Gipfeltreffen 

Ökumenischer Dialog ist ein Geschenk

Die Teilnehmer an dem ökumenischen Gipfeltreffen. (Foto:lk)

Speyer/Ludwigshafen (is/lk). Im September dieses Jahres werden der Päpstliche Einheitsrat und die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) einen gemeinsamen Bericht vorlegen, der sich mit den Themen Kirche und Kirchengemeinschaft befasst. Die Autoren dieses Berichts halten als Fazit fest: „Wir sind uns in ekklesiologischen Fragen deutlich näher, als wir bisher gedacht haben“. Sie bitten die an der Konsultation beteiligten ökumenischen Partner, einen offiziellen Dialog über diese Fragen aufzunehmen und fortzuführen. Delegationsleiter waren auf katholischer Seite Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, auf evangelischer Seite Kirchenpräsident Christian Schad. Für die Evangelische Kirche der Pfalz und das Bistum Speyer Grund genug, sich beim diesjährigen Gipfeltreffen der leitenden Gremien Landeskirchenrat und Allgemeiner Geistlicher Rat mit diesem Ökumenepapier zu befassen.

Das „Neue und Einmalige“ dieses Berichts besteht für Dr. Burkhard Neumann, Direktor am Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn, darin, dass „erstmals ein Dialog zwischen der römisch-katholischen Kirche und einer regionalen Gemeinschaft bekenntnisverschiedener Kirchen geführt worden ist“. Ein Leitgedanke des Textes laute: „Kirchen sind keine statischen Größen, sondern lassen sich durch den ökumenischen Dialog herausfordern und beschenken“. Der Text mache den Unterschied zwischen dem göttlichen und dem menschlichen Handeln in der Kirche deutlich: „Gottes Reich ist immer größer als das Wirken das Kirche“, so Neumann. Zugleich weise der Text darauf hin, dass „die sichtbare Gestalt der Kirche nicht beliebig ist“.

Mit Blick auf die  gefundenen Übereinstimmungen im Amtsverständnis rief Neumann beide Seiten dazu auf, „die sich daraus ergebenden Konsequenzen anzugehen“. Ökumenisch bedeutsam sei auch die Feststellung, dass „das evangelische Verständnis von Kirchengemeinschaft kein Gegenmodell zum katholischen Einheitsmodell einer sichtbaren Einheit“ ist. Neumann gab zu bedenken, dass sich „Kirchengemeinschaft immer nur dynamisch vollzieht“, und dass „jede irdische Form von kirchlicher Einheit vorläufig ist und bleibt“. Insgesamt, so das Fazit des katholischen Theologen, könne der Text viel dazu beitragen, „das gemeinsame Zeugnis der Kirchen in Europa zu stärken“.

Kirchenpräsident Schad betonte, dass der Text bereits vor seiner Veröffentlichung „eine beginnende Debatte innerhalb der EKD-Gliedkirchen über ein gemeinsames Verständnis des ordinierten Amtes bewirkt hat“. Er erinnerte daran, dass die meisten evangelischen Kirchen erst seit 45 Jahren Abendmahlsgemeinschaft praktizieren. Bischof Wiesemann sagte mit Blick auf den fünfjährigen Dialogprozess: „Er hat beide Seiten zu Rückfragen an das Eigene animiert und ihnen so geholfen, sich noch mehr aus konfessionellen Engführungen zu befreien“. In diesem Zusammenhang berichtete Wiesemann, dass er vor wenigen Wochen für das Bistum Speyer eine Orientierungshilfe in Kraft gesetzt hat, wonach es „in bestimmten Fällen möglich ist, evangelischen Christen, die in einer konfessionsverbindenden Ehe leben, die Eucharistie zu reichen“. Für den Speyerer Bischof ein „Grund zur Freude“.

Gemeinsam betonten Wiesemann und Schad, die Kirchen lebten derzeit in einem „ökumenischen Kairos“. Es komme darauf an, sich „nicht auf das Eigene zurückzuziehen, sondern mit der Haltung der Offenheit auf dem mühsamen Weg des Dialogs voranzuschreiten“. Leitend sollten die Erfahrungen des Reformationsjahres 2017 sein, etwa beim Versöhnungsgottesdienst in Otterberg. Ein Schritt auf diesem Weg könne der ökumenische Gottesdienst zum Jubiläum 200 Jahre Pfälzer Kirchenunion am 2. September in Kaiserslautern sein, zu dem Schad am Ende der herzlichen und vertrauensvollen Begegnung alle einlud.