Mitbestimmen 

Mehr Geschichten von Gott und "tausend Süßigkeiten"

Abstimmen wie die Großen bei der Kindersynode in Kaiserslautern.

Gut benotet: "Unions-Ursel" alias Kindergottesdienstpfarrerin Urd Rust und Dekanin Dorothee Wüst. Fotos: view

Kaiserslautern (lk). Von einer Eisenbahn, welche die Kinder von einem Raum ihrer Kindertagesstätte zum nächsten bringt, bis zum Wunsch, mehr Geschichten von Gott und Jesus zu hören, reichten die Forderungen der Mitglieder der Kindersynode, die in Kaiserslautern getagt hat. Rund achtzig Mädchen und Jungen im Vorschulalter kamen unter dem Vorsitz ihres „Präsidenten“, Arijan Resic, im Gemeindehaus „Alte Eintracht“ zusammen, um wie die Großen zu debattieren und Leitsätze abzustimmen. Die Ergebnisse der Kindersynode werden in ein Kinder-Leitbild für die Protestantische Gesamtkirchengemeinde Kaiserslautern einfließen, dessen Veröffentlichung für die zweite Jahreshälfte 2018 vorgesehen sei, erklärte die Kaiserslauterer Dekanin Dorothee Wüst.

Die jungen Synodalen, die aus den achtzehn Kindertagesstätten des Trägerverbundes Kaiserslautern sowie der Kindertagesstätte „Die Weiherfrösche“ in Hochspeyer kamen, fanden es in ihrer Diskussion auch „toll, dass Mama und Papa arbeiten, und wir in die Kita gehen können“. Die Dekanin zeigte sich beeindruckt, mit welcher Begeisterung und Ernsthaftigkeit sich die Kinder mit ihrem Kita-Alltag auseinandergesetzt hatten. „Kita ist schön, wenn die Kinder bunt und vielfältig sind“, hieß es in einem der Leitsätze der Jüngsten. Auch ganz konkrete Forderungen wurden laut. Dazu gehörte der Anspruch, dass die Erzieherinnen „uns tausend Süßigkeiten essen lassen“.

Dass die jungen Kirchenparlamentarier in Kaiserslautern tagten, kam nicht von ungefähr: In der Stadt hatte vor 200 Jahren eine Generalsynode die Union vormals reformierter und lutherischer Kirchengemeinden beschlossen und damit die Protestantische Landeskirche begründet. Bei der Kindersynode in der „Alten Eintracht“ schlüpfte Urd Rust, Pfarrerin für Kindergottesdienstarbeit, in die Rolle der „Unions-Ursel“ und erzählte den Vorschulkindern, was damals genau passiert war.

Bevor die jungen Abgeordneten unter der Leitung ihres Präsidiums – Lenja Jakoby, Philipp Lersch, Arijan Resic und Luca Günter (Kita Bännjerrück), Ben Fürschke, Jil Armbrecht, Nele Buschmann, Lotta Beinhardt und Charlotte Dilling (Kita Auf dem Seß) sowie Angelina Reiser, Fabio Strauch Cotinho, Elias Isigkeit, Stella Marie Käfer (Kita „Villa Meilchen“) – an die Arbeit gingen, feierten sie, ebenfalls nach dem Vorbild der „Großen“, einen Gottesdienst in der Stiftskirche. In fünf verschiedenen Ausschüssen beschäftigten sie sich anschließend damit, was ihnen wirklich wichtig ist in ihrem Kita-Leben. Beispielsweise, wie Religion im Kita-Alltag vorkommen soll, welche Rolle die Eltern im Kita-Leben spielen sollen oder was wichtig ist im Umgang der Kinder untereinander.

Die erste Kindersynode in der pfälzischen Landeskirche hatte im Jubiläumsjahr der Reformation 2017 unter dem Motto „Habe Mut“ in Speyer stattgefunden. „Demokratie gehört nicht nur zum kirchlichen Leben, sondern prägt auch unsere Gesellschaft. Schon allein deshalb gehören in unseren Kindertagesstätten Elemente von Mitbestimmung und Partizipation selbstverständlich zum Alltag. Überall da, wo Kinder Entscheidungen treffen können, sollen sie das auch tun“, erklärt Dekanin Wüst. Daran knüpfe das Modell „Kindersynode“ an.