Bibelkunstprojekt 

"Vielfalten": Gottes Wort am laufenden Band

Markanter Rundbau: Die Friedenskirche in Ludwigshafen ist Kulturkirche.

Bibelkunst: Objekt der Papierkünstlerin Silvia Mielke. Foto: privat

Ludwigshafen/Frankenthal (lk). Wohin mit alten, ausgemusterten Bibeln? Diese Frage stellte sich anlässlich der neu erschienenen Lutherbibel im Jubiläumsjahr 2017. Aus alt mach anders. Diese Antwort fand die Evangelische Kirche der Pfalz. Ein Kunstprojekt unter dem Titel „Vielfalten“ lud ein, die Bücher nicht als Altpapier zu entsorgen, sondern sie sorgsam kreativ umzugestalten. Entstanden ist unter anderem eine Rolle aus tausenden Bibelseiten, die am 16. September um 10 Uhr die Kulturkirche in Ludwigshafen „umwickeln“ wird.

Wie sich das Bibelkunstprojekt entwickeln würde, war bewusst offen. „Vielfalten“ war als Prozess angelegt und zum Mitmachen gedacht. Nach 500 Jahren Reformation 2017 feiert die Landeskirche in diesem Jahr „200 Jahre Pfälzer Kirchenunion“. 1818 kamen die beiden geschiedenen evangelischen Konfessionen, Lutheraner und Reformierte, in der Pfalz wieder zu einer Kirche zusammen. Sie fanden – bei aller Vielfalt – die Einheit in der Schrift. Wie schon bei Luther sollte wieder gelten: „Allein das Wort“. In den Kirchengemeinden werden seit Ende letzten Jahres die „neuen“, revidierten Lutherbibeln verwendet.

„Ein Bibelprojekt lag nahe, um die Jubiläen zu verbinden und zu zeigen, was uns Christen verbindet: das Wort“, erläutert Pfarrerin Mechthild Werner, Projektleiterin zum Unionsjubiläum und Initiatorin des Kunstprojekts. „Wir wollten fragen, was uns heilig ist: das Buch, das Papier, das Medium oder der Inhalt als lebendiges Wort Gottes?“

Die landeskirchliche Kunstbeauftragte Birgit Weindl bietet dazu Workshops für Gruppen an, die sich in vielfältiger Weise mit Inhalt und Form der Bibel auseinandersetzen. Papierkünstlerin Silvia Mielke aus Jockgrim hat im Auftrag der Landeskirche eine Idee entwickelt, die ebenfalls zum Mitwirken anregen sollte. Sie faltete unzählige Seiten ausgemusterter Gemeindebibeln, knüpfte daraus ein 500 Meter langes Band und wickelte es auf mächtige Telefonkabeltrommeln. „Natürlich habe ich keine schmucken Altarbibeln verwendet, sondern solche, die ansonsten verstauben oder vernichtet würden“, betont Mielke. Die Objekte erinnerten sie an Thorarollen, die Kabeltrommeln symbolisierten Kommunikation. „Allein das Wort“ bekomme dadurch eine sinnfällige Bedeutung.

In der Kulturkirche Ludwigshafen findet am 16. September um 10 Uhr unter dem Titel „Gottes Wort am laufenden Band“ ein Gottesdienst mit Performance und einem Künstlergespräch mit Silvia Mielke statt. Verantwortlich für den Kunstgottesdienst ist Pfarrerin Cornelia Zeißig, die gemeinsam mit einer Schulklasse und Konfirmandengruppen sowie mit Pfarrerin Mechthild Werner einige Impulse zum Thema geben wird. Das Bibelkunstprojekt war besonders im Kirchenbezirk Kaiserslautern umstritten. Dort wurde eine öffentliche Präsentation abgelehnt. Diese Kritik sei bei den Verantwortlichen der Kulturkirche und beim Presbyterium der Friedenskirche auf Befremden gestoßen, sagt Zeißig. „Gerade die kreative Arbeit mit der Bibel und überraschend neue Zugänge zum Wort Gottes halten das, was uns trägt, lebendig.“ Sie wolle den Köpfen zu denken geben und die Bibel den Menschen in die Hände legen. „Ich bin gespannt, wie Gottes Wort die Kulturkirche umspannen wird.“

Auch im Dekanat Frankenthal beginnen derzeit Presbyterium, Bibelgesprächskreis und Konfirmandengruppen ein „Vielfalten-Projekt“. Gottesdienst, Ausstellung und eine öffentliche Aktion sind geplant. Am 18. Oktober um 19 Uhr finden im Dathenushaus ein Workshop und ein Gesprächsabend statt. Oberkirchenrat Michael Gärtner wird zum Thema „Das unantastbare Buch? Von der Kunst, mit der Bibel umzugehen“ einen Impuls setzen.

Hinweis: Weitere Informationen erteilt die Projektleiterin zum Unionsjubiläum, Mechthild Werner, Telefon: 0160/8405242, E-Mail: mechthild.werner@evkirchepfalz.de.