Grenzüberschreitend 

"Sternenweg" weist über eigenen Kirchturm hinaus

Pfarrer Victor Damerow freut sich über die Auszeichnung der Protestantischen Kirche in Heuchelheim.

Symbol: Der Jakobsmuschelstein. Fotos: Lupp

Heuchelheim/Schweigen/Zweibrücken (lk). Niederkirchen im Ostertal im Kirchenbezirk Kusel ist ebenso dabei wie Zweibrücken, Gimmeldingen im Kirchenbezirk Neustadt oder Heuchelheim und Dörrenbach sowie – ab Pfingstmontag – Schweigen im Kirchenbezirk Bad Bergzabern: Rund 60 protestantische Kirchen in der Pfalz und Saarpfalz liegen am „Sternenweg/Chemin des étoiles“. Erkennbar ist das an der Jakobsmuschel. Zumeist ist das steinerne Symbol des Pilgerweges ins Pflaster im Eingangsbereich der Kirchen eingelassen. Informationstafeln weisen zudem auf das europäische Modellprojekt hin.

„Im Mittelalter orientierten sich die Jakobspilger in Richtung Santiago de Compostela mitunter an der feinen Sternenspur der Milchstraße am nächtlichen Firmament. Das europäische Modellprojekt „Sternenweg/Chemin des étoiles“ nimmt symbolisch Bezug auf diesen kosmischen Wegweiser und versteht sich als großregionaler Beitrag zur behutsamen Inwertsetzung der Wege der Jakobspilger in Teilen des Saarlandes, von Rheinland-Pfalz sowie Lothringens und des Elsass“, erklärt Projektleiter Peter Michael Lupp vom Regionalverband Saarbrücken. Auf 16 verschiedenen Wegerouten und mehr als 1600 Wegekilometern werde zum Spurensuchen, Entdecken und Innehalten eingeladen. „Mit diesem Projekt möchten wir die aktuelle Suchbewegung vieler Menschen nach Lebenssinn und Werten und das Miteinander über Kirchtürme hinweg inspirieren.“ Das Projekt richte sich bewusst an kulturellen, sozialen und ethischen Kriterien aus und fördere so grenzüberschreitende Kulturarbeit sowie einen spirituellen und nachhaltigen Kulturtourismus, so Lupp.

Mehr als 350 Zeugnisse mittelalterlicher Baukultur liegen am Sternenweg. Eines davon ist die protestantische Kirche im südpfälzischen Heuchelheim, die kürzlich in Zusammenarbeit mit der St. Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland mit dem Jakobsmuschelstein und einer Infotafel ausgestattet wurde. Das Langhaus der Kirche und der Chor wurden im 14. Jahrhundert errichtet, als kunsthistorische Kleinode gelten die Fresken, die um 1500 im Chorraum mit spätgotischem Kreuzrippengewölbe gefertigt wurden. „Es ist schon eine besondere Ehre und Auszeichnung für unsere kleine Landkirchengemeinde, dass wir mit der St. Jakobus-Gesellschaft und dem Regionalverband Saarbrücken nun zwei so angesehene und qualifizierte Partner an unserer Seite haben. Dank ihrer engagierten Arbeit haben sie ja eine große Strahlkraft und können dadurch sehr identitätsstiftend und segensreich wirken für unsere Region mit ihren altehrwürdigen Gotteshäusern”, freut sich Pfarrer Victor Damerow über die Auszeichnung.

Auch im Kirchenbezirk Zweibrücken liegen nach Angaben von Peter Michael Lupp einige mittelalterliche protestantische Kirchen, die innerhalb des Projektes erfasst wurden: Niederauerbach, Ernstweiler, Böckweiler, Mimbach, Brenschelbach, Blickweiler und die Alexanderskirche im Stadtzentrum. Der Zweibrücker Dekan Peter Butz unterstützt die Idee, dass Pilgern auch immer die Gelegenheit zur Selbsterfahrung und zur Reflexion über die eigenen Wertvorstellungen biete. Informationen zum Sternenweg und zu ihren spätgotischen Wurzeln weisen auf die täglich von 10 bis 16 Uhr, samstags von 10 bis 12 Uhr geöffnete Alexanderskirche als einen Ort der Ruhe und der Besinnung hin, sagt Butz. In der Kirche lägen zudem Pilgerstempel, Gästebuch und Bibeln in verschiedenen Sprachen aus. Die steinerne Jakobsmuschel ist in das Pflaster im Eingangsbereich der Alexanderskirche eingelassen, die seit ihrer ursprünglichen Erbauung als Wahrzeichen der Stadt gilt.

Gebäude erzählen von langer und wechselvoller Geschichte

An der Protestantischen Kirche in Schweigen an der elsässischen Grenze soll die Jakobsmuschel am Pfingstmontag, 21. Mai, um 10 Uhr im Rahmen eines ökumenischen, grenzüberschreitenden Gottesdienstes in den Boden eingelassen werden. Für Pfarrerin Margarete Lingenfelder, die neben der Kirchengemeinde Schweigen-Rechtenbach auch die Nachbargemeinde Dörrenbach-Oberotterbach betreut, schließt sich damit der Kreis: An der Dörrenbacher Simultankirche St. Martin prangt der Jakobsmuschelstein bereits seit Pfingsten 2016, an der Protestantischen Kirche Oberotterbach seit Pfingsten 2017. Die am Marktplatz gelegene Protestantische Kirche in Schweigen wurde 1758/59 erbaut. Der Kirchturm reicht indes bis ins 14. Jahrhundert zurück und ist damit das älteste Bauwerk in Schweigen-Rechtenbach. „Wenn die Kirchen hier ‚von hiwwe und driwwe‘ erzählen würden, könnten sie von einer langen wechselvollen Geschichte berichten. Ein bisschen mahnen sie uns wohl auch, diese alten, ehrwürdigen Gebäude mit ihrer langen Geschichte. Sie laden uns ein zu friedlichem Miteinander und zu grenzüberschreitendem Aufeinanderzugehen“, erklärt die Pfarrerin.

Der Regionalverband Saarbrücken hat das Projekt 2006 ins Leben gerufen und verbreitet den zugrunde liegenden europäischen Leitgedanken mit Unterstützung vieler Partner weiter. Idee und Konzeption wurden von dem Kulturreferenten des Regionalverbandes Saarbrücken, Peter Michael Lupp, entwickelt. Er koordiniert und leitet das Projekt. Auf der interaktiven Karte der Homepage www.sternenweg.net lassen sich die unterschiedlichen Routen und die darin erfassten mittelalterlichen Kulturdenkmäler orten. Alle Positionen haben eine GPS-Kennzeichnung, ein Bild und eine zweisprachige Kurzbeschreibung. 2015 ist der Bildband „Sternenweg – Chemin des Étoiles“ von Peter Michael Lupp (Herausgeber Regionalverband Saarbrücken) erschienen. Er kann über die Tourist Information im Saarbrücker Schloss, Schlossplatz 1-15, 66119 Saarbrücken, Telefon 0681/506-6006 oder 6007, E-Mail: touristinfo@rvsbr.de bezogen werden.