Vortrag des Kirchenpräsidenten zum Reformationsjubiläum in Einöllen 

Luther – heute

Als Ruf zur Umkehr und geistlichen Erneuerung sei die Reformation eine Bibelbewegung gewesen: Kirchenpräsident Christian Schad bei seinem Vortrag in Einöllen. Fotos: lk

Rund 70 Interessierte kamen zu dem Vortrag: Kirchenpräsident Schad (Bildmitte) flankiert von der Pfarrerin von Einöllen, Iris Schmitt (links), Dekan Matthias Schwarz (rechts) und zahlreichen Gästen.

Speyer/Einöllen. Kirchenpräsident Christian Schad sieht in der Einheit der Kirchen in versöhnter Verschiedenheit die Vollendung reformatorischer Anliegen. In seinem Vortrag in Einöllen zog Schad eine Linie von den Grundanliegen der Reformation zur Aktualität der reformatorischen Botschaft.

Nicht die Spaltung, sondern die Erneuerung der Kirche sei die Absicht Martin Luthers gewesen, so der Kirchenpräsident: „Wir haben gerade heute viel Grund dazu, die bleibenden Unterschiede als Ausdrucksformen einer tiefer liegenden ökumenischen Gemeinsamkeit zu betrachten und verständlich zu machen.“

Als Ruf zur Umkehr und geistlichen Erneuerung sei die Reformation eine Bibelbewegung gewesen. Sie habe Jesus Christus wieder ins Zentrum gerückt. So stelle es auch der Altar der Wittenberger Stadtkirche dar. Das von Lukas Cranach gemalte Altarbild zeige den gekreuzigten Christus in der Mitte. Links sei die hörende Gemeinde zu sehen und rechts der predigende Luther, erläuterte Schad. Luthers Predigt „male“ den Hörern auf diese Weise Christus regelrecht vor Augen.

Der Glaube komme aus dem Hören. Die Kraft des Wortes könne Menschen auch heute verändern. So erklärte der Kirchenpräsident den etwa 70 Interessierten Luthers Theologie. Als von Gott Angesehene käme uns als Person eine unbedingte Würde zu. „Ansehen“ sei für Luther ein anderes Wort für „Gnade“. Sie bringe Menschen immer von Neuem zurecht.

Aus der Gnade als „Ansehen“ sei eine Kultur des Verzeihens abzuleiten. Das reformatorische Bild vom Menschen preise die von Gott dem Einzelnen geschenkte Gerechtigkeit, ziehe aber zugleich die Fehlerhaftigkeit des Menschen ins Kalkül. Diese Einsicht, so der Kirchenpräsident, sei für unsere Gesellschaft heute dringend notwendig. Sie verbinde Zuversicht mit Demut. Beides sei eine wichtige Voraussetzung für mutiges Engagement.

Kirche müsse das Wort Gottes immer wieder neu sagen, so dass es als Gabe und Geschenk verstanden werde. Als von Gott Beschenkte müssten wir uns nicht in konfessioneller Abgrenzung profilieren. Darum werde das Reformationsjubiläum in diesem Jahr als ökumenisches Christusfest gefeiert.

Pfarrerin Iris Schmitt freute sich, dass Kirchenpräsident Christian Schad im Jahr des 500. Reformationsjubiläums die Protestantische Kirchengemeinde Einöllen besuchte. Von seinem Vortrag, so Schmitt, gehe Vergewisserung der evangelischen Christen aus – und zugleich Ermutigung zu ökumenischer Offenheit.