Kirchenvolksfest 

Zauberhafte Stimmung und eine Ode an die Freude

Zauberhafte Stimmung auf dem Unionsplatz...

...beim Abendsegen mit Pfarrerin Mechthild Werner und dem Duo Jens Bunge. Fotos: view

Kaiserslautern (lk). In Stille vor Gott, mit den gemeinsam gesungenen Liedern „Let it be“, „Der Mond ist aufgegangen“ und der „Ode an die Freude“ sowie dem Abendsegen durch Pfarrerin Mechthild Werner ist der erste Tag des Kirchenvolksfestes 200 Jahre Pfälzer Kirchenunion in Kaiserslautern ausgeklungen. Dessen Motto „Mutig voran“ zog sich durch die vielen Beiträge des Tages ebenso, wie die Botschaft nach Frieden, Toleranz und Einigkeit. 

Es sei ein Grund zur Freude, wenn Menschen nicht spalteten, sondern vereinten, sagte Pfarrerin Mechthild Werner, Projektleiterin für das Unionsjubiläum. „Gerade in diesen Tagen gilt es, Unionen jeder Art zu besingen“, leitete sie bei ihrem Abendsegen zur „Ode an die Freude über“. Zuerst verhalten, dann nach Aufforderung beim zweiten Mal lauter, sicherer, ja überzeugter schallte sie über den Unionsplatz. Mutig voranzugehen, ohne Vorurteile aufeinander zuzugehen, „Let it be“, es nicht einfach sein zu lassen, sondern andere zu nehmen, wie sie sind, es besser werden zu lassen, forderte sie ihre Zuhörer auf. 

Als Beispiel, wie Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammen wirken, leben, klingen können, führte sie die Band „Shaian“ an, die am Nachmittag auf der Bühne am Stiftsplatz gespielt hatte: Die Kombo mit Kaiserslauterer Musikern sowie Geflüchteten aus Afghanistan, Eritrea, Iran, Syrien, Indonesien und Tunesien bot einen vielseitigen, multikulturellen Sound und brachte internationales Flair auf das Kirchenvolksfest. Christen, Moslems und Baha’i sind durch ihre Musik vereint. „So sieht Integration in Kaiserslautern aus“, sage RPR1-Moderator Andreas Kunze, der auf der Hauptbühne durchs Programm führte. Die integrative Band „Carpe Diem Unerhört“, „Blue Train Rollin‘“ mit Blues, Funk und Soul sowie die Singer-Songwriterin „Lotte“ als Hauptakt am Abend durfte er zum Kirchenunionsfest auf dem Stiftsplatz begrüßen – dazu viele Besucher, von denen manche extra für „ihre“ Band gekommen waren, andere zufällig vorbeiliefen, stehenblieben, die Atmosphäre genossen. Laut, stimmungsvoll und packend begeisterte die junge Musikerin Nachtschwärmer wie Unionsfestbesucher, wenn sie etwa vom Mut sang, sich auf andere Menschen und die Liebe einzulassen. 

Es war ein Tag des Treffens und der Gespräche: bei Wein und Brot – vom integrativen Caterer Kochwerk in unterschiedlichen Variationen serviert – oder Kaffee auf dem Unionsplatz; an den etwa 40 in der Innenstadt verteilten Kirchenbänken, wo Vertreter von Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen das Gespräch mit Passanten suchten; und auf der Radio-Bühne, wo Diakoniepfarrer Albrecht Bähr auf der blauen Bank der Diakonie zum Gespräch einlud. Wie sie mutig voranschreiten, wie schwierig das auch sein kann, aber auch wie nötig, fragte er Mechthild Werner, Reinhard Oelbermann, den kirchenpolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, den Kaiserslauterer Oberbürgermeister Klaus Weichel, Erika Christmann von „Frauen wagen Frieden“, den Staatssekretär des Bildungsministeriums, Hans Beckmann, sowie Vertreterinnen der Ökumenischen Sozialstation. 

Auch wenn die Reihen vor der Radio-Bühne teils licht blieben, zeigte Bähr sich überzeugt vom Konzept: „Es ist ein wichtiger und richtiger Versuch, Kirche aus den Mauern herauszuholen und in die Welt zu bringen. Wir müssen zu den Menschen gehen und können nicht erwarten, dass sie zu uns kommen.“ Und die Botschaft komme an, habe er doch Menschen beobachtet, die eine Stunde und länger an den Biertischen vor der Bühne den Interviews gelauscht hätten. 

Weniger Zuschauer, aber dafür umso mehr Zuhörer hatte RPR1-Moderator Jens Baumgartner. In der live übertragenen Sendung „Der Tag in Rheinland-Pfalz“ kamen zu Wort: Kirchenpräsident Christian Schad, der seine Freude über diese Feierlichkeiten in der Westpfalz ausdrückte. Urs Häberli, Intendant des Pfalztheaters, das mit seinem Theaterfest am Samstag mit der Landeskirche kooperiert. Kirche und Theater hätten sehr viel gemeinsam, sagte er, beides seien große und wichtige Institutionen, die der Gesellschaft die Möglichkeit böten, sich zusammenzufinden bei der Suche nach Wahrheit. Susanne und Mattias Ress berichteten von ihrem Escape Room, einem Rätselraum, der unter dem Motto „Rettet die Kirchenunion“ ins Jahr 1818 entführt. 

Trotz eines kurzen Regenschauers nicht gerettet werden musste die Stimmung am Unionsplatz vor der Lounge-Bühne. Die war nämlich den ganzen Tag gut, entspannt und gemütlich, wie der Theologiestudent und Bühnenmanager fürs Wochenende, Silas Fengler, berichtete. Klangvolle Gemeinschaft erleben konnten die Besucher des Mitsingkonzertes mit dem Kaiserslauterer Sänger und Gitarrist Stefan Flesch sowie Schlagzeuger Thomas Rieder. Von einer schwierigen Liedauswahl hatte er zu Beginn seines Auftrittes gesprochen, aber mit „Über sieben Brücken musst Du geh’n“, „Sailing“ oder „Leaving on a Jet Plane“ den Geschmack der Besucher getroffen. Dem Namen Lounge-Bühne alle Ehre machten am Abend Jens Bunge und Uli Wagner, die mit Mundharmonika und Gitarre für eine zauberhafte Stimmung auf dem baumumstandenen Platz, wo die roten Biertischgarnituren meist voll besetzt waren, sorgten. Einfühlsam war auch ihre Begleitung des Abendsegens von Mechthild Werner, den diese mit den Worten einleitete: „Was für ein Tag …“ 

Hintergrund: 1818 vereinigten sich in Kaiserslautern die bis dahin getrennten reformierten und lutherischen Gemeinden der Pfalz zu einer gemeinsamen Kirche. Die Pfälzer Kirchenunion entstand, weil die Gemeinden es wollten, sie war eine Basisbewegung. Dies feiert die Evangelische Kirche der Pfalz mit einem Festwochenende vom 7. bis 9. September an den historischen Schauplätzen in Kaiserslautern.

 

Mehr zum Thema: www.kirchenunion-pfalz.de;