Das Antlitz der Erde erneuern 

Kirchen mahnen einen gemeinsamen Aufbruch an

Ökumenischer Tauferinnerungsgottesdienst zum Auftakt der Jubiläumsfeier "200 Jahre Pfälzer Kirchenunion".

Kirchenpräsident Christian Schad begrüßte die Gottesdienstbesucher.

Bischof Karl-Heinz Wiesemann hielt die Predigt.

Mit dem Wasserkreuz zur Erinnerung an die eigene Taufe gezeichnet. Fotos: view

Kaiserslautern (lk). „Gemeinsam voran“: Mit der eindringlichen Mahnung, sich für eine Welt des Friedens, der Gerechtigkeit und der Vergebung und für die Einheit der christlichen Kirchen einzusetzen, haben der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann, der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad sowie weitere Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Kaiserslautern einen ökumenischen Tauferinnerungsgottesdienst gefeiert.

Heute stehe die Gesellschaft politisch und gesellschaftlich in einer ähnlich radikalen Umbruchsituation wie vor 200 Jahren, hob Bischof Wiesemann in seiner Predigt hervor. Das Lebenshaus der Erde sei in seinen Grundfesten bedroht, weil „ein Teil der Menschheit rücksichtslos auf Kosten der anderen und nachfolgender Generationen lebt“. Die Kirchen könnten in tiefer ökumenischer Gemeinschaft mithelfen, das Antlitz der Erde zu erneuern. „Es geht um die Überwindung von Grenzen, die zwischen Menschen, Nationen und Kulturen aufgerichtet sind, und um die Einheit der ganzen Menschheitsfamilie.“ 

Das Unionsjubiläum der Evangelischen Kirche der Pfalz stehe in einer Reihe kirchlicher Ereignisse, bei denen die ökumenischen Partner grundlegend mit einbezogen würden, sagte Bischof Wiesemann. Das zeige deutlich den großen ökumenischen Fortschritt in unserer Zeit. Denn diese Einladungen seien weit mehr als eine Geste der Höflichkeit oder eine Frage des Protokolls. „Sie sind Ausdruck unseres Selbstverständnisses von Kirche.“ Insbesondere konfessionsverbindende Paare und Familien lebten diese Gemeinsamkeit schon heute. „Gerade hier ist die Sehnsucht nach der vollen Einheit, nicht selten unter dem tiefempfundenen Schmerz des Noch-Getrennt-Seins, mitten im Leben verwirklicht.“

„Wir bejahen heute die 1818 vollzogene Union als Antrieb zu neuer ökumenischer Arbeit“, unterstrich Kirchenpräsident Schad in dem Gottesdienst zum Auftakt der Jubiläumsfeier „200 Jahre Pfälzer Kirchenunion“. Im Geist der Union wisse sich die Evangelische Kirche der Pfalz verpflichtet zu geschwisterlicher Gemeinschaft mit allen Christen. „Das Wasser der Taufe macht uns durch Gottes Geist zu Schwestern und Brüdern in dem einen Leib der weltweiten Kirche Jesu Christi. Die Taufe ist das Band der Einheit, das uns über alle konfessionellen Grenzen hinweg mit Christus und untereinander verbindet“, sagte Kirchenpräsident Schad. Höhepunkt der Feier war entsprechend die Erinnerung an die eigene Taufe. Die am Gottesdienst Teilnehmenden wurden mit einem Wasserkreuz bezeichnet, verbunden mit der Zusage: „Du bist getauft auf den Namen des dreieinigen Gottes.“

Im Zeichen der Taufe müssten Barrieren und Mauern zwischen den christlichen Kirchen und Gemeinschaften überwunden werden, betonten auch Pastor Jochen Wagner, Vorsitzender der ACK – Region Südwest, und Erzpriester Georgios Basioudis von der griechisch-orthodoxen Metropolie in Deutschland. Ruth Raab-Zerger von der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden erinnerte daran, dass die Neuordnung am Beginn des 19. Jahrhunderts im Geiste der Aufklärung auch große Auswirkungen auf andere Glaubensgemeinschaften gehabt habe. So hätten in dem neuen Freiheitsraum in Deutschland Freikirchen entstehen und ihren Glauben offen und öffentlich bekennen können. Es sei erfreulich, dass heute mit „Ökumene“ alle Christengemeinden und nicht nur die beiden großen Kirchen gemeint seien.

Der Gottesdienst wurde außerdem von Luisa Fischer, Vorsitzende des Katholikenrates im Bistum Speyer, Pfarrer Jürgen Wienecke von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Dekanin Dorothee Wüst vom Protestantischen Kirchenbezirk Kaiserslautern, Dekan Steffen Kühne vom Katholischen Dekanat Kaiserslautern und dem pfälzischen Synodalpräsidenten Hermann Lorenz mitgestaltet. Die Evangelische Jugendkantorei der Pfalz unter Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald und Domorganist Markus Eichenlaub an der Orgel sorgten für den musikalischen Rahmen. Die Kollekte des Gottesdienstes kommt dem Projekt „Trauerort“ des Ökumenischen Gemeinschaftswerkes Pfalz zugute.

1818 vereinigten sich in Kaiserslautern die bis dahin getrennten reformierten und lutherischen Gemeinden der Pfalz zu einer gemeinsamen Kirche. Die Pfälzer Kirchenunion entstand, weil die Gemeinden es wollten, sie war eine Basisbewegung. Dies feiert die Evangelische Kirche der Pfalz mit einem Festwochenende vom 7. bis 9. September an den historischen Schauplätzen in Kaiserslautern.