Anhalt und Pfalz 

Herausforderungen annehmen

Gruppenbild auf dem Marktplatz in Neustadt...

...und vor dem Hambacher Schloss. Fotos: lk

Landau/Neustadt (lk). Sich gegenseitig informieren, aufeinander hören und voneinander lernen: So haben die Kirchenpräsidenten der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, und der Evangelischen Kirche der Pfalz, Christian Schad, die gemeinsamen Beratungen der Kirchenleitungen zusammengefasst. In Landau und Neustadt berieten die Delegationen über Fragen der künftigen Gestaltung und Organisation der kirchlichen Arbeit und der Präsenz in Zeiten zurückgehender Gemeindemitgliederzahlen und geringeren Personals.

In Anhalt, der kleinsten Landeskirche in der Evangelischen Kirche in Deutschland, sollen sich bis 2025 die rund 150 Gemeinden zu „Arbeitsgemeinschaften“ zusammenfinden, in denen dann ein Verbund von Mitarbeitern tätig sein wird. Zu diesem multiprofessionellen Dienst werden Pfarrer, Gemeindepädagogen, Kirchenmusiker, Diakonie- und Verwaltungsmitarbeiter gehören, erklärte Kirchenpräsident Liebig.

In der Pfalz strebe man ebenfalls ein Team-, bzw. Verbundsystem an, das unter Beibehaltung der Eigenständigkeit von Gemeinden in der regionalen Zusammenarbeit Schwerpunktsetzungen erlaube und Pfarrer von Verwaltungstätigkeiten entlasten könne, sagte Kirchenpräsident Schad. Er erinnerte daran, dass die Bildung von Kooperationsregionen maßgeblich auf Erfahrungen in Anhalt aufgebaut habe, „für die wir sehr dankbar sind“.

Dass auch in einer prosperierenden westdeutschen Region wie Neustadt an der Weinstraße die Kommunen ihre Sorgen haben, schilderte Oberbürgermeister Marc Weigel den Gästen, die für einen Tag in die „Stadt des Protestantismus“ gereist waren. Eine große Schuldenlast und hohe Sozialausgaben, zu geringe Ansiedlungsflächen für Industrie und Gewerbe sowie fehlende Kindergartenplätze seien einige der Herausforderungen, denen sich die Stadtpolitik widmen müsse. Weigel lobte das diakonische und kulturelle Engagement der Kirchen und verwies darauf, dass das Rathaus als politisches Zentrum der Stadt direkt dem spirituellen Zentrum, der Stiftskirche, benachbart sei.

In der Stiftskirche erläuterte Dekan Armin Jung, wie durch gemeindliches und bürgerschaftliches Engagement „das Mammut-Projekt“ einer rund 1,6 Millionen Euro teuren Renovierung bewältigt werden kann. Dass politisches Engagement für ein friedliches und freiheitliches Europa eine dauerhafte Aufgabe ist, unterstrich Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeldt beim Besuch der Kirchenvertreter auf dem Hambacher Schloss. Im Bibelhaus führte Pfarrer Michael Landgraf die Gäste in die „Schatzkammer“ mit wertvollen Bibelausgaben wie der Neustadter Bibeln von 1579 und 1594. Günter Hoos gab einen Einblick in die Arbeitsfelder des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum.

Die offizielle Partnerschaft Anhalt-Pfalz besteht seit 1949, enge Verbindungen gab es aber schon zur Reformationszeit. Der anhaltische Fürst Wolfgang gehörte zu den Fürsten und Reichsstädten, die auf dem Reichstag von Speyer 1529 die Protestation unterzeichnet hatten. Die Kirchenleitungen der Pfalz und Anhalts treffen sich im Zweijahresrhythmus, also 2020 wieder in Dessau.