Finissage 

Plastischer und zeitgenössischer Blick auf die Reformation

Künstler Wolf Spitzer, Kirchenpräsident Christian Schad und der Kurator der städtischen Galerie, Franz Dudenhöffer (v.li.), mit den Skulpturen der Reformatoren Philipp Melanchthon, Martin Luther und Johannes Calvin. Foto: Landry

Speyer (lk). Mit einer Finissage ist in der städtischen Galerie Speyer die Ausstellung „Köpfe der Reformation“ von Wolf Spitzer zu Ende gegangen. Die Ausstelllung zeigte Bronzebüsten von Reformatoren und Protagonisten der Pfälzischen Kirchenunion, die der Künstler über eine Spanne von 35 Jahren sowohl in abstrakter als auch gegenständlicher Art geschaffen hat. Kirchenpräsident Christian Schad würdigte das Wirken Spitzers und betonte, dass die Landeskirche mehrere Werke in Auftrag gegeben habe, um den historischen Darstellungen auf Gemälden und Drucken einen plastischen und zeitgenössischeren Blick hinzuzufügen.

Der Kirchenpräsident wies darauf hin, dass in seinem Amtszimmer die Büsten von Martin Luther, Johannes Calvin und Philipp Melanchthon stünden und zwar so angeordnet, „dass sie wie im wechselseitigen Gespräch miteinander scheinen“. Besucher rege die Darstellung und Anordnung der drei Hauptprotagonisten der reformatorischen Bewegung des 16. Jahrhunderts an, über die Reformation in ihrer lutherischen, reformierten und unierten Ausprägung nachzudenken. Der Theologe Luther, der Jurist Calvin und der Philologe Melanchthon spiegelten in der künstlerischen Zusammenstellung auch die Union wieder, die in der Pfalz 1818 „die lange und schmerzlich getrennten reformatorischen Konfessionsparteien zu einer ‚wirklichen Vereinigung‘ geführt hat“.

 Als „Beleg“ für diese Betrachtungsweise zeigte Schad die Kopie eines Ölgemäldes, auf das er im Lutherhaus in Wittenberg gestoßen sei: Calvin – Luther – Melanchthon mit aufgeschlagener Bibel nebeneinander sitzend. Das Originalwerk stamme vom Ende des 16. Jahrhunderts, „dem Beginn des dunklen, konfessionellen Zeitalters“. Der Bildtext laute: „Während sich Melanchthon und Calvin auf Religionsgesprächen treffen, Briefe austauschen und sich gegenseitig schätzen, begegnen sich Luther und Calvin niemals persönlich. Offensichtlich stellt der Künstler den Wunsch nach protestantischer Einheit dar, die es so in der Realität nicht gab.“ Nirgendwo passe die künstlerische Zusammenschau der Köpfe der Reformation besser hin, als in die Pfalz, wo 1818 mit der Vereinigung der lutherischen und reformierten Gemeinden die Union kraftvoll eingeläutet worden sei, erklärte Schad.

Die Ausstellung von Wolf Spitzer war ein gemeinsames Projekt der Stadt Speyer und der Evangelischen Kirche der Pfalz anlässlich des Reformationsjubiläums 2017. Einige der Bronzebüsten werden ab 2. September 2017 in der Reformations- und Unionsausstellung des Stadtmuseums Kaiserslautern zu sehen sein.