Buß- und Bettag 

Zeichen für Versöhnung und Vergebung

Bischof Hans-Jörg Voigt (links) und Kirchenpräsident Christian Schad haben in Berlin einen Dank- und Versöhnungsgottesdienst gefeiert.

Zeichen für Versöhnung und Vergebung: Bischof Hans-Jörg Voigt (links) und Kirchenpräsident Christian Schad.

Fotos: lk

Berlin/Speyer (lk). Mit einem „Gemeinsamen Wort“ und einem „Brief an die Gemeinden“ haben die Union Evangelischer Kirchen (UEK) und die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) am Buß- und Bettag, dem 22. November, in Berlin ein Zeichen der Versöhnung gesetzt. In einem Dankgottesdienst in der Evangelisch-lutherischen Kirche Berlin-Mitte haben die beiden Leitenden Geistlichen, der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad (UEK) und Bischof Hans-Jörg Voigt (SELK), unter dem Titel „Lasset uns aber wahrhaftig sein in der Liebe…“ (Epheser 4, 15) ein neues Kapitel in der Geschichte beider Kirchen aufgeschlagen.

Kirchenpräsident Christian Schad erinnerte an die Anfänge der „Schuldgeschichte“, als in Folge der preußischen Kirchenunion von 1817 der Widerstand altlutherischer Gemeinden gegen diese Union sogar „mit Mitteln staatlicher Gewalt gebrochen werden sollte“. Dies habe viel Leid und Bitterkeit zur Konsequenz gehabt. Bei vielen Altlutheranern, die heute in der über 33.000 Mitglieder zählenden Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche deutschlandweit organisiert sind, sei diese Erinnerung lebendig. „Um theologischer Genauigkeit willen unterscheiden wir unsere je eigene persönliche Schuld, für die wir Gott heute um Vergebung bitten, von einer Verantwortung für die Schuld, die in der Geschichte unserer Kirchen geschah“, heißt es in dem von Schad und Voigt gemeinsam unterzeichneten „Brief an die Gemeinden“. Und weiter: „Die Schuld der Vergangenheit möge das heutige geschwisterliche Verhältnis von SELK und UEK, ihren Gemeinden und Mitgliedern, nicht mehr belasten.“

Das „Gemeinsame Wort“ und der „Brief an die Gemeinden“ seien Ausdruck eines wahrhaftigen Umgangs mit der Vergangenheit und der Liebe zur Einheit, erklärte Kirchenpräsident Schad. Gleichwohl verhehlten SELK und UEK nicht, dass trotz dieser Verbundenheit und entdeckter Gemeinsamkeiten zwischen beiden noch tiefgreifende Differenzen bestünden, sagte Schad – und nannte als Beispiel, dass die SELK anders als die unierten Kirchen keine Frauen ordiniere. Das „Gemeinsame Wort“ sei deshalb nur „ein Zwischenschritt“ auf dem Weg zu einer möglichen Kirchengemeinschaft. „Als Union Evangelischer Kirchen sehnen wir uns danach, dass wir irgendwann mit Ihnen Abendmahl feiern können“, sagte Schad im Dankgottesdienst am Buß- und Bettag. Zugleich erinnerte er daran, dass etwa bei der Kirchenunion 1818 in der Pfalz, deren 200. Jubiläum die pfälzische Landeskirche im kommenden Jahr feiert, eine Abspaltung der einen oder anderen reformatorischen Konfessionspartei habe vermieden werden können. Nach einer Verständigung über Lehre, Gottesdienst, Unterricht, Kirchenvermögen und Kirchenverfassung habe man schließlich auch gemeinsam das Abendmahl gefeiert.

Hinweis: Die UEK ist ein Zusammenschluss von zwölf Landeskirchen unierten, reformierten und lutherischen Bekenntnisses mit insgesamt 12 Millionen evangelischen Christen. Die SELK ging 1972 aus dem Zusammenschluss bis dahin eigenständiger kleiner lutherischer Kirchen auf dem Gebiet der alten Bundesländer hervor. 1991 trat auch die Evangelisch-Lutherische (altlutherische) Kirche in der früheren DDR der SELK bei.