Religionspädagogik 

Im Schulunterricht aus der Vergangenheit lernen

Lernen für den Unterricht: Workshop für Lehrer zum Thema "Protestanten ohne Protest".

Lehrstück von heute und Lesebuch von damals. Fotos: lk

Speyer (lk). Was können junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund aus der jüngeren deutschen Geschichte lernen, zu der auch die Rolle der evangelischen Kirche im Nationalsozialismus gehört? Wie können die Lehren, die die moderne Gesellschaft aus der Zeit diktatorischer Herrschaft zieht, für den Schulunterricht nutzbar gemacht werden? Diesen Fragen geht in Fortbildungen und Workshops für Religions- und Geschichtslehrer an weiterführenden Schulen ein vom landeskirchlichen Amt für Religionsunterricht initiiertes Projekt nach.

Wichtiges „Nachschlagewerk“ ist dabei die 2016 veröffentlichte zweibändige Publikation „Protestanten ohne Protest“, in der sich die Evangelische Kirche der Pfalz kritisch mit ihrer eigenen Geschichte auseinandersetzt. In einer im gleichen Jahr von der Landessynode verabschiedeten Resolution hatte sich die Evangelische Kirche der Pfalz ausdrücklich dazu verpflichtet, eigene Positionen kritisch zu hinterfragen und darüber hinaus Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.

„Wir möchten im Blick auf die gegenwärtige Schülergeneration die in dem Buch geschilderten Erfahrungen für den Unterricht fruchtbar machen“, erklärte der Leiter des Amtes für Religionsunterricht, Kirchenrat Thomas Niederberger. Historisierung solle dabei nicht betrieben werden, betonten Niederberger und die Mitherausgeberin der Publikation „Protestanten ohne Protest“, Archivdirektorin Gabriele Stüber, bei einer Lehrer-Fortbildung im Religionspädagogischen Zentrum (RPZ) in Speyer.

Stüber stellte Zeitzeugnisse der Jahre 1933 bis 1945 vor, die das Zentralarchiv der Landeskirche auch für Schulklassen zugänglich macht. Die Gedenkstättenarbeit in der Region erläuterte der Leiter der Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt, Eberhard Dittus. Mit dem Thema Erinnern und Gedenken aus theologischer und kulturwissenschaftlicher Sicht befasste sich ein Vortrag von Markus Sasse (Bad Dürkheim), staatlicher Fachberater für evangelische Religion. Über die didaktische Umsetzung in der unterrichtlichen Praxis referierte der Vorsitzende des landeskirchlichen Arbeitskreises Kirche und Judentum und religionspädagogische Berater der Evangelischen Kirche der Pfalz, Pfarrer Stefan Meißner.

Der Workshop, an dem Geschichts- und Religionslehrer an Berufsschulen, Realschulen plus und Gymnasien im Bereich der Landeskirche teilnahmen, sei aufgrund der konkreten regionalen Beispiele eine gute Übung für die Unterrichtspraxis gewesen, resümierte Teilnehmerin Christine Veit, die am Albert-Einstein-Gymnasium in Frankenthal u.a Geschichte unterrichtet. „Wir spüren einen Bedarf bei den Lehrerinnen und Lehrern, sich dieser Themen im Blick auf die Erlebniswelt junger Menschen und der aktuellen Debatten anzunehmen“, unterstrich Niederberger.