Podiumsgespräch 

Über den Wert von Werten

Bildungs- und Kulturminister Ulrich Commerçon, Kirchenpräsident Christian Schad, Dekan i.R. Fritz Höhn und Christian Weber von der Karlsberg Brauerei (v.re.).

"Wie wichtig sind uns Werte?": Protestantisches Forum in Homburg. Fotos: lk

Homburg/Saar (lk). Werte sind nach Auffassung des pfälzischen Kirchenpräsidenten Haltungen, die allgemein einleuchten und verständlich sein müssen. Wenn von christlichen Werten gesprochen werde, sei die Motivation gemeint, „aus der heraus diese Werte gelebt und nach ihnen gehandelt wird“, sagte Schad beim Protestantischen Forum in Homburg. Für ihn gehören Respekt, Toleranz und Dankbarkeit zu den wichtigsten Werten, die sich im gelebten Glauben widerspiegeln müssen. Wer zum Beispiel in jedem Menschen Gottes Ebenbild sehe, der könne dem Fremden oder Andersdenkenden nur mit Respekt begegnen. Der Kirchenpräsident war zusammen mit dem saarländischen Bildungs- und Kulturminister Ulrich Commerçon und dem Generalbevollmächtigten der Karlsberg Brauerei, Christian Weber, Teilnehmer des Podiumsgesprächs zur Frage, „Wie wertvoll sind uns Werte?“. Die Moderation hatte Dekan i.R. Fritz Höhn. 

Der Kirchenpräsident betonte, dass sich Werte nicht von selbst verbreiteten, sondern weitergegeben werden müssten. Daher gehörten Wertevermittlung und Werteerziehung zu den zentralen Aufgaben der Kirche. Dies geschehe im Religionsunterricht ebenso wie in Kindertagesstätten oder in der Jugendarbeit. Religionsverlust führe ebenso zu einem Werteverlust, zeigte sich Schad überzeugt. Daher plädiere er auch für einen islamischen Religionsunterricht, damit sich muslimische Schüler offen und öffentlich mit ihrem Glauben auseinandersetzen könnten – in deutscher Sprache und mit dazu eigens an staatlichen Universitäten ausgebildeten muslimischen Theologen. Für die Christen bedeute dies, in ihrem eigenen Glauben sprachfähig zu werden, damit sie mit Vertretern anderer Religionen dialogfähig seien.

„Wir sollten uns als Christen nicht verstecken“, sagte Bildungsminister Ulrich Commerçon. Über die eigene Glaubenstradition zu reden und Zeugnis abzulegen, falle jedoch vielen Menschen schwer. Im Bereich der Bildung gehe es nicht nur um Wissensvermittlung, sondern um eine umfassende Persönlichkeitsentwicklung. Dazu gehörten der Erwerb von Sozialkompetenzen und Teamfähigkeit. „Unsere Schulen vermitteln nicht nur Wissen, sondern zeigen auch, wie man vernünftig zusammenlebt“, sagte Commerçon. Freiheit, Gerechtigkeit, Nächstenliebe und Solidarität gehören für den Minister zu den wichtigsten Werten. Dies sähen auch Jugendliche so, wie Studien belegten. Zudem sprächen sich Jugendliche für gegenseitigen Respekt und Toleranz bei religiösen Fragen aus. Der Prozess der Wertevermittlung sei nicht nur Aufgabe von Lehrkräften, „auch Eltern müssen zum Erziehungsauftrag beitragen“, so der Minister.

Für Christian Weber, Generalbevollmächtigter der Karlsberg Brauerei, sind Verantwortung, Mut und Demut zentrale Werte. Für Unternehmer bedeute dies, dass nicht nur Größe und Wachstum das Handeln bestimmen dürften. Es zähle nicht nur „das, was wir tun, sondern wie wir was tun“. Das Konzept laute „Wertschöpfung durch Wertschätzung“. Diese sehe er zum Beispiel darin, Mitarbeiter als Individuen zu betrachten und nicht als Roboter oder Maschinen. Daher gehöre es zu den Zielen, bei den Mitarbeitern das Gefühl zu wecken, „dass das Unternehmen das Unternehmen derer ist, die in ihm arbeiten“, sagte Weber. Zum eigenen Anspruch als Unternehmer zähle, „selbst das zu tun, was ich von den Mitarbeitern verlange“. Für beide Seiten gelte es, Verantwortung zu übernehmen und diese nicht als Risiko, sondern als Chance zur Weiterentwicklung zu begreifen.