund bestimmter Merkmale entgegengewirkt werden“, sagte Schad. 

Die Gleichstellungsstelle im Landeskirchenrat gibt es seit 1995. Sie hat die Aufgabe, in der Evangelischen Kirche der Pfalz die Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Bereichen zu fördern. Dazu gehört unter anderem, sich mit grundsätzlichen Problemen der Stellung von Frauen und Männern in Ausbildung, Beruf und Ehrenamt auseinanderzusetzen und gesellschaftliche Entwicklungen zu gleichstellungsrelevanten Themen zu beobachten, ihre Auswirkungen für die Arbeit im Bereich der Landeskirche zu bedenken und entsprechende Vorschläge zu unterbreiten. Referentinnen und Referenten waren Pfarrerin Petra Vollweiler-Freyer, die Juristin Bettina Wilhelm, Pfarrerin Claudia Enders-Götzelmann und Gerd Humbert.