"Japan hat mich verändert" 

Faszinierende Religionen und eine rätselhafte Kultur

Denis Schödler (links) und der Engländer Chris West, der ebenfalls im Haus der Begegnung wohnte. Foto: privat

Maxdorf (lk). Eine überwältigende Natur, faszinierende Religionen, Megametropolen und eine in vielerlei Hinsicht rätselhafte Kultur: Ein von der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) angebotener siebenmonatiger Studienaufenthalt in Japan war für den pfälzischen Theologiestudenten Denis Schödler „die beste Erfahrung“ seines Lebens. Das Land habe ihn verändert, schildert der 26-Jährige aus Maxdorf, der in Mainz Evangelische Theologie studiert. „Ich habe viel für meinen späteren Beruf gelernt.“

Der Studienaufenthalt sensibilisiere die Teilnehmer für den interreligiösen und multikulturellen Dialog, heißt es in der Beschreibung der EMS, zu deren Mitgliedern auch die Evangelische Kirche der Pfalz gehört. Für ihn hätten sich die Erwartungen voll und ganz erfüllt, sagt Schödler. Zum englischsprachigen Studienprogramm am NCC Center for the Study of Japanese Religions in Kyoto gehörten u.a. Buddhismus, Shintoismus, Japanisches Christentum, neue Religionen und Theologie im Dialog. Besonders fasziniert hat Denis Schödler der Shintoismus, der neben dem Buddhismus zu den bedeutendsten Religionen Japans zählt. „Angesichts solch schöner Natur konnten wir verstehen, dass eine Religion wie Shinto entstand“, sagt Schödler, der während seines Studienaufenthaltes von September 2017 bis März 2018 zahlreiche Schreine und Tempel besuchte. Sein „Lieblingssouvenir“ sei eine Art „Stempelbuch“, in das in schönster Kalligraphie die Namen der Tempel und das Datum des Besuchs eingetragen wurden.

Das Christentum spiele im Land der aufgehenden Sonne eine eher untergeordnete Rolle. Nur etwa ein Prozent aller Japaner gehörten einer christlichen Kirche an. „Wir lernten im NCC Center viel über die Geschichte der Christen in Japan und über ihre jetzige Situation.“ Beeindruckt habe ihn der Besuch eines Pfarrers aus Fukushima, erzählt Schödler. Praktika in einer christlichen Gemeinde auf der Insel Sado („nie zuvor habe ich eine solche Kälte und soviel Schnee erlebt“), im christlichen Kloster Shinmeizan und im Minority Center in Tokio hätten seinen Blick auf Japan erneut verändert. „Nur indem wir voneinander lernen und miteinander arbeiten, finden wir gemeinsame Anknüpfungspunkte und vielleicht sogar gemeinsame Ziele. Schließlich sind wir alle Geschöpfe Gottes.“

Der Bildungsdezernent der pfälzischen Landeskirche, Oberkirchenrat Michael Gärtner, unterstreicht, dass es heute für die Theologiestudierenden von großer Bedeutung sei, „den Blick über die Grenzen unseres Landes hinaus zu weiten“. Die volkskirchliche Situation in Deutschland sei weltweit gesehen absolut untypisch. Selbst in Ländern, in denen das Christentum in der Mehrheit ist, sei es anders organisiert und habe ein anderes Selbstverständnis.

Denis Schödler, der zurzeit neben seinem Theologiestudium Pfarrer Stefan Fröhlich in Maxdorf bei der Gemeindearbeit unterstützt, will nach einem Praktikum beim Missionarisch-Ökumenischen Dienst (MÖD) in Landau wieder in die weite Welt: Er strebe ein Spezialvikariat in Japan oder Korea an. Nach dem Theologiestudium gliedert sich die Ausbildung der Vikare in der pfälzischen Landeskirche in drei Abschnitte: Schul- und Gemeindepraktikum sowie Spezialpraktikum, in dem sich die angehenden Pfarrer ein besonderes kirchliches Handlungsfeld aussuchen können.

Hintergrund: Die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) ist eine Gemeinschaft von 23 Kirchen und fünf Missionsgesellschaften auf drei Kontinenten – in Indonesien, Indien, Japan, Südkorea, Jordanien und Libanon, in Südafrika, Ghana und in Deutschland. Zu ihren Mitgliedern zählen auch die Deutsche Ostasienmission (DOAM), der Evangelische Verein für die Schneller Schulen (EVS) und die Basler Mission – Deutscher Zweig (BMDZ). Allein die Mitgliedskirchen der EMS, darunter die Evangelische Kirche der Pfalz, zählen zusammen rund 23 Millionen Mitglieder. Die pfälzische Oberkirchenrätin Marianne Wagner ist Vorsitzende des Missionsrates und der Vollversammlung der EMS. Unter anderem bietet die EMS Studienaufenthalte in Japan an. Am NCC Center for the Study of Japanese Religions können Studierende den interreligiösen und interkulturellen Dialog vor Ort kennen lernen.