"Wahrhaft ökumenische Gestalt" 

Kirchenbibliothek erhält Tauler-Sammlung

Martin Bucer schaut zu: Dr. Klaus Bümlein (links), Bibliotheksleiterin Dr. Traudel Himmighöfer und Kirchenpräsident Christian Schad bei der Präsentation der Tauler-Sammlung. Fotos: lk

„Druck von Basel“ aus dem Jahr 1521 mit Predigten Taulers.

Speyer (lk). Die Bibliothek und Medienzentrale der Evangelischen Kirche der Pfalz ist um eine wahre Rarität reicher: Eine rund 30 Bände umfassende Sammlung mit Schriften zu dem Mystiker und Theologen Johannes Tauler (um 1300 bis 1361) hat der frühere Bildungsdezernent der Landeskirche, Oberkirchenrat i.R. Klaus Bümlein, am Montag in Speyer Bibliotheksleiterin Traudel Himmighöfer überreicht.

Tauler sei ein herausragender Prediger und Seelsorger im deutschsprachigen Raum gewesen und fasziniere bis heute, bedankte sich Himmighöfer für die Sammlung, deren ältester Text, der „Druck von Basel“ mit Predigten Taulers, aus dem Jahr 1521 stammt. Der jüngste Band der Sammlung, „Johannes Tauler: Lebenswelt und mystische Lehre“ von Louise Gnädinger, ist 1993 erschienen. Die „großartige Schenkung“ stelle eine weitere Aufwertung der Bibliothek und Medienzentrale in Speyer dar, hob Kirchenpräsident Christian Schad die Bandbreite der landeskirchlichen Einrichtung hervor, die von jahrhundertealten Schätzen bis zum Onlinemedienportal reicht.

Die Schenkung der Tauler-Ausgaben im zu Ende gehenden Jahr des Reformationsjubiläums kommt nicht von ungefähr: Der Augustinermönch und Reformator Martin Luther habe den Straßburger Dominikaner Johannes Tauler sehr geschätzt, erklärte Bümlein. So sei von Luther der Satz überliefert: „Ich habe nämlich weder in der lateinischen noch in unserer Sprache eine heilvollere und mehr mit dem Evangelium übereinstimmende Theologie gefunden.“ Johannes Tauler sei „von seiner Wirkung her eine wahrhaft ökumenische Gestalt“, sagte Bümlein, der die Sammlung im Laufe vieler Jahre zusammengetragen hat. Taulers Werk lasse sich „als ein überraschendes Dokument spiritueller Gemeinschaft zwischen Christen heute lesen“.

Nun finden die wertvollen Schriften im Magazinraum für Altbestände der Bibliothek einen geschützten und gesicherten Platz und können im Lesesaal der Bibliothek eingesehen werden. „Eine echte Bereicherung unseres Altbestandes“, freut sich Himmighöfer über das Geschenk. Denn bisher habe die Kirchenbibliothek nur neuere Veröffentlichungen zu diesem Theologen des späten Mittelalters besessen.