Kirchenpräsident 

Mut zur Zeitgenossenschaft hat Bekenntnischarakter

Kirchenpräsident Christian Schad berichtet vor der Synode. Foto: Landeskirche/view

Kaiserslautern (lk). Sola scriptura – Allein die Schrift: Wozu sich die Väter der pfälzischen Kirchenunion in ihrer Vereinigungsurkunde von 1818 ausdrücklich bekannten, ist nach den Worten des pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad auch 200 Jahre später noch Richtschnur für protestantisches Handeln. Diese „Bestimmung“ der Unionsurkunde sei bis heute unverändert in Kraft. „Für die Kirche des Wortes gehört die Sprache, das Reden, zum Kern ihres Auftrags. Sie nimmt die Menschen ernst, indem sie differenziert, statt zu vereinfachen“, führte Schad am Mittwoch in seinem Bericht vor der Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz aus. Die pfälzische Kirchenunion, deren 200. Jubiläum die Landeskirche in diesem Jahr feiert, ist Schwerpunktthema der Tagung vom 23. bis 26. Mai im Gemeindezentrum „Alte Eintracht“ in Kaiserslautern.

Aus der Mitte des Evangeliums heraus widerspreche die Protestantische Kirche Haltungen, die Fremdenfeindlichkeit schürten und Freiheit einschränkten, sagte Schad. „Rechtspopulismus macht Menschen zu Wut-Bürgern, das Evangelium aber macht sie zu Mut-Bürgern“, unterstrich der Kirchenpräsident. Nach seinen Worten sind die Beschlüsse der Generalsynoden von 1818 und 1821 bis heute prägend und Orientierung gebend für die Evangelische Kirche der Pfalz. Der partizipatorische Prozess, der zu der synodal-presbyterial verfassten Unionskirche führte, habe sich mit der frühen Demokratiebewegung in Deutschland verbunden. „Dieser Mut zur Zeitgenossenschaft hatte Bekenntnischarakter“, so Schad. Die Befürworter der Kirchenunion hätten bereits vor zweihundert Jahren erkannt, dass das Evangelium eine ‚öffentliche Sache‘ ist, sagte der Kirchenpräsident mit Blick auf verschiedentlich laut gewordene Kritik, die evangelische Kirche äußere sich zu sehr tagespolitisch.

Vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftspolitischen Lage sprach sich der Kirchenpräsident dafür aus, eine neue „Bekenntniskultur“ zu entwickeln. Nur ein aufgeklärter Glaube bewahre vor Aberglauben, vor religiösem Fundamentalismus und Fanatismus, sagte Schad. „Aus eigener Erfahrung haben wir guten Grund, ähnliche Prozesse in anderen Religionen zu erhoffen.“ So gehöre zwar ein menschenrechtsverbundener Islam zu Deutschland, „ein fundamentalistischer oder antisemitischer Islam hingegen nicht“. Aufklärung, Dialog und „ein Glaube, der auf Mündigkeit aus ist“, seien gute Voraussetzungen, dass Religionen in modernen Gesellschaften zu Frieden und Freiheit beitragen könnten. „Dies als evangelische Kirche bewusst zu fördern und sich aktiv am Gespräch der Religionen zu beteiligen, heißt für mich, das Erbe unseres protestantischen Aufklärungspotenzials gegenwärtig zu verantworten“, betonte Schad.

Vorbild für ein respektvolles Miteinander der Religionen kann nach Ansicht des Kirchenpräsidenten die innerchristliche Ökumene sein. Der Zusammenschluss der reformierten und lutherischen Christen in der Kirchenunion von 1818 sei bis heute ein starker Antrieb zu neuer Verständigung zwischen den Konfessionen. Ziel der Ökumene sei die sichtbare Einheit der Christen als vielfältige Gemeinschaft in einem Glauben und am Tisch des Herrn. Kirchenpräsident Christian Schad ist der evangelische Vorsitzende einer Theologischen Konsultation zwischen der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa und dem Vatikan zum Thema „Kirche und Kirchengemeinschaft“ und der Vorsitzende der Union Evangelischer Kirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Der Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz gehören 70 Synodale an – 46 weltliche und 24 geistliche. Acht der 70 Mitglieder sind berufen, davon zwei als Jugendvertreter. Synodalpräsident ist der Kaiserslauterer Jurist Hermann Lorenz. Dem Präsidium gehören außerdem der Dekan des Kirchenbezirks An Alsenz und Lauter, Matthias Schwarz, als erster Vizepräsident und Ministerialrat Joachim Schäfer aus Birkenheide als zweiter Vizepräsident sowie Rommi Keller-Hilgert und Daniela Freyer als Beisitzerinnen an. Die Landessynode ist als kirchliche Volksvertretung die Inhaberin der Kirchengewalt. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in den geistlichen, rechtlichen und finanziellen Bereichen der Landeskirche. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre.

Hinweis: Die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz tagt vom 23. bis 26. Mai 2018 im Gemeindezentrum „Alte Eintracht“, Unionsstraße 2, in Kaiserslautern. Schwerpunkt ist „200 Jahre Pfälzer Kirchenunion“. In Kaiserslautern hatte 1818 eine Generalsynode die Union vormals reformierter und lutherischer Kirchengemeinden beschlossen und damit die Protestantische Landeskirche begründet. Die Wahl einer geistlichen Oberkirchenrätin oder eines Oberkirchenrates steht am Donnerstag, 24. Mai, auf der Tagesordnung. Dem Schwerpunktthema widmet sich die Synode am Freitag, 25. Mai. Die mittelfristige Finanzplanung der Landeskirche für die Haushaltsjahre 2019 bis 2024 stellt am Samstag, 26. Mai, Finanzdezernentin Karin Kessel, vor. Die öffentlichen Sitzungen beginnen am Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils um 9 Uhr. 

Die Synode kann auch über Twitter verfolgt werden. Auf der Homepage-Startseite zu lesen unter dem Stichwort „Twitter“.